Die Holding Graz lud am 7. November 2023 zum zweiten Mal zu einem Unternehmerstammtisch um über die Entwicklung des Straßenumbaus in der Neutorgasse und die sogenannte Innenstadtentlastung zu sprechen. An der Spitze der städtischen Gesprächspartner standen Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) und Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne), um auf die Fragen der Wirtschaftstreibenden auf ihre Art einzugehen.
ZWEITER UNTERNEHMERSTAMMTISCH IM GRAZER KONGRESS
Nachdem bereits am 13. Juli ein erster Unternehmerstammtisch stattfand, lud die Holding Graz nun am 7. November 2023 zum zweiten Mal zu einer solchen Veranstaltung ein, insgesamt ergingen laut Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) ca. 6.000 Einladungen an Grazer Geschäftsleute. Hauptthema des Abends war die Baustelle in der Neutorgasse, denn diese ist aktuell wegen des Straßenbahnausbaus für den Straßenverkehr gesperrt. Die konkreten Zeitpläne bis zur Fertigstellung der Entlastungsstrecke stellte DI Mag.Bertram Werle (Verkehrsplanung Stadt Graz) vor. Die Trasse soll bis November 2025 fertig sein und steht im Zusammenhang mit dem zu bewältigenden zusätzlichen Personenverkehr der mit der Fertigstellung der Koralmbahn (Dezember 2025) erwartet wird.
Um den Unternehmerinnen und Unternehmern zu zeigen, dass die Stadt und ihre Betriebe auch etwas für die Wirtschaft tun, wurden darüber hinaus die Werbemaßnahmen in Bussen und Straßenbahnen besprochen. Die dem Wirtschaftsstadtrat Dr. Günter Riegler (ÖVP) unterstehende Wirtschaftsabteilung präsentierte bei dieser Gelegenheit auch eigene Projekte und Initiativen um das seit den Umbauarbeiten angespannte Verhältnis zwischen Stadt und Wirtschaftstreibenden zu besänftigen. Mag.a Andrea Keimel, die Leiterin der städtischen Abteilung für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung, erläuterte dabei die Möglichkeit für Grazer Betriebe mit Hilfe ihres Teams und Partnerunternehmen Werbefenster zu buchen und Werbespots für die Infoscreens in den Fahrzeugen zu produzieren.
Video: Der zweite Grazer Unternehmerstammtisch fand am 7. November im Grazer Congress statt.
Ebenfalls anwesend war Vizebürgermeisterin Mag. Judith Schwentner (Grüne) welche über die Bauabschnitte rund um den Trassenausbau der Straßenbahn zwischen dem Jakominiplatz und der Annenstraße sprach. Der Leiter der Kommunikationsabteilung der Stadt Graz, Mag.(FH) Maximilian Mazelle, PHD, übernahm einerseits die Moderation und ging andererseits auf die Werbespots auf den Infoscreens und städtische Publikationen wie die Bürger:inneninformation (BIG) ein. Hier wird es mit Grazer Kaufleuten eine Coupon-/Gutschein-Aktion geben, bei der die Coupons gemeinsam mit der Zeitung BIG an die Haushalte verteilt werden.
Obwohl sich die Stadtregierung und die Verwaltung für die gute Projektumsetzung und Kooperationen mit den Wirtschaftsbetrieben entsprechend selbst lobte, bleibt völlig offen, ob mit diesen Maßnahmen der Abfluss von Kaufkraft aus dem Kerngebiet der Stadt Graz gestoppt oder gar die bereits ernsthaft von Abwanderung betroffene und dadurch gefährdete Kernregion beiderseits der Herrengasse wiederbelebt werden kann. Hier bleiben auch die Kritiker laut, welche die politisch gewollte Verkehrsreduktion in der Neutorgasse und deren Umgestaltung zu einer “Flaniermeile” hinterfragen.
KRITISCHE SAALDEBATTE WURDE VERMIEDEN
Eine Frage und Antwort-Runde wie beim ersten Unternehmerstammtisch im 13. Juli 2023, gab es diesmal nicht. Das Podium löste sich gleich nach den Eingangsstatements auf. Die Verantwortlichen verteilten sich daraufhin im ganzen Saal und gingen an einzelnen Tischen auf die Fragen der geladenen Wirtschaftstreibenden ein.
Video: Der erste Unternehmerstammtisch sorgte in Wirtschaftskreisen für Diskussionen, die kritische Debatte brachte die Stadtregierung unter Zugzwang.
Bei der ersten Veranstaltung im Juli gab es eine ca. 70 minütige Fragerunde die aufgrund des Spannungsverhältnisses rund um den Trassenbau für die Straßenbahn zu Kontroversen führte. Die damals bereits aufgeheizte Stimmung und der Ärger über die Baustelle in der Neutorgasse wurden zu diesem Zeitpunkt durch von politischer Seite her nur unzureichend kommunizierte zukünftige Verkehrskonzepte zusätzlich befeuert.
Anscheinend war es beim zweiten Anlauf des Unternehmerstammtisches nun Ziel von Holding Graz, Stadtregierung und Verwaltung von vornherein zu deeskalieren und nicht durch eine Fragerunde mit kritischen Fragen einen negativen Spin in die Veranstaltung zu bringen. Ob diese Taktik aufgegangen ist oder nur einen Kalmierungsversuch darstellt um die Geschäftsleute zu besänftigen, wird man erst in den nächsten Wochen und Monaten sehen.
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