Mit der AW169 Lion erhält das österreichische Bundesheer einen der modernsten Hubschrauber-Typen in der 5 Tonnen-Klasse. Der leichte bis mittlere Transport- und Mehrzweckhubschrauber wird in zwei Varianten geliefert und die österreichischen Luftstreitkräfte erstmals auch mit der Fähigkeit ausstatteten, Luftunterstützung mit ungelenkten und gelenkten Raketen zu geben.

LEONARDO AW169 – NEUE LÖWEN FÜR DAS BUNDESHEER

Am 3. März 2023 fand am Fliegerhorst „Fiala Fernbrugg“ in Aigen im Ennstal (Steiermark) die feierliche Übergabe des zweiten Hubschraubers vom AW169B „Lion“ (zu Deutsch: Löwe) statt.  Das Bundesheer kauft vom italienischen Hersteller Leonardo insgesamt 36 AW-169 die bis 2028 zulaufen und insgesamt 873 Millionen Euro kosten werden.

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Bild: Verteidigungsministerin Klaudia Tanner übergibt den zweiten Hubschrauber an die Truppe.

Die Geschichte um die Beschaffung der neuen Hubschrauber-Flotte dauert jedoch schon etwas länger an. Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) setzte sich im ersten Regierungsjahr (2018) der Schwarz-Blauen Bundesregierung (Kabinett Kurz I) mit seiner Forderung für einen Ersatz der Alouette III gegen den Koalitionspartner ÖVP durch und bekam das Mandat den Evaluierungs- und Ausschreibungsprozess zu starten. Das Bundesheer erhielt dafür bereits im Jänner 2019 die finanziellen Mittel zugesprochen und kurz darauf begann die Suche nach einem neuen Hubschrauber.

Damals war auch noch eine gemeinsame Beschaffung mit der Polizei angedacht, von diesem Vorhaben war man bei der Vertragsunterzeichnung im Dezember 2021 nach eingehender rechtlicher Prüfung wieder abgerückt. Dies hat aber der „Mission Vorwärts“ von der nunmehrigen Verteidigungsministerin Mag. Klaudia Tanner (ÖVP) keineswegs geschadet.

FESTAKT FÜR DEN NEUEN HUBSCHRAUBER

Dem Festakt wohnten zahlreiche Honorartoren wie etwa Verteidigungsministerin Mag. Klaudia Tanner (ÖVP), Landesrat Johann Seitinger (beide ÖVP), Generalmajor MMag. Harald Vodosek und Brigadier Mag. Gerfried Promberger (beide Bundesheer) sowie zahlreiche andere Gäste aus dem In- und Ausland bei. So waren etwa der Bezirkshauptmann von Liezen Dr. Christian Sulzbacher und Vertreter des italienischen Rüstungskonzern Leonardo sowie der italienischen Streitkräfte anwesend.


Video: Beim Festakt wurde nicht nur die neue Maschine gepriesen sondern auch die Bedeutung des Fliegerhorstes Aigen im Ennstal gewürdigt.

Der Feier folgte das sogenannte „Fly-In“, also die symbolische „erste“ Landung der neuen AW169 Lion am Fliegerhorst Aigen, mit anschließender „Wassertaufe“. Die von Brigadier Mag. Wolfgang Luttenberger (Leiter des Kommando der Luftunterstützung) geflogene Maschine machte dabei zuerst eine Platzrunde und flog dann zur „Dusche“ ein, dabei fliegt die Maschine wenige Meter über dem Boden durch einen von zwei Löschfahrzeugen erzeugten Wasservorhang. Dies ist ein international übliches Ritual, um etwa die Einführung eines neuen Flugzeuges oder den Beginn eines neuen Linienverkehrs zu zelebrieren.


Video: Der neue Hubschrauber bekam nach einem ersten Flug über den Fliegerhorst einen feuchten Empfang.

Nach der anschließenden Landung wurde das neue Bordbuch durch die Verteidigungsministerin an die Piloten übergeben und die Maschine durch die Gäste gründlich inspiziert.

Danach durften mehrere Journalisten und Kameraleute, unter anderem auch ein Redakteur von Inside Politics, bei einem ca. 20 Minuten langen Rundflug teilnehmen. Dabei wurden auch die Leistungen und Fähigkeiten des neuen Modells erläutert.

48 HUBSCHRAUBER FÜR ZWEI FLOTTEN

Mit dem AW169 „Lion“ kommt es zu einer Vereinheitlichung der Hubschrauber-Flotte. Zwar wird das Bundesheer heuer noch fünf verschiedene Typen an Helikoptern betreiben, aber bereits Ende 2023 werden die fünfzehn verbliebenen Alouette III ausgephast. Bis 2028 werden auch die AB212 „Twin Huey“ und die OH-58 „Kiowa“ in den verdienten Ruhestand entlassen. Danach sind nur noch die AW169 und der S-70 „Blackhawk“ im Einsatz. Dabei ist zu erwähnen, dass eine zweite Staffel Blackhawk mit zwölf neuen Maschinen eines neueren Bauloses (Blocks) noch beschafft werden soll. Somit könnte es auch hier bei der Wartung zwischen alten und neuen Maschinen zu Unterschieden kommen, weswegen man von 2 1/2 Flotten sprechen könnte.

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Bild: Brigadier Wolfgang Luttenberger erklärt Journalisten die technischen Merkmale des neuen Hubschraubers.

So werden in den nächsten fünf Jahren im Schnitt sieben neue Lion pro Jahr an die Staffeln in Aigen im Ennstal (Steiermark) und Langenlebarn (Niederösterreich) ausgeliefert.

Davon gehören 12 der Schulungsversion AW169B an und werden als Verbindungs und Transportmaschinen zum Einsatz kommen. Die weiteren 24 AW169MA sind Teil der Military-Advanced Variante, diese werden mit Missionsmodulen für unterschiedliche Einsatzzwecke wie etwa die Aufklärung oder die bewaffnete Feuerunterstützung aus der Luft ausgestattet sein.


Video: Der „Airchief“ (Kommandant) der österreichischen Luftstreitkräfte, Brigadier Mag. Gerfried Promberger, gab Auskunft über die Fähigkeiten der neuen Hubschrauber und die Zukunft des Stützpunkts Fiala Fernbrugg in Aigen.

Darüber hinaus wird eine Fliegerwerft zur Instandsetzung aller Helikopter am Stützpunkt Fiala Fernbrugg in Aigen für einen Betrag von ca. 40 Millionen Euro errichtet. Hinzu kommt auch ein Simulator, somit stehen den Heerespiloten künftig zwei Trainingseinrichtungen in Aigen und in Langenlebarn zur Verfügung. Die insgesamt drei Staffeln werden auf eine Schul-Staffel (Langenlebarn) und zwei Einsatz-Staffeln (eine in Langenlebarn, eine in Aigen) aufgeteilt.

MEHRZWECK-HUBSCHRAUBER FÜR ALLE LEBENSLAGEN

Die Hubschrauber können abhängig für die jeweilige Aufgabe, etwa für die Feuerunterstützung aus der Luft, sowohl mit einem Maschinengewehr (12,7mm) und mit in Abschuss-Containern gelagerten ungelenkten und gelenkten Raketen (70mm) als auch als Aufklärer mit erweiterten Radar- und Infrarot-Sensor-Modulen ausgerüstet werden. Doch auch für Evakuierungen, Katastropheneinsätzen sowie Material- und Krankentransport eignen sich die Lions. Außerdem ist geplant, dass das Jagdkommando und andere Einheiten des Bundesheeres den Hubschrauber für den Transport und das Absätzen in Einsatzgebieten nutzen sollen.

Bild: Die Applikationen erinnern an Reisebusse, tatsächlich bietet der neue Hubschrauber den Passagieren mit Leselampen und einer einstellbaren Lüftung ähnliche Annehmlichkeiten.

Die Innenausstattung weißt weiters eine Lüftung und Leselampen auf, damit scheint der AW169 nicht ausschließlich nur für die oben angegebenen Einsätze sondern auch als VIP-Transporter für Politiker und höhere Beamte gedacht zu sein.

Die AW169 kann zudem für Löscheinsätze eingesetzt werden und mit ihrer max. Zuladung von ca. 2200kg (max. Startgewicht 4800kg) zwei- bis dreimal soviel Wasser transportieren wie eine Alouette III die max. 1050kg zuladen konnte. Auch können nun, neben den beiden Piloten, bis zu 10-12 Passagiere zusteigen, beim Vorgänger fanden zuzüglich zur zweiköpfigen Crew max. fünf weitere Personen Platz. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 283km/h und 816km Reichweite, kann der Hubschrauber Strecke von Bregenz bis nach Hainburg an der Donau einer Tankfüllung in knapp zwei Stunden zurücklegen und könnte dann noch bis nach Aigen im Ennstal weiterfliegen.

AW169-Bundesheer-Cockpit
Bild: Das Cockpit des AW169 ist vollkommen digitalisiert. Die Piloten können je nach Situationen verschiedene Daten abrufen und die Bildschirme etwa auf andere Menüs oder die Kameras umschalten.

Die zeitgemäße und vollkommen digitale Avionik ermöglicht die Erfüllung aller Einsatzaufgaben auch bei Nacht sowie schlechten Witterungsbedingungen. Dabei helfen dem Hubschrauberführer Abstandswarner für feste und mobile Objekten/Hindernissen sowie ein moderner Autopilot bei der Arbeit in der Luft.

Somit erhält das Bundesheer, laut Brigadier Luttenberger, als erste Armee (gemeinsam mit den italienischen Streitkräften), das modernste Gerät seiner Klasse, einen Umstand seinen mehr als 40 Jahren Dienstzeit bisher nicht erlebt hat.

BIS BALD,
EUER SIVIC

INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…

VonSivic

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