Weihnachtsbotschaft von Bischof Wilhelm Krautwaschl – Katholische Kirche Steiermark

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Auch dieses Jahr geben die christlichen Glaubensgemeinschaften ihren Gläubigern Weihnachtsbotschaften für die Festtage mit. Auf der Webseite des ORF-Steiermark erschien auch jene des katholischen Bischofs Wilhelm Krautwaschl (Diözese Graz-Seckau), die wir an dieser Stelle ebenfalls übernehmen und unseren Leserinnen und Lesern zur Verfügung stellen wollen.

Weihnachtsbotschaft von Bischof Wilhelm Krautwaschl

Liebe Steirerinnen und Steirer!

Frohe Weihnachten wünsche ich Ihnen.

Ein ereignisreiches Jahr ist sehr schnell vorübergezogen. Und ein schwieriges Jahr. Verunsicherung, Ängste und das unangenehme Gefühl, dass die Zukunft weiter schwierig sein könnte, prägen das Leben vieler Menschen in unserem Land.

Ich möchte nun aber nicht über Schwieriges sprechen. Damit sind wir ohnehin viel zu oft beschäftigt. Ich möchte mit Ihnen gemeinsam entdecken, dass es zu viel Gutes gibt, um vom Negativen überwältigt zu werden. Dass es viel Licht gibt trotz der Schatten, die uns bisweilen bedrückt. Dies zu sehen, hat Papst Franziskus uns österreichische Bischöfe unlängst in Rom ermuntert.

In der Kirche stehen wir derzeit mitten in einem „synodalen Prozess“. Was etwas sperrig klingt, ist eine alte, aber vielfach vergessene Form von Beteiligung. Es geht zunächst um das offene, vorurteilsfreie Zuhören, was einfach klingt und schwierig ist. In unserer Diözese kam dabei einiges zutage, von dem sich herausstellte, dass es in allen Diözesen in Österreich und sogar darüber hinaus wichtig ist: Die Rolle der Frauen, die von manchen Gruppen erfahrene Ausgrenzung, zeitgemäße, ja moderne Formen der kirchlichen Feier, überhaupt die Rolle der Kirche in der Gesellschaft.

Dieser synodale Prozess, den Papst Franziskus ins Leben gerufen hat, möchte in uns eine Haltungsänderung bewirken – hin zu einem respektvollen Miteinander in Kirche für die Gesellschaft. Als Höhepunkte des weltweiten synodalen Prozesses stehen zwei internationale Treffen in Rom im Oktober 2023 und 2024 am Programm.

Erfreulich groß war dann auch die Beteiligung bei der Pfarrgemeinderatswahl. Obwohl wir beobachten, wie der gesellschaftliche Zuspruch zu Institutionen abnimmt – zu Parteien, Vereinen, Medienhäusern, ja auch zur Kirche – haben sich viele alte und neue Kandidatinnen und Kandidaten gemeldet und bereit erklärt, aktiv am Gelingen ihrer Pfarrgemeinden mitzugestalten. Eine lebendige Pfarre ist ein Ort, an dem man Freude und Trauer teilt, an dem man gemeinsam betet und feiert, ein Ort, der Halt und Hilfe gibt. Leben aus und mit dem Glauben und damit getragen von Hoffnung ist gerade in unseren Zeiten wichtig. Als Teil der katholischen Kirche sind Sie nicht allein, denn Gott ist mit uns. Das vielfältige, kirchliche Leben in Pfarren, Gemeinschaften oder auch in Bildungs- und caritativen Einrichtungen gibt unserem Dasein festen Boden unter den Füßen.

Der Überfall auf die Ukraine hat uns vor Augen geführt, dass die Sicherheit fragil ist und leicht aus dem Gleichgewicht kommen kann. Gleichzeitig hat der Krieg gezeigt, dass man auf Österreich zählen kann, wenn Not da ist. Die Hilfsbereitschaft für Flüchtende war und ist überwältigend. Unserem kirchlichen Weihnachtsmotto „Du bist Licht“ folgend, wurden viele Menschen Licht für andere; nicht nur für Flüchtende aus der Ukraine, sondern auch im Land selbst. Ich möchte allen ein herzliches „Vergelt’s Gott“ sagen, die Licht für andere waren oder sind. Sie alle sind der Grund dafür, dass die Dunkelheit sich nicht durchsetzen kann und auch nicht wird.

Einen anderen Grund, warum nicht die Finsternis die Oberhand behält, sondern das Licht, feiern wir in diesen Tagen: Die Geburt Jesu. Der Beginn des Johannes-Evangeliums in einer Art Hymnus mit beinahe philosophischem Inhalt macht das deutlich:

„Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, in ihm war Leben und das Leben ist das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.“

Wie eine einzige Kerze in einem dunklen Raum eher die Finsternis verdrängt und wegschiebt, als von dieser verschluckt zu werden, kam mit Jesus ein unbändiges Licht in die Welt. Ein Licht gegen die Finsternis. Mit Jesus kam die Fülle, die Gnade, die Zusicherung, dass niemand verloren oder verworfen ist und dass wir stets hoffen dürfen.

Ja, wir dürfen hoffen. Wir dürfen zuversichtlich sein. Wir dürfen darauf vertrauen, dass es Gott gut mit uns meint. Das Weihnachtsfest verdeutlicht das. „Werft Eure Zuversicht nicht weg.“ – Dies haben wir Bischöfe in unserem Adventhirtenwort allen zugesagt. Zuversicht ist eine von Gott geschenkte Kraft, die neue Energien des Herzens freilegt. Zuversichtliche Menschen stärken sich gegenseitig und wirken heilsam auf ihre Umgebung. Zuversichtliche Menschen sind Licht für andere.

Bleiben Sie also zuversichtlich. Und scheuen Sie sich nicht, Ihre Sorgen Gott im Gebet anzuvertrauen. „Gott hat sein Ohr an Deinem Herzen.“ Das schrieb der hl. Augustinus so treffend über Gottes Beziehung zu uns Menschen. Gott hört uns. Gott erhört uns.

Ich wünsche Ihnen segensreiche Tage jetzt rund um Weihnachten und ein gutes Jahr 2023.

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