Addendum-Siebensterngasse-Wien-1070-Redaktion

“We put the END in AddENDum”, so kommentierte die Redaktion der Rechercheplattform Addendum auf Twitter, die heute von Dietrich Mateschitz angekündigte Einstellung des Magazins Ende September. Inside Politics lässt die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen noch einmal Revue passieren.

ADDENDUM – DIE RECHERCHEPLATTFORM EINES MILLIARDÄRS

In der Siebensterngasse 21 im siebenten Wiener-Gemeindebezirk findet sich unscheinbar in einer ehemaligen Bankfiliale die in schwarz, weiß und betongrau gehaltene Redaktion der Rechercheplattform Addendum. Die Innenräume versprühen dabei den modernen Charme eines Büros im Silicon Valley, inklusive Gemeinschaftsgarten.

Addendum ist Teil der Quo Vadis Veritas-Stiftung (QVV), die wiederum wie die gleichnamige Redaktions-GmbH von Michael Fleischhacker (Geschäftsführer und Chefredakteur) und Niko Alm (Geschäftsführung) geleitet wird. Geldgeber ist Red Bull-Chef und Mäzen Dietrich Mateschitz.

Ziel des Projektes ist es, unabhängig von wirtschaftlichen Zwängen, eine Medienplattform aufzubauen die nach dem Motto “Das was fehlt” Dinge aufarbeitet, die bislang in der Berichterstattung nur eine geringe Rolle spielten. Dabei wurden in den letzten Jahren mittels detaillierter Großrecherchen etwa Entscheidungswege der Politik, also das Innenleben des Rechtsstaates und des Parlamentarismus sowie via grafischer Darstellungen Kennzahlen zur intransparenten Verwaltung in Österreich offengelegt.

Das 57 Mitarbeiter umfassende Team deckt dabei einen breiten Bogen von Aufgaben ab und bietet dem geneigten Leser, von Datenanalysen über Videobeiträge bis hin zu kleinlichst recherchierten Hintergrundberichten, hochwertige Berichterstattung.

TIEFENRECHERCHEN VOM DATENSCHUTZ BIS ZUR CORONAKRISE

Durch langwierige Tiefenrecherchen gelang es etwa einen Datenschutz-Skandal bei der österreichischen Post aufzudecken und die familiären Verbindungen von Ex-Bundeskanzler Christian Kern zum Wiener Startup-Hub Wexelerate aufzuzeigen (auch basierend auf Artikeln von Fass ohne Boden). Zwar gelang es nicht lückenlos darzustellen an wen alles Österreichs Gemeinden Sport- und Kulturförderungen ausschütten, doch führte die von manchen an Addendum verrechnete “Auskunftsgebühr” zu einer Transparenzdebatte.

Addendum Wahl 2017 Martin Thür Josef Pröll
Bild: Addendum begann mit der Nationalratswahl 2017 den Betrieb aufzunehmen. Der heutige ZIB-2-Moderator Martin Thür – im Gespräch mit Josef Pröll – gehörte 2017 zur Stammbesatzung.

Auch mit der erst letzte Woche veröffentlichten Serie zum “Fall Lopatka”, den Recherchen rund um Auftragsvergaben in der noch laufenden Coronakrise, Beiträgen über die Covid-Gesetze und der Dokumentation des Abstimmungsverhaltens im Nationalrat via Politometer brachte das Magazin Themen zutage, die andere Medien in dieser Form bislang nur vorsichtig anrissen.


Video: Moritz Moser ist innerhalb der Addendum-Redaktion ein Spezialist für Verwaltungsrecht. Inside Politics gegenüber stand er im April 2020 zu den Covid-19-Verordnungen Rede und Antwort.

Addendum kooperierte zudem mit anderen Medien, so arbeitete die Redaktion zum Beispiel mit dem Falter und Neuwal zusammen. Im Jänner 2019 veröffentlichten die Redakteure Matthias Dechant und Moritz Moser außerdem einen Bericht mit dem Titel “Österreichs zahnlose Medienbehörde”, dieser wurde auf Basis von Recherchen von Inside Politics erstellt.

Das Team rund um Michael Fleischhacker hatte sich mit einem erheblichen Einsatz von Arbeit und Mitteln somit sehr schnell einen fixen Platz am österreichischen Medienhimmel erarbeitet.

PRESSEAUSSENDUNG: AKTIVITÄTEN VON ADDENDUM WERDEN EINGESTELLT

Doch nun kommt das Ende schneller als erwartet, Dietrich Mateschitz hat in einer Presseaussendung heute das Ende der Plattform angekündigt.
Letztendlich konnte Addendum die in das Projekt gesteckten Erwartungen nicht erfüllen, zudem ist die Plattform wirtschaftlich nicht rentabel und ohne das Geld des Spenders nicht finanzierbar. Die 57 Angestellten werden daher demnächst beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet und der Redaktionsbetrieb bereits Ende September 2020 beendet.

Die Entscheidung wird daher auch so begründet:

Salzburg (OTS) Nach eingehender, von wechselseitiger Wertschätzung geprägter Diskussion sind Dietrich Mateschitz als Stifter der Quo Vadis Veritas Privatstiftung und Michael Fleischhacker als Geschäftsführer der Quo Vadis Veritas Redaktions GmbH zu dem einvernehmlichen Entschluss gekommen, die Aktivitäten der Stiftung und die Rechercheplattform Addendum einzustellen. Der Grund dafür ist, dass es trotz erheblichen Mitteleinsatzes und einer Reihe erfolgreicher und relevanter Rechercheprojekte insgesamt nicht gelungen ist, die Zielsetzungen der Stiftung in ausreichendem Maß zu erfüllen und Dietrich Mateschitz beabsichtigt, die von ihm unterstützten journalistischen Aktivitäten stärker auf lösungsorientierte Projekte jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen zu konzentrieren. (Quelle: Apa-OTS, 4. Aug. 2020)

Ob die Einstellung von Addendum auch Auswirkungen auf ServusTV haben könnte, bleibt vorerst abzuwarten. Denn seit der Absetzung des Magazins Factum im letzten Jahr, gibt es kaum Überschneidungen zwischen den beiden Medienprojekten, wie wohl der von Michael Fleischhacker moderierte “Talk im Hangar 7” von der Addendum-Redaktion betreut wird.

Weiters wird sich zeigen, ob der Markt knapp 60 Redakteure, PR- und IT-Mitarbeiter aufnehmen kann, denn insbesondere die Medienbranche wurde durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise schwer getroffen.

BIS BALD,
EUER SIVIC

INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…
[paypal_donation_button]

VonSivic

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert