Grüß euch!
Anscheinend, brennen die Leute darauf dass ich etwas schreibe, sonst könnte ich mir die hohe Zugriffsstatistik von Gestern nicht erklären.
Ja dann, fangen wir gleich einmal wieder an:
Normalerweise tritt der Österreicher auf die Seiten, denkt sich san Teil und lasst die Anderen streiten. Dieses Zitat von Grillparzer ist natürlich typisch für die österreichische Mentalität, andererseits man muss ja sagen, im Bezug auf die Krim, haben wir ja auch eine “historische” Verantwortung, denn mit der “Neutralität” Österreichs während des Krimkrieges und seinem zweifelhaften und unklaren Verhalten, hat sich die damalige Regierung ja nicht nur den Groll der Russen und der Alliierten (Frankreich, Groß Britannien, Osmanisches Reich) gleichermaßen zugezogen, sondern gleich auch noch in die Zahlungsunfähigkeit und damit in den Staatsbankrott katapultiert, ja die Jugendsünden Franz Joseph’s (Neoabsolutismus, ich kann mir dann wieder was anhören) sind ein Kapitel über das selbst die Republik Österreich schweigt.
Zur Ukraine im hier und jetzt, sind aber zwei Dinge zu sagen:
Erstens, glaubt nicht der westlichen Propaganda.
Zweitens, glaubt nicht der russischen Propaganda.
Es ist ja nichts neues, die Russen spielen die Opferrolle, die Ukraine spielt das bedrängte westlich orientierte Land, was von den Russen daran gehindert wird (Schulden, politische Machtnahme, Faschisten aus Kiew vertreiben, Gashahn zudrehen, usw., usf.,) sich dem Westen anzunähern. Es ist aber tatsächlich gewaltig was da jetzt im Moment passiert, ein großes Spektakel, der Extraklasse und damit ein gefundenes Fressen für die Medien.
Die Russen fahren auf jeden Fall das ganze Programm durch, dass da schon einmal das ukrainische Flaggschiff die falsche Flagge setzt, der Marinechef einen Schwur auf die Krim-Verfassung abgibt, die Russen nicht markierte Soldaten rund um die ukrainischen Militärstützpunkte aufstellen und einige Truppenteile auf die russische Seite überlaufen, hat mit der menschlichen Mathematik des Überlebenswillens, oder ganz einfach mit Logik zu tun, wer will denn schon sich im eigenen Hafen versenken lassen, wenn der potentielle Gegner im Verhältnis 5:1 vor Ort ankert und der Kreuzer Ukrayina (Slawa Klasse), der einmal das neue Flaggschiff werden soll, noch immer nicht fertig ist, zum Budgetproblem komme ich aber noch, weil das ist alles nur das Tüpfelchen auf das i.
Ich bin in meiner Zeit auf der Uni einigen ukrainischen Studenten begegnet, es liegt auf der Hand, dass diese eher eine ukrainische / russische Geschichtsschreibung kennen, oder eine größere Nähe zur russischen Förderation als zum Westen Europas haben, als dies die westlichen Medien derzeit darstellen. Irgendwie auch logisch, man hat Verwandte in Russland, der Kommunismus ist noch nicht solange her und die kulturelle, geschichtliche und wirtschaftliche Verbindung kann man nicht einfach mit dem “Reset-Button 1991” auslöschen und verleugnen, das ist alles westliches Wunschdenken und der Grund dafür warum die Russen gegen uns Stimmung machen.
Es gibt aber natürlich abhängig von den Regionen unterschiedliche Meinungen und andere Ansätze, eine polnische Vorherrschaft im Westen wird man sich aber nicht wieder wünschen, doch darf man die Ukraine nicht in West und Ost trennen, ein Tiroler hat schließlich auch einen anderen Blickwinkel auf die “Süd-Tiroler Frage”, als ein Niederösterreicher, oder Burgenländler.
Die Ukrainer sehen sich durchwegs als Europäer. Um Europäer zu sein muss man aber auch nicht unbedingt in Brüssel sitzen, weil EU ist nicht gleich Europa. Die Union gilt jedoch als wirtschaftliches Erfolgsmodell und als demokratisches Vorbild, ich kann aber den Ukrainern raten ihren eigenen Weg einmal zu gehen, egal wie blutig dieser sein mag.
Das die neue ukrainische Regierung aber im Falle eines Krieges mit Russland Selbstmord betreibt, liegt wohl auch sehr Nahe, die ukrainischen Streitkräfte sind nicht nur nominal und technisch unterlegen sondern auch fahrlässig unterfinanziert.
Die Ukraine hat den chaotischen Zustand der 90er Jahre (die große Katastrophe) noch immer nicht wirtschaftlich und sozial verdaut, mitunter auch einer der Gründe für den Unmut der Bevölkerung und die Ausschreitungen, egal ob die jetzt von Faschisten angezettelt und unterstützt wurden, wie es vielfach von russischer Seite behauptet wird oder nicht.
Das Heeresbudget hat sich zwar im Vergleich zu den 600 Millionen des Jahres 2005, auf 1,9 Milliarden Dollar (fragt nicht was die Rekruten, Berufssoldaten und Offiziere dort verdienen) im Jahr 2012 verdreifacht, jedoch ist das sogar geringer als der österreichische Heeresetat über den alle jammern (aber vergleicht bitte keine Äpfeln mit Birnen) und die Ukrainer haben derzeit 190.000 Mann als Friedensstärke die sich auf Armee, Luftwaffe, Marine und Zivilpersonal verteilen, Übergelaufene und gerade einberufene Reservisten (gehören auch nicht zur Friedensstärke) sind nicht eingerechnet.
Wie geht es nun weiter?
Was ich mir persönlich vorstelle, ist eine Mischung historisch bekannter Tatsachen, die Amerikaner werden wieder groß brüllen, die Türken sperren wieder wie bereits 2008 im Georgien-Krieg die Dardanellen (also die Meeresenge die durch Istanbul geht und das Schwarze Meer mit dem Mittelmeer verbindet), Polen, die Slowakei, Ungarn und Rumänien (alles Nato-Staaten) schließen vielleicht die Grenze zur Ukraine, die Galizier (Lemberg Connection, wir erinnern uns, da war mal was in der österreichischen Geschichte) warten ab, oder machen vielleicht auf Unabhängigkeit. Die EU schaut wieder ratlos zu und tut in bester österreichischer Manier (Krimkrieg) so als ob sie was tun würde, ohne was zu tun und wird dann wieder als schwarzer Peter deklariert der die antidemokratischen und pro-faschistischen Kräfte fernlenkt und finanziell unterstützt.
Die Russen werden die Chance nutzen und die Krim annektieren, oder auf “Ich stimme mit JA” machen und nach erfolgter Besetzung (Sicherung des Operationsraumes) eine “freie” Abstimmung (Österreich 1938 klimperts schon? Aber ja wir sind ja keine Opfer, sondern nur Täter. Böser Sivic schalt dein Hirn aus, rufen jetzt wieder einige) über den Verbleib der Krim abhalten.Und wenn Sie ganz lustig sind drehen sie den Spieß um und fahren bis nach Kiew und basteln das ganze wieder um, so wie es sich demokratisch gehört, aber sie könnten auch nur auffahren und ihnen die Bedingungen des “guten” Auskommen’s erklären.
Man darf halt nicht vergessen, Putin geht es augenscheinlich auch darum einen taktischen Vorteil bei der Neuverteilung der Macht in der Ukraine zu erhalten. Die Krim als Pfand ist ein Druckmittel das kann man nicht abstreiten, Land gegen Kohle, oder Schuldenerlass ist eine historisch gewachsene und bewährte Art der Konfliktbereinigung (Alliierte Besetzung des Rheinlandes nach dem ersten Weltkrieg). Die Russen können halt gut argumentieren, wenn auf einmal die Amtssprache Russisch verboten werden soll, Moskau hätte eigentlich auch die Kredite fällig stellen können, aber eine Kanone im Vorgarten ist halt schon ein sehr gutes Verhandlungsargument um den möglichen Gegner an Verhandlungstisch zu bringen. Außerdem geht es einmal mehr um “Prestige”, wenn es heißt, “unser Präsident hat den Amerikanern und ihren westlichen Dominions die Hörner gezeigt und die Eier abgeschnitten”, taumeln die Russen zu tausenden auf den Straßen und geben sich damit zufrieden (westliche Darstellung), während die wirtschaftliche Situation bei Mutter Russland ja nach wie vor nicht gerade rosig ist, aber es ist nichts billiger als Außenpolitik zu machen, die von innenpolitischen Problemen ablenkt, das machen die Hrn. Obama und Putin beide sehr gut.
Ein Hinweis zum Schluss:
Die Russen und Ukrainer wollen einfach ihre Ruhe, sie wollen in Frieden leben, ihren Kindern eine Zukunft geben und genauso wie wir Wohlstand erleben und stolz auf die Errungenschaften des eigenen Landes sein, unterscheidet sie das in irgendeiner Weise von uns, ja das mit dem Stolz ist dem Österreicher in all seiner Konsequenz fremd, aber das ist eine andere Geschichte, schließlich sind sie ja auch nur Russen / äh Menschen.
Zum Abschluss, im Gegensatz zu Fefe, der hier meiner Meinung nach Stellung für Russland bezieht, sage ich es mit Bertha von Sutthner und versuche eine “neutrale”, oder zu mindestens beobachtende Stellung einzunehmen, also: “Völker legt die Waffen nieder!”