Die Causa Sturm und Stadion bewegt momentan die Grazer Stadtpolitik und wird dabei zunehmend zum Politikum. Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) reagiert noch abwartend und strebt kein Mischeigentum an, die Oppositionsparteien ÖVP, KFG und NEOS zeigen sich hingegen gesprächsbereit und wollen eine Sondersitzung des zuständigen Ausschusses. Wir sprachen über das Thema mit den Verantwortlichen der Stadt Graz.
KAUFANGEBOT VON STURM WIRD ZUM SOMMER-POLITIKUM
Nicht nur in der Fußball-Bundesliga ist die Sommerpause zu Ende, auch in der Grazer Stadtpolitik hat sich eine Debatte um die sogenannte Zwei-Stadien-Lösung für die städtischen Sportclubs SK Puntigamer Sturm Graz und GAK entwickelt. Diese köchelt schon seit 2019 und war bereits mehrfach Bestandteil unzähliger Diskussionen. Damals stieg der GAK wieder in die zweite Liga auf und wurde nach jahrelanger Abstinenz zu einem Profi-Fußball-Club. Seitdem wird in Graz in regelmäßigen Abständen über die Notwendigkeit einer zweiten bundesligatauglichen Spielstätte debattiert.
Hinzu kommt, dass der SK Puntigamer Sturm Graz 9.550 und der GAK 1.300 Mitglieder zählen, was beiden Vereine eine politisch relevante Größe verleiht.
Das ist auch den Akteuren im Grazer Gemeinderat klar, weswegen die Stadien-Debatte über die letzten Jahre immer wieder sportpolitisches Thema war und bei Gemeinderats- und Landtagswahlen gerne ausgespielt wurde. Dabei stehen sich in dieser emotional geführten Debatte die politischen Parteien teils konträr gegenüber. Die Initiative von Sturm-Präsident Christian Jauk das Stadion nun kaufen zu wollen sorgt erwartungsgemäß für hitzige Diskussionen und gegenseitige Schuldvorwürfe zum Stillstand im Ausbau der Sport-Infrastruktur innerhalb des Grazer Gemeinderats.
Während die von der KPÖ geführte Stadtregierung einen Mischbesitz (Grund Stadt, Baurecht Sturm) ablehnt, sprachen sich die Oppositionsparteien ÖVP, KFG und NEOS, via Presseaussendung, für eine offene und faire Debatte über die Zukunft des Profi-Fußballs in Graz aus.
STADT GRAZ NIMMT STELLUNG ZU STURM UND DER STADION-DEBATTE
Inside Politics nahm daher mit den zuständigen Stellen Kontakt auf und stellte eine Anfrage an das Bürgermeisteramt der Stadt Graz. Dieses gab die Fragen an die jeweils verantwortlichen Personen, Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ), sowie den Leiter des Sportstätten-Management, Gerald Pototschnig, weiter. Da die Beantwortung im Sinne der „Stadt Graz“ und ihrer Verwaltung erfolgte, wird diese auch als Antwortgeber angeführt.
INSIDE POLITICS: Welche von der UEFA vorgegebene Kategorie erfüllt aktuell das Stadion Liebenau?
STADT GRAZ: Die Merkur Arena ist ein sogenanntes 4-Sterne-Stadion, d.h. höchste UEFA-Kategorie. Diese Kategorie wurde von der UEFA – lt. Information des SK Sturm – auch aktuell bestätigt.
INSIDE POLITICS: Liegen die Schreiben, welche der SK-Sturm Graz von der UEFA erhalten hat, auch der Stadt Graz vor? Wurden diese vom SK-Sturm oder der UEFA an die zuständigen Stellen der Stadt Graz übermittelt? Wenn ja, würden Sie diese vorlegen und veröffentlichen?
STADT GRAZ: Nein, weder Stadt Graz noch dem Stadion-Management liegen die Schreiben der UEFA zur Entscheidung bzgl. Champions-League-Einstufung vor. Laut Information des SK Sturm wurde der Spieltagverantwortliche Anfang der Woche im UEFA-Hauptquartier in Nyon in einem Auditorium direkt von der Entscheidung informiert… Sowohl der Eigentümer, die Stadt Graz, als auch Stadion-Management wurden weder von der UEFA noch vom SK Sturm informiert, sondern haben aus den Medien davon erfahren.
(Anm.: Diese Antwort bezog sich auf die Kalenderwoche 32, 7. bis 11. August 2023)
INSIDE POLITICS: Wenn nein, wie wurde die Stadt Graz über die Vorgaben und Adaptierungen, welche die UEFA für das Stadion Liebenau verlangt, informiert?
STADT GRAZ: Die Auflagen bzw. Vorgaben werden in den jeweiligen UEFA-Regulations – im aktuellen Fall seit 1. Mai 2023 gültig – öffentlich kommuniziert. Die Stadt Graz wurde über Vorgaben u. notwendige Adaptierungen vom Stadion-Management informiert.
INSIDE POLITICS: Welche Vorgaben und Adaptierungen wurden vorgeschrieben? Sind diese mit dem Budget von 650.000,- Euro erfüllbar?
STADT GRAZ: Die Vorgaben u. Adaptierungen umfassen zwei Blöcke: Die UEFA-Auflagen sowie Auflagen u. die Empfehlungen der Veranstaltungsbehörde der Stadt Graz nach den Krawallen beim letztjährigen Feyenoord-Spiel. Die UEFA-Auflagen beziehen sich fast ausschließlich auf die Medienbereiche (Arbeitsplätze indoor, bis zu 100 Arbeitsplätze auf der Medien-Tribüne,TV-Compound von Minum 1.000 m²). Behördlich vorgegeben, wurden das neue „Einzäunen“ der Auswärtssektoren 26 und 27 sowie das Ersetzen der bisherigen zwei Eingänge zu den Auswärtssektoren durch neue 6 Portal-Sicherheitsdrehkreuze. Das Sonderbudget iHv EUR 650.000 wurde anhand dieser notwendigen Maßnahmen erstellt.
INSIDE POLITICS: Wie wurde die Absage der UEFA begründet, was war nicht erfüllt?
STADT GRAZ: Laut Information des SK Sturm hat sich die UEFA auf allfällige „Kaliber“ in der Champions League bezogen – d.h. bei Gegnern wie Bayern München oder Real Madrid wäre die Merkur Arena trotz Umbauten u. Adaptierungen an ihren Kapazitätsgrenzen.
INSIDE POLITICS: Wie hoch sind die jährlichen Mittelzuwendungen/Förderungen der Stadt Graz für den SK-Sturm Graz und den GAK? Was wird gefördert?
STADT GRAZ: Das Sponsoring und die Förderungen an den SK Puntigamer Sturm Graz durch die Stadt Graz bzw. durch die städtische Betriebe für 2022 lagen deutlich über 1 Mio. Euro. Für den GAK betrugen diese Mittel im Jahre 2022 über € 300.000,-.
(Anm: Laut einem Facebook-Posting (13.08.2023) von Stefan Herzog, Büroleiter von Finanzstadtrat Eber, erhält der SK Sturm 1,4 Mio. Euro im Jahr)
STADT WILL AN MERKUR-ARENA FESTHALTEN
INSIDE POLITICS: Ist es korrekt, dass die Stadt Graz einen Vorschlag des SK-Sturm Graz, die geplanten 10 Skyboxen selbst zu errichten, abgelehnt hat, weil der Verein dadurch den Anspruch auf die Eintragung ins Grundbuch gehabt hätte?
STADT GRAZ: Ja, das stimmt. Nachdem Sturm bei einem Invest der Skyboxen ins Grundbuch will, und seitens der Stadt kein Mischeigentum angestrebt wird, wurde entschieden, es selber zu machen. Grundtenor: Die Merkur-Arena ist im Besitz der Stadt Graz.
INSIDE POLITICS: Gemäß dem Fall die Stadt überlegt sich die Angelegenheit mit dem Mischbesitz anders, würde es bei der erwartbaren Höhe der Verkaufssumme für das Baurecht eine europaweite Ausschreibung benötigen?
STADT GRAZ: Ob eine europaweite Ausschreibung notwendig sein wird, werden erst die Gespräche mit und Informationen durch den SK Sturm zeigen. Es ist ja noch nicht bekannt, welche Überlegungen Präsident Jauk konkret hat.
INSIDE POLITICS: Laut Medienberichten soll in zwei Wochen Bürgermeisterin Elke Kahr mit Sturmpräsident Christian Jauk zusammentreffen, wird sich die Bürgermeisterin dann die Schreiben der UEFA von Sturm vorlegen lassen?
STADT GRAZ: Es ist nicht Aufgabe der Frau Bürgermeisterin, das operative Geschäft der Station GesmbH zu machen/begleiten…. Wichtiger ist, dass die Stadion GmbH immer sofort über derartige Schreiben wie von der UEFA informiert wird.
BIS BALD,
EUER SIVIC
INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…