Das Bundesheer ist im Aufwind, auch wenn die Hauptaufgabe der österreichischen Streitkräfte, die Landesverteidigung, in den letzten Jahren zunehmend in den Hintergrund geraten war, rückt ausgerechnet diese in den Vordergrund. So ist ein wichtiger Teil der Aufrüstungspläne die Luftverteidigung und Luftbeweglichkeit, zwei Aufgabenbereiche die dringend verstärkt und erneuert werden müssen.
BUNDESHEER – NEUE UMSTÄNDE FÜHREN ZU NEUER POLITIK
Unabhängig von der veränderten Weltlage hätte das österreichische Bundesheer schon vor Jahren mit umfassenden Ersatz- und Aufrüstungsmaßnahmen beginnen müssen, nur verschloss die heimische Politik vor diesem Unterfangen bisher die Augen.
Verteidigungsminister Brigadier Mag. Thomas Starlinger (Kabinett Bierlein) wies aber bereits 2019 im Bericht „Unser Heer 2030“ auf die dramatische Situation bei den Streitkräften hin.
Video: Planungsdirektor, Generalmajor Mag. Bruno Hofbauer, gab im März einen Ausblick auf die Beschaffungsmaßnahmen des Bundesheeres.
Der Krieg in der Ukraine hat jedoch den Blick auf die heimische Landesverteidigung verändert. Nun wird nicht nur eine neue Sicherheitsdoktrin dringend gesucht, sondern auch viel neues Material, damit Österreichs Soldatinnen und Soldaten nicht mit bloßen Händen in den möglichen Kampf ziehen müssen.
Daher macht die Bundesregierung unter dem ehemaligen Berufsoldaten und nunmehrigen Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), die Mittel frei, die das Bundesheer schon lange gebraucht hätte.
Als erster Schritt dazu wurde im Dezember 2022 der erste von insgesamt 36 Mehrzweckhubschraubern des Typs AW169 von Leonardo übernommen. Darüber hinaus sind drei weitere S-70 Blackhawk in der Beschaffung, außerdem ist eine weitere Staffel von 12 Blackhawk geplant.
Video: Interview mit Brigadier Promberger über den Zulauf der neuen AW169.
Am 20. März gab es dazu und zu anderen Vorhaben einen sogenannten „Luftgipfel“. Dies gab der Kommandant der Luftstreitkräfte Brigadier Mag. Gerfried Promberger am 24. März bei den Feierlichkeiten anlässlich 20 Jahre C-130 Hercules beim Bundesheer, bekannt.
DAS BUNDESHEER KRIEGT WIEDER FLÜGEL
Ziel bei diesem Gipfel war es, einen Fahrplan für den Ersatz, die Ergänzung und den Ankauf neuer Flugzeuge, Hubschrauber und Drohnen zu ermitteln. Da der größte Teil der Luftflotte ausgetauscht werden muss. Dafür sollen verschiedenen Quellen aus Heer und Medien zufolge 1,6 Mrd. Euro aufgebracht werden. Während die Hubschrauber soweit in trockenen Tüchern und bereits im Zulauf zur Truppe sind, wird nun die längst überfällige Nachbeschaffung von Schulungsflugzeugen, sogenannten „Advanced Jet-Trainern“ angegangen.
Diese sollen in Hörsching (Linz) stationiert werden, aber nicht nur für die Ausbildung herangezogen, sondern auch als leichte Unterschall-Kampfflugzeuge zur Bekämpfung von Luft- und Bodenzielen eingesetzt werden können. Pro Flugstunde sollen die M-346 „nur“ ca. 10.000 Euro kosten, während diese mit dem Eurofighter Typhoon unterschiedlichen Angaben zufolge zwischen 63.000 und 100.000 Euro kostet.
Kolportiert wird eine Zahl von 12 bis 18 Flugzeugen, wobei in den Inside Politics zugänglichen Heereskreisen die zweistrahlige M-346 Master von Leonardo als Favorit genannt wurde. Dies hat auch damit zu tun, dass die Bundesheer-Piloten die für den Eurofighter ausgebildet werden, ihre Schulung in Italien absolvieren und die M-346 über das selbe Cockpit wie der Eurofighter verfügt. Auch war die Maschine bereits in den frühen 2000er Jahren als mögliches Nachfolgemuster für die SAAB 105, die erst Ende 2020 ausgeschieden wurde, im Gespräch.
Zum Stückpreis von ca. 25 Mill. Euro kommen die Errichtung von Hangaranlagen, eines Simulatorgebäudes, Trainingseinrichtungen und die entsprechende Bewaffnung hinzu.
KONKURRENZ BELEBT DAS GESCHÄFT
Laut Kronen Zeitung und Kleine Zeitung ist nun auch die einstrahlige L39NG (Next Generation) des tschechischen Herstellers Aero im Gespräch. Diese wäre mit einem Preis von 12 bis 15 Mill. Euro deutlich günstiger und basiert auf der 2.900 mal gebauten L39 Albatros die etwa von Russland, der Ukraine, Thailand und insbesondere von Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts sowie mehreren anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion geflogen wird.
Jedoch hat Leonardo bereits mit dem im Zulauf befindlichen Hubschraubern des Typs AW169 einen Fuß in der Tür der Rossauer Kaserne (Sitz des Verteidigungsministeriums in Wien). Außerdem gilt die M-346 als leistungsfähigere Maschine. Ein enger Verwandter der M-346 ist übrigens die russische Yak 130, da beide Maschinen ursprünglich von Aeromacchi und Yakovlev gemeinsam entwickelt wurden und diese ersetzt in Russland ausgerechnet die in die Jahre gekommene L39.
Ob es wirklich nur bei diesen Anbietern bleibt, ist noch nicht entschieden. Das Verteidigungsministeriums ist nämlich wie bei der AW169 wieder an Government to Government-Geschäften, also an Geschäften mit anderen Regierungen und nicht mit den Herstellern selbst, interessiert. Eine Entscheidung wird für diesen Sommer, eine Vertragsunterzeichnung für 2024 erwartet.
BIS BALD,
EUER SIVIC
INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…