Australien-U-Boote-Fregatten-Marine-Aufrüstung-Navy

Das Königreich Australien kündigte Mitte September einen Rüstungsvertrag über 12 U-Boote mit der französischen Naval Group auf. Dieses durchaus harte Vorgehen wurde zeitgleich mit der Verkündigung des AUKUS-Vertrages begründet. Dahinter steckt ein neues Bündnis zwischen Australien dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika.

Periskop, heißt in Zukunft eine Reihe von Artikeln die sich mit dem Phänomen der globalen Aufrüstung beschäftigen werden. Dem Anlass entsprechend ist der geplatzte franko-australische Rüstungsauftrag im Auftaktsbeitrag unser erstes Thema zu dieser Causa.

AUKUS – NEUES BÜNDNIS IM PAZIFISCHEN RAUM LÄSST U-BOOT-DEAL PLATZEN

Mit dem am 15. September vorgestellten Verteidigungsbündnis AUKUS, welches die Königreiche Australiens und Großbritanniens mit den USA militärisch stärker verbinden soll, kam es zwischen Frankreich, Australien und den USA zu diplomatischen Verstimmungen. Grund dafür ist die defakto Stornierung eines Auftrags über 12 dieselelektrische U-Boote der Attack-Klasse, einer konventionell angetriebenen Version der neuen französischen nuklear-betriebenen U-Jagd-Boote der Barracuda/Suffren-Klasse.

Australien will nun gemeinsam mit den britischen und amerikanischen Partnern eine eigene Klasse von nuklear angetriebenen U-Booten bauen bzw. Modelle eines der beiden Staaten kaufen. Damit steigt die Royal Australian Navy in eine elitäre Liga ein, denn derzeit verfügen nur die US-Navy, die Royal Navy Großbritanniens, die russische Marine, die chinesische Volksmarine und die Marine Indiens über solcher Art U-Boote. Dabei muss aber unterschieden werden ob es sich um strategische oder taktische Unterwasserfahrzeuge handelt. Strategische Atom-U-Boote (SSBN) verfügen in den meisten Fällen über Interkontinental einsetzbare Nuklearraketen und Torpedos zum Selbstschutz. Taktische U-Boote sind in der Regel Jagd-U-Boote (SS oder SSN) deren Ziel es ist andere U-Boote zu zerstören.

Die Versenkung eines U-Bootes mit ballistischen Raketen kann somit strategische Auswirkungen haben. Dass durch moderne Marschflugkörper U-Jagdboote heutzutage in der Lage sind auch Ziele an Land angreifen zu können, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Auch wurden in jüngster Vergangenheit strategische U-Boote immer wieder mit Marschflugkörpern ausgestattet.

AUKUS KÖNNTE SEATO-NACHFOLGER WERDEN

Die Stornierung des Auftrages erzürnt nun jedoch Frankreich. Dessen Rüstungsindustrie durch den Ausstieg Australiens ein Verlust von 55,6 Milliarden Euro (ca. 90 Milliarden Australische Dollar) entsteht. Frankreich zog nach bekannt werden des neuen Verteidigungsbündnisses seine Botschafter aus den USA und Australien für Konsultationen nach Paris zurück. Zwei Tage nach Öffentlichmachung von AUKUS sah die französische Regierung wiederum die Zukunft der NATO in Gefahr. Damit verfolgte Emanuel Macron Macron plötzlich wieder die Politik Charles de Gaulles. Denn dieser führte Frankreich nach Streitigkeiten mit den USA und Großbritannien der 1966 aus der gemeinsamen Kommandostruktur der NATO hinaus und proklamierte im Jahr davor, 1965, Frankreichs Austritt aus der SEATO.

Die SEATO war wiederum ein Bündnis im pazifischen Raum und hier kommen Parallelen zu AUKUS zutage. Sie war das südostasiatisch-pazifische Equivalent zum Nord-Atlantik Pakt (NATO) und war als Verteidigungsbündnis gegen die damals “Rot-China” genannte Volksrepublik gedacht. Der SEATO gehörten neben den USA auch die damaligen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich an, welche ebenfalls bis heute – wenn auch nur kleine – Besitzungen im pazifischen Raum unterhalten. Die Auflösung der SEATO 1976 war eine Folge des Vietnamkrieges und das Ergebnis unterschiedlicher regionaler und globaler Interessen der Mitgliedsstaaten.

Damit wird aber auch deutlich, dass AUKUS und die australische Aufrüstung an sich eindeutig ein Wink mit dem Zaunpfahl an Peking sind und damit wird wieder eine Verbindung zur alten SEATO klar. Denn unabhängig von allen Rüstungsplänen darf man eines nicht vergessen, China hat mittlerweile die größte Flotte der Welt und ist auch bereit diese einzusetzen. Gleichzeitig ist die Volksrepublik Australiens wichtigster Handelspartner, es liegt also auch an der Wehrfähigkeit eines Staates zu welchen Konditionen er mit einem anderen Land in Wirtschaftsbeziehungen treten kann.

Dies zeigt sich auch im Verhältnis zu anderen Staaten wie Taiwan, Südkorea oder Japan, die ebenfalls umfassende Aufrüstungsprogramme betreiben und die USA als wichtigen Verbünden hinter sich wissen.

AUSTRALIEN RÜSTET MASSIV AUF

Die U-Boot-Beschaffung ist für Australien eines von mehreren Projekten, wenn es auch das teuerste Programm darstellt. Was nämlich häufig übersehen wird ist, dass Australien mit einem Budget von 27,1 Milliarden Euro mittlerweile weltweit auf Platz 11 der Liste der Länder mit den höchsten Rüstungsausgaben steht und mehr in seine Streitkräfte investiert als etwa wirtschaftlich stärkere Länder wie Italien, Kanada oder das wesentlich bevölkerungsreichere Brasilien.

Doch hat diese Entwicklung eine Vorgeschichte. Bereits 2014 und 2015 wurden mit der HMAS Canberra und der HMAS Adeleide zwei leichte Flugzeugträger in Dienst gestellt, die aktuell nur als Hubschrauberträger/Landungsschiffe (LHD) betrieben werden. Dabei handelt es sich um 230 Meter lange und 27.500 Tonnen schwere Mehrzweckschiffe von denen aus sowohl senkrechtstartende Flugzeuge, Hubschrauber und Landungsschiffe operieren können. Sie basieren auf dem spanischen Entwurf der Juan Carlos, auch die Türkei baut mit der Anadolu derzeit an einem solchen Schiff und plant noch an einer weiteren Einheit.

Gleich wie die Canberra und Adeleide wurden wie auch die Zerstörer der Hobart-Klasse von der spanischen Navantia-Werft entwickelt, gebaut wurden die Zerstörer aber in Osborne (Australien). Diese Projekte zeigen auf, dass die australische Marine seit den 2000er Jahren massiv aufrüstet und sich auf die neuen Gegebenheiten im pazifischen Raum einstellt. Das Ziel der Regierung in Canberra ist es, die seit den 1980er Jahren auf Unterstützungsaufgaben und Küstenverteidigung ausgelegte Marine wieder zu einer Hochseeflotte (Blue Water-Navy) auszubauen. Dabei ist zu beachten, dass Schiffe der Canberra-Klasse in der Lage wären Mehrzweckkampfflugzeuge vom Typ F-35-B zu tragen. Die australische Luftwaffe wird 58 F-35-A erhalten, somit ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die australische Regierung dazu entschließen könnte auch die Senkrechtstartervariante zu kaufen.

Außerdem führt Australien mit der Entwicklung des Loyal Wingman ein besonders beachtetes Projekt zum Bau eines eigenen unbemannten Kampfflugzeuges durch. Weiters könnten auch die Zerstörer der Hobart Klasse über ihre Aufgabe als Luftabwehrschiffe hinaus, Marschflugkörper vom Typ Tomahawk einsetzen um Landziele zu bombardieren.

Der Ausbau der Unterwasserkräfte zeigt also wo die Reise hinführt. Die ursprünglich 12 geplanten U-Boote der Attack-Klasse hätten die U-Boot-Flottille von derzeit 6 U-Booten der Collins-Klasse verdoppelt. Mit den neuen Nuklear-Booten wird sie “nur” um 33% auf 8 Einheiten erhöht, wobei die Fähigkeiten dieser Einheiten ungleich größer sind, als jene der dieselelektrischen Version der französischen Barracudas, die mit 90m Länge sehr große U-Boote dieser Bauart dargestellt hätten. Unumstritten war aber Deal zwischen Canberra und Paris jedoch nie, denn insbesondere Kritiker auf der australischen Seite sahen die hohen Kosten des Programms und den Verzicht auf einen Nuklearantrieb als äußerst problematische Mankos an.

Auch weil die Franzosen mit der Umrüstung der Boote auf amerikanische Waffensysteme scheinbar ihre Mühe hatten, gab es immer wieder Kritik an den verschobenen Zeitplänen. Denn bis heute wurde keines der U-Boote der Attack-Klasse auf Kiel gelegt. Die Entscheidung zu Gunsten eines amerikanischen oder britischen Bootstyps ist aber nicht zuletzt auch eine kulturelle und dem Umstand geschuldet, dass sich durch die zusehenden Expansionsbestrebungen Chinas das regionale Gefüge stark geändert hat.

Zudem wird das Ziel der australischen Politik ersichtlich, eine Flotte zu besitzen, die nicht nur einen Gegner in küstennahen Gewässern abwehren, sondern tatsächlich auch außerhalb des eigenen Territoriums operieren kann.

PAZIFISCHE STAATEN INVESTIEREN MILLIARDEN IN FLOTTENAUSBAU

Australien ist hier aber nur eines von mehreren Ländern, Südkorea, Japan, Indien und China sind alle bestrebt die eigene Hochseeflotte aus- oder aufzubauen. Dabei verfügen diese Staaten jeweils über große Zahlen von Zerstörern, Fregatten und U-Booten. Insbesondere Südkorea und Japan haben in den letzten zehn Jahren Hubschrauberträger und Landungsschiffe gebaut die – ähnlich – ihrem australischen Pendant auch in der Lage sind Flugzeuge vom Typ F-35 zu starten. Wobei Südkorea nun explizit einen Wettbewerb für den Bau von zwei indigenen Flugzeugträgern ausgeschrieben hat und Japan die beiden Hubschrauberträger der Izumo-Klasse zu leichten Flugzeugträgern umrüstet.

Es bleibt zu beachten, dass die australischen Streitkräfte ihren Schiffsbedarf in großem Maße durch den Ankauf ausländischer Entwürfe und Erzeugnisse decken. Nun baut aber Australien seine eigene Werftindustrie aus, damit diese auch Schiffe mit mehr als 200m Länge herstellen kann. Denn die Schiffe der Canberra-Klasse wurden zuerst in Spanien gebaut, dann mit einem Halbtaucherschiff rund um den Globus transportiert und erst in Adeleide endausgestattet.

Auch diese Entwicklung dürfte der Grund für die verstärkte Kooperation mit den USA und Großbritannien sein. Mit der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien baut Australien zudem gemeinsam mit Kanada insgesamt 32 Fregatten des Typs 26. Davon gehen 9 Einheiten an die australische, 12 an die kanadische und 8 Schiffe an die britische Marine.

Die Aufrüstung ist also im vollen Gange und zeigt, dass die operativen Fähigkeiten der Royal Australian Navy sukzessive um den regionalen Machtanspruch Australiens zu untermauern, erweitert werden.

BIS BALD,
EUER SIVIC

INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…

 

VonSivic

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