Karoline Edtstadler wird statt Sebastian Kurz in die TV-Konfrontation des ORF gegen Peter Pilz geschickt, andere Parteien tun selbiges, doch könnte bei der Volkspartei mehr dahinter stecken?
KURZ LÄSST DUELL MIT PETER PILZ AUS
Seit einigen Wochen kursiert ein Gerücht über die mögliche Ablöse von Sebastian Kurz durch Karoline Edtstadler. So hieß es, dass es bereits eine oder mehrere Umfragen gegeben hätte in der abgefragt wurde wie die ehemalige Staatssekretärin bei der Bevölkerung ankomme.
Das ist die eine Sache, doch nun gibt es erstmals Indizien die zumindestens in die Richtung zeigen, dass Karoline Edtstadler in der nächsten Bundesregierung eine Rolle spielen könnte.
Sie tritt nämlich statt Kurz bei den ORF-Konfrontation gegen Peter Pilz an. Das mag im ersten Moment verwundern, ist aber legitim und gängige Praxis. Wobei sich in diesem Fall die Frage stellt, warum man Edtstadler (die nicht kandidiert) und nicht etwa die Listenzweite Elisabeth Köstinger in den Ring steigen lässt.
Dies lässt vermuten, dass die ÖVP sich einerseits verbreitern will und ähnlich wie die FPÖ künftig ein Doppel- oder Mehrgespann, also ein „Team Kurz“, aufstellen möchte.
Andererseits wird der Kulminationspunkt der Debatten wohl erst ein bis zwei Wochen vor dem Urnengang eintreten. D.h. man schont Sebastian Kurz und lässt das weniger bedeutende Duell mit Peter Pilz eine Person aus der zweiten Reihe machen.
Das ist auch nichts Ungewöhnliches. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner lässt sich bei der Zweierdiskussion mit Pilz von ihrem Vize-Klubobmann Jörg Leichtfried vertreten.
Die FPÖ hingegen setzt Herbert Kickl ins Streitgespräch mit der SPÖ-Obfrau.
Auch in der Vergangenheit ließen sich die Spitzenkandidaten immer wieder vertreten.
1995 trat Viktor Klima anstelle des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky in der direkten Auseinandersetzung gegen FPÖ-Chef Jörg Haider an. Geschadet hat dies damals offenbar nicht, die Sozialdemokraten gewannen die Nationalratswahl mit 38,06%.
WARUM EDTSTADLER?
Karoline Edtstadler deckt viele Dinge ab die Sebastian Kurz nicht anbieten kann. Sie ist Mutter (ein Sohn), hat Jus studiert und begann nach dem Abschluss einen Werdegang als Richterin und Juristin.
So war Edtstadler etwa als Strafrichterin im Landesgericht Salzburg, als Referentin im Justizministerium, als Oberstaatsanwältin bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft und als juristische Mitarbeiterin im Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg tätig. 2017 wurde sie Innenminister Herbert Kickl als Staatssekretärin zur Seite gestellt.
Nachdem die nun ehemalige Staatssekretärin erst im Mai nach Brüssel ausrückte und als Zweite auf der Liste den Spitzenkandidaten Othmar Karas bei den Vorzugsstimmen überholte, übernahm sie nach dessen Wahl zu einem der vierzehn Parlaments-Vizepräsidenten auch die Delegationsleitung der ÖVP im EU-Parlament. Sie wäre aber auch nicht die erste „Heimkehrerin“, Parteikollegin Elisabeth Köstinger und Ex-SPÖ Verkehrsminister Jörg Leichtfried hatten selbst einige Zeit in der belgischen Hauptstadt verbracht, ehe beide innenpolitisch durchstarten konnten.
Es scheint als könnte Edtstadler als Personalreserve nach Wien zurückkehren um eventuell das Innen- oder das Justizressort zu übernehmen. Erfahrungen kann sie jedenfalls in beiden Bereichen nachweisen. Vielleicht ist das ja auch der Grund warum die ehemalige Staatssekretärin gegen Pilz gesetzt wird. Denn hier könnte sie ihre juristische Erfahrung ins Spiel bringen und dem selbsternannten Aufdecker entsprechend entgegenwirken. Kurz kann sich damit auch noch elegant einer Schlammschlacht entziehen, die er gar nicht ausfechten will.
Dieser Artikel spiegelt die Meinung der Redakteure Schiesl und Zurk wieder, wir bleiben jedenfalls dran und werden um entsprechende Stellungnahmen der Parteien bitten.
BIS BALD,
EUER SIVIC
INSIDE POLTICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…
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