Mit der Motionexpo 2022, die vom 11. bis 13. März stattfand, wurde heuer die erste große Messe nach der Einstellung der meisten Corona-Maßnahmen in Graz abgehalten. Wie wohl das Automobil im Vordergrund stand, ging es doch um die Mobilität als Ganzes, ein Konzeptwechsel der viel Interesse an sich zog.
MOTIONEXPO 2022 ZEIGT DAS AUTOLAND STEIERMARK
Mit Stichtag 31.12.2021 waren laut Statistik Austria in Österreich rund 7,2 Mio. Kraftfahrzeuge (Kfz) zum Verkehr zugelassen. Dabei stieg der Gesamtbestand um 1,6% (116.156 Fahrzeuge) zum Vorjahr. Den größten Anteil machen die 5,13 Mio. PKW aus, diese wiederum 71,2% aller zugelassenen Kraftfahrzeuge ausmachen.
In Anbetracht dieser Zahlen und der – vor allem politisch gewollten – Umstellung von Verbrennungskraftmotoren auf Elektromotoren, liegt es auf der Hand auch bei Veranstaltungen dem geneigten Publikum die Zukunft der Mobilität schmackhaft zu machen.
Daher fand von 11. bis 13. März in nach drei Jahren Pause mit der Motionexpo 2022 in der Grazer Messe nicht nur eine Neuwagenmesse statt, sondern eine Ausstellung die nicht nur die automobile Zukunft, sondern die Mobilität als Ganzes darstellen sollte, statt. So wurde die ursprüngliche Neuwagenmesse Autoemotion zu einer Mobilitätsmesse weiterentwickelt, die sich auch mit Motorrädern, Fahrrädern, Oldtimern, Forschung, Mietkonzepten und Tuning beschäftigte.
Das aber das Automobil weiterhin als Statussymbol und aufgrund der aktuellen Mobilitätsdebatte weiterhin den Hauptteil der Messe einnahm, verstand sich von selbst.
NEUER NAME, NEUER ANTRIEB, NEUE THEMEN
Mit dem neuen Namen hat die Motionexpo sich aber auch thematisch erweitert und präsentierte ebenfalls Motorräder, Tuningfahrzeuge und Oldtimer, sowie neueste Forschungsentwicklungen im Bereich der Mobilität.
Video: Die Eröffnung stand ganz im Zeichen der Aufbruchstimmung die trotz hoher Corona-Infektionszahlen momentan vorherrscht.
Schon bei den Eröffnungsreden zeigte sich am Freitag, dass ein neuer Wind durch die Hallen der Grazer Messe ging. Insbesondere Wirtschaftslandesrätin MMag. Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) wies darauf hin, dass dies die erste große Messe in Österreich seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie sei. Als kleine Korrektur sei angemerkt, dass im letzten Jahr noch vor den verschärften Corona-Schutzmaßnahmen Anfang Oktober die Grazer Herbstmesse 2021 stattfand.
In den Reden wurde auch über die Forschung und die Zukunft der Mobilität gesprochen, weswegen auch die Technische-Graz und die Fachhochschule-Joanneum vertreten waren. Diese stellten aktuelle Themen der Forschung und Entwicklung vor.
UNIVERSITÄTEN UND FORSCHUNGSZENTREN IM FOKUS
Dabei standen insbesondere das Forschungszentrum Joanneum Research sowie die Kompetenzzentren Alp-Lab und Virtual Vehicle im Mittelpunkt. Deren Fokus lag insbesondere im Bereich des autonomen – also dem selbstständigen – Fahren, der Navigation (Galileo-Satellitensystem) und der Verkehrssicherheit.
So fand man auf der Messe ebenfalls zwei Teststände, an denen die selbstständige Navigation von Fahrzeuge geübt und präsentiert wurde. Studenten des Robocup-Teams der TU-Graz hatten u.a. dafür einen eigenen Parcours aufgebaut um zu zeigen wie Roboter sich selbstständig in einer Halle orientieren und bewegen können und damit einen Blick in den modernen Alltag von Fabriken gezeigt.
Rennsportbegeisterte konnten wiederum die Motorsportteams der TU-Graz und der FH-Joanneum treffen und sich in die Formula Student Rennwagen TANKIA (There are no Kangoroos in Austria) und JR (Joanneum Racing) setzen. Dabei waren jeweils die aktuellen Fahrzeuge und jene der Vorsaison vertreten.
Einen Blick über den Tellerrand wagte die Technische Universität die mit einem Hyperloop-Prototypen und dem Modell einer Versuchsanlage zeigte, wie Züge der Zukunft aussehen könnten. Das Hyperloop-Konzept stellt dabei eine Magnetschwebebahn dar, die in einer Vakuumröhre mit gut 1.200 Stundenkilometern (Mach 1, Schallgeschwindigkeit) von einem Punkt zum anderen fahren soll.
DEUTSCHE HERSTELLER SETZEN AUF ELEKTROMOBILITÄT, KTM AUF DAS BATMOBIL
Da die Motionexpo ihren Ursprung im Neuwagenbereich hatte, war ein großer Teil der Ausstellung den aktuellen Fahrzeugmodellen zahlreicher Hersteller gewidmet. Dabei fiel auf, dass insbesondere der VW-Konzern mit der Eigenmarke sowie den Tochterfirmen Audi, Porsche, SEAT (Cupra) und SKODA, ausschließlich Elektrofahrzeuge präsentierte.
Auch Mercedes zeigte mit seinen EQ-Modellen ausschließlich Fahrzeuge mit elektrischen Antrieb, wobei insbesondere der EQS (S-Klasse) die Blicke des Publikums auf sich zog.
So werden bei Magna-Steyr in Graz aktuell Modelle von BMW, Toyota und etwa Jaguar gebaut. Auch KTM war mit seinen ultraleichten Sportwagen vertreten. Der oberösterreichische Motorradhersteller produziert nämlich in seinem Grazer Werk im Stadtbezirk St. Peter die Sportwägen XBow GTX, GT2, und GT4. Wobei der GT2 fast so scheint als ob er aus einem Batman-Film (siehe Titelbild) stammen könnte. Das 1.000 kg leichte Fahrzeug wird von einem 2,5m³-Fünfzylinder TFSi-Motor von Audi – mit mit Direkteinspritzung und Turbolader angetrieben und kostet ca. 300.000 Euro.
75 JAHRE SCUDERIA FERRARI
Einen besonderen Stellenwert nahm dabei auch eine Sonderausstellung die unter dem Zeichen “75 Jahre Ferrari” stand, ein. Wie wohl so mancher Rennbollide noch eine ordentliche Politur gebraucht hätte um auch wirklich im Rampenlicht zu glänzen, zeigte sich, dass das Thema Automobil sowohl jung als auch alt gleichermaßen begeistert. Das Motorengeheul modernerer Sportwagen faszinierte dabei gleichermaßen wie die Raffinesse der Konstruktionen die frühere Fahrzeugmodelle besonders interessant macht.
Vom Dino, über den Testarossa bis zum heutigen SF-90 Stradale wurde der Bogen weit gespannt, die Faszination Ferrari dementsprechend auch in Szene gesetzt.
Dabei wurde in Form einer Replika des Rennsportwagens 330 P4 und mehrere Exponate aus der Formel 1 auch an die lange Geschichte des italienischen Motorsports angeknüpft.
PUCH – DIE STEIRISCHE LEGENDE
Auch wenn im Neuwagen Salon zwei neue PUCH-Elektrofahrräder standen, ist die Marke an sich immer mehr gewesen. Denn sie war ein wesentliches Element steirischer/österreichischer Automobilgeschichte. Dabei präsentierte das Grazer Puch-Museum das erste von Puch gebaute Automobil, die Voiturette, mit “nackten” Leiterrahmen.
Bei diesem Fahrzeug aus dem Jahre 1906 wurde die Karosserie entfernt, so dass man auch einen klaren und ungestörten Blick auf den Motor, Antriebswelle, Bremsen uvm. haben kann. Dazu kamen auch zahlreiche Exponate wie Puch 500, Haflinger, Pinzgauer und den bis heute gebauten Puch/Mercedes G.
Weiters stellte das Puch-Museum drei Mila-Studien von Magna-Steyr und mehrere Fahrzeuge anderer Hersteller die im ehemaligen Puchwerk hergestellt wurden und werden, aus.
Auch das Thema Wasserstoff wurde behandelt, denn in der Steiermark hat die Entwicklung von Brennstoffzellen schon vor gut 50 Jahren begonnen. Der in der Ausstellung zu sehen gewesene VW Golf 2 war bereits fast 30 Jahre alt.
MOTIONEXPO 2022 TRANSFORMIERT SICH MOBILITÄTSMESSE
Die Motionexpo hat die Neuwagenmesse Autoemotion weitergedacht und entsprechend erweitert. Auch wenn es noch Raum nach oben gibt und eine Grazer Ausstellung nicht mit großen Veranstaltungen wie der IAA in München oder dem Pariser Autosalon konkurrieren kann, so ist sie ein Lebenszeichen für die heimische Industrie, die insbesondere im Bereich der Zulieferung von Komponenten einen bedeutenden Wirtschaftszweig darstellt.
Die Messe setzte dabei bewusst auf einen Mix verschiedener Themen, der wesentlich für die Autowelt und die Welt der Mobilität ist. Muss ich mir heute noch ein Auto kaufen, oder reichen für meine Bedürfnisse andere Verkehrsmittel? Komme ich mit dem Bus von A nach B oder miete ich mir ein Fahrzeug über einen Carsharing-Dienst?
Auch die Frage ob das Elektroauto der Weisheit letzter Schluss wurde immer wieder gestellt. Insbesondere durch die ausgestellten Konzepte zum Thema Wasserstoff und E-Fuel, also Strom-Wasser-CO²-Gemischen die zu Treibstoffen für herkömmliche Verbrennungskraftmotoren verwendet werden können, zeigte sich, dass die Debatte über den Ausstieg aus der Abhängigkeit vom Mineralöl, nicht nur eine Antwort kennt.
Summa Summarum zeigte die Motionexpo die Vielfalt der Mobilität, wie wohl der Fokus weiterhin auf dem Automobil und all den Möglichkeiten die es hierbei gab lag. Ob Neuwagen, Oldtimer oder tiefgelegtes Tuning-Fahrzeug, die Auswahl war breit gefächert.
Und so wie die Möglichkeiten der Mobilität vielfältig sind, so wird uns auch die Debatte über eine nachhaltige Fortbewegung noch lange beschäftigen.
BIS BALD,
EUER SIVIC
INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…