Matthias Strolz hat seinen schrittweisen Rücktritt verkündet. Nach einer sehr emotionalen und durchaus philosophischen Rede gab der NEOS-Gründer bekannt im Juni den Parteivorsitz abzugeben, im Herbst soll der Rückzug aus dem Nationalrat folgen.
Wer Matthias Strolz in den letzten Monaten versuchte per E-Mail zu erreichen bekam folgende Nachricht: „Ich danke für die Nachricht. Da ich aktuell viel in den Bundesländern unterwegs bin, bearbeite ich Emails auf diese Adresse unregelmäßig.“
Der Parteichef gab Starthilfe in den in einer für die NEOS wichtigen Zeit, zum ersten Mal seit 2015, waren wieder vier Landtagswahlen zu schlagen und dies gleich nach der erst im Herbst vorgezogenen Nationalratswahl. Für Strolz war die Parole klar, „Vorwärts und Flügel heben“, das Ergebnis war unbestritten erfolgreich, in drei von vier Landtägen erfolgte der Einzug, nur in Kärnten scheiterte man. In Niederösterreich und Tirol wird man zukünftig als Oppositionspartei vertreten sein, in Salzburg wird um eine Regierungsbeteiligung verhandelt.
In der Gesamtbilanz ist also der Start der NEOS durchaus gelungen.
Vor drei Jahren scheiterte noch solch ein Manöver. Damals misslang den Pinken bei drei Landtagswahlen in Folge der Einzug (Steiermark, Burgenland, Oberösterreich), der Achtungserfolg in Wien, der „auch“ mit der Hilfe eines Wahlmanagers namens Tal Silberstein gelang, galt als Rettungsanker für die noch sehr junge Partei und ihren Obmann.
ICH BIN PILOT MEINES LEBENS, NICHT PASSAGIER!
Der Rücktritt von Matthias Strolz kam für viele überraschend, gleichzeitig entspricht dieser jedoch der Logik des NEOS-Parteigründers, denn zwei Dinge wollte Strolz nie sein, ewiger Oppositionspolitiker und Sesselkleber.
Die Abschiedsrede (als Schriftstück und Video verfügbar) von Matthias Strolz war für seine Art jedenfalls „speziell“.
Fast schon staatsmännisch präsentierte sich der ehemalige Polit-Aufsteiger mit pinker Krawatte auf weißem Hemd im dunkelblauen Anzug, hinter ihm die Fahnen der europäischen Union und der Republik Österreich.
Video: Matthias Strolz in Inside Politics (2014), viele seiner damaligen Standpunkte sind heute noch aktuell.
In der knappen halben Stunde die sein Statement dauerte, zog Strolz ein Resümee über seine letzten sechs bis sieben Jahre in der Politik, sprach von seinem Buch „Warum wir Politikern nicht mehr trauen: …“ und sagte einmal mehr, dass er heute dieses Werk als Einleitung verstand um eine Partei zu gründen.
Altbekannte Sager fanden noch einmal Verwendung, vom „Flügel heben“, bis zu der Tatsache dass nur eine handvoll Parteien in mehr als 60 Jahren zweiter Republik, es in den Nationalrat schafften, waren viele altbekannte Argumente dabei, die keinen Neuwert mehr hatten.
Immer wieder sah der redegewandte Politprofi auf einen Stoß Papier auf dem seine Rede stand und ring nach Fassung. „Ich bin der Pilot meines Lebens, nicht der Passagier!“, sagte er dabei in die Kamera. Teilweise schien es so als ob hier jemand noch etwas sagen will, was andere nicht gerne hören wollen, doch blieb diese Ahnung in seiner Rede ohne Beleg.
Dabei sprach er einmal mehr von „neuen Zeiten“ und davon dass ab jetzt jede Wahl welche die NEOS schlagen werden, schon einmal gekämpft wurde.
Zwischenzeitlich legte er ein „Glücksschwein“ und einen „pinken Flügelheber“ auf das Rednerpult, diese Glücksbringer haben seine beiden jüngeren Töchter ihm heute Morgen zur Beruhigung mitgegeben.
Den Tränen war der temperamentvolle Politenthusiast am Ende seiner Rede trotzdem Nahe und verließ kurz nach seinem Statement den Presseclub ohne Fragen zuzulassen.
MATTHIAS STROLZ: „PHASE II ist eingeleitet!“
Mit seinem Rücktritt beginne, laut Eigenaussage von Strolz, die zweite Phase seiner Bürgerbewegung. Dabei betonte er mehrmals das aus dem Polit-Start-Up ein Fixpunkt in der politischen Landschaft Österreichs wurde und somit nun der richtige Zeitpunkt für den Wechsel an der Spitze gekommen wäre.
Die Ablöse des Parteigründers würde jedenfalls geordnet und schrittweise erfolgen, so soll in den nächsten zwei bis sechs Monaten zuerst der Parteivorsitz neugewählt werden und in einer zweiten Phase die Übergabe der parlamentarischen Ämter folgen.
Strolz verzichtet dabei auch auf sein Mandat und wird Platz für Neues schaffen.
Die Nachfolge als Vorsitzender soll bei einer Mitgliederversammlung Ende Juni bestimmt werden, die des Klubobmanns im nächsten Herbst.
Zur Koordinierung dieser Aufgaben kündigte Matthias Strolz eine Parteivorstandssitzung am Montag Nachmittag und einen erweiterten Parteivorstand für Mittwoch an.
Wie es nun mit den NEOS weitergeht, steht in den Sternen, die Liberalen haben aber auch im Hinblick auf die Europa-Wahlen im Frühjahr 2019 nun gut ein Jahr lang Zeit um sich auf Führungsebene neu aufzustellen.
BIS BALD,
EUER SIVIC
INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…
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