Hin und Wieder schreibe ich ja gerne auch über andere Sachen als Politik, daher will ich diesen Blog heute einem Thema widmen dass wirtschaftlich und gewissermaßen auch politisch Einfluss gewinnt, sich aber im ersten Moment nicht so anhört.
Diesmal geht es um Crowdfunding und 3D-Drucker ich habe diesen Bereich ja schon ein paar mal angerissen und angesprochen diesmal geht es um Themen die in den nächsten 2-4 Jahren wohl viele Haushalte und Personen erfassen werden.
Was ist nun Crowdfunding?
Der Gemeinschaftsgedanke ein Projekt, oder Produkte durch die finanzielle Unterstützung von Teilen der Gesellschaft (meist in Form stiller Beteiligungen) dieses auf den Markt zu bringen, heißt Crowdfunding.
Das mag jetzt nicht die tollste Erklärung dazu sein, bringt es aber auf den Punkt, das folgende Video bringt es sehr gut rüber.
Es gibt recht unterschiedliche Wege seine Idee, oder Firma über diese Art zu finanzieren, sei es in dem man Beteiligungen an der Firma verkauft, sowie man dass in Österreich auf der Seite Green-Rocket machen kann, ähnlich wie bei einer Kapitalaufstockung einer Aktiengesellschaft.
Oder man macht es über Vorbestellungen, sowie reines Spenden.
Das Filmprojekt Iron-Sky (WTF, es gibt einen britischen Hersteller von Überwachungssystemen, der so heißt??) hat damals eine Mischform angeboten, ab einer Summe von € 1.000,- war man am Gewinn beteiligt.
Spender die weniger zahlten allerdings erhielten besonderen Zugang zu Inhalten, wie etwa die ersten fünf Minuten des Filmes ein paar Tage oder Wochen, vor der Filmpremiere, Sketches, oder exklusives Material.
Fan-Projekte wie Star Trek Phase 2, oder Star Trek Continues bieten hingegen permanente Spendenplattformen z.B. via Paypal an, letztere Serie rief 2013 zum großen Kickstarter auf.
Meiner Meinung nach sind nicht immer die Dinge die man bei den Tiers (Ebenen, Spendenlevel) erhält sinnvoll, ob man unbedingt 1.000 oder oft noch deutlich mehr Dollar / Euro spenden soll, dass man dann 30 Min. exklusiv mit dem Entwickler Team via Skype sprechen darf, oder für eigene Kosten einen Flug noch zahlen muss um eine exklusive Führung durch das Büro zu bekommen, sei dahingestellt, solche Pledges sind aber in erster Linie für Enthusiasten und theoretisch für spätere Investoren interessant, mir reicht es völlig wenn ich das Produkt bekomme.
Achja und um es historisch auf den Punkt zu bringen, auch die Büchersammlungen, oder das schenken von Material an Schulen und Bibliotheken ist eine Form des Crowdfundings / -sourcings.
Den umgekehrten Weg gehen Unternehmen wie Microsoft die Gratis-Lizenzen an Studierende ausgeben, dass dient in erster Linie zur Bewusstseinsbildung und Förderung neuer Kundschaft.
Ein paar Dinge gilt es beim pledgen (pfänden) aber zu beachten:
1. Die Zahlung lauft über Payment-Services (Paypal, Amazon Payments, etc.), daher ist eine Kreditkarte bei vielen Plattformen Voraussetzung.
2. Zollgebühren und Einfuhrsteuern sind bei Bestellungen, aus dem EU-Ausland (China, USA, Russland, etc.) zu berücksichtigen. Auskünfte darüber erhält ihr hier….
3. Oftmals sind die Versandkosten nicht inkludiert, bei Software und Filmen irrelevant, weil sehr viel über Digital Download geht, bei physischen Dingen wie etwa Elektronikartikeln, Uhren, Büchern etc., kann dies schnell einmal 30-50 Euro ausmachen.
4. Ich muss auch nicht zwingend vorbestellen, wenn ich einfach nur die Idee gut finde und nicht viel Budget habe, dann gebe ich einfach eine kleine Spende und helfe so bei der Finanzierung / Umsetzung mit.
5. Erst am Ende der Angebotszeit wird auch abgebucht, wird das Finanzierungsziel nicht erreicht, gibt es auch keine Abbuchung.
6. Man hat nicht überall die selben Rechte wie als ein Aktionär, oder Beteiligter an einer GMBH, die österreichische Finanzmarktaufsicht und natürlich auch die Banken sind im Bezug auf dieses Thema sehr sensibel (Bsp. GEA) und agieren entsprechend.
Wer von euch hat schon einmal einen 3D-Drucker gesehen?
Nun vom finanzieren zu einem Crowdproduct.
Vereinfacht gesagt, ist ein 3D-Drucker ein Replikator wie man ihn aus Star Trek (da gibt es viele Crowdfunding Projekte :D) kennt, nur unterscheidet sich dieses Gerät von den den fiktiven Materieumwandlern in einigen wichtigen Details.
- Gibt es meines noch kein Gerät mit Sprachsteuerung und somit voll verlinkter Datenbank. Man muss die Pläne selbstständig entwerfen oder runter laden und gibt wie beim Papierdrucker den Druckauftrag.
- Reproduzieren Sie nur Produkte aus Material dass ihnen vereinfacht gesagt, via einer Spindel, oder Patrone zugeführt wird und nicht mittels Materieumwandlung quasi aus der Luft entsteht.
- Sie können auch “noch” keine Lebensmittel und Geschirr gleichzeitig herstellen (Pudding mit Plastikgeschmack, hmmm, gschmackig.).
- Recycling von nicht mehr gebrauchten Geschirr und die Rückwandlung in das Rohmaterial, wäre mir auch noch nicht untergekommen.
Wie funktioniert das?
Es gibt im Rapid-Prototyping Bereich viele unterschiedliche Verfahren, zu den häufigsten im Anwender und Industriebereich, gehört das Multi-jet-Modelling, das selektive Lasersintern und Laserschmelzen.
Kurz zusammengefasst übernimmt ein Druckkopf bei solchen Verfahren, der an eine Spindel, oder einen Bottich/Patrone angeschlossen ist die Herstellungsarbeit. Als Ausgangsmaterialien können Pulver (Metall, Glas und Keramik), Kunststoffschnurr (Polyamid), oder selbst flüssige Duromere oder Elastomere dienen.
Der Druckkopf schmilzt das Material und trägt es auf die vom Steuerungscomputer vorgegeben Koordinaten auf der Werkplatte auf.
So entstehen ohne Materialverlust (Drehen, Schneiden, Bohren) und den Einsatz von Gießformen, Objekte die Schicht für Schicht aufgetragen werden und durch die hohen Temperaturen werden diese Ebenen dann verklebt.
Wozu braucht man das?
So ein 3D-Drucker ist recht praktisch, ich kann Dinge des täglichen Bedarfs kreieren, welche man vielleicht zerbrochen hat, kaputt gingen, Fotoplatten, Vasen, Tassen, Aufhängungen, Unterlegscheiben, Gussformen für Zinn, Ersatzteile für Waschmaschinen etc., die Möglichkeiten und Aufgabengebiete sind vielfältig.
Und ja, im Internet gibt es genug Seiten wo man sich mit oder ohne Lizenzgebühren zu zahlen, Pläne für die verschiedensten Produkte runter laden und diese STL-Datei dann Zuhause ausdrucken kann.
Beispiel Haken: Irgendein Plastikhaken von einem Deckel am Auslauf der Waschmaschine bricht nach einer gewissen Zeit ab, man kriegt dummerweise kein Ersatzteil im Handel dafür und weiß nicht weiter. Da man davon ausgehen kann dass man wohl nicht der einzige auf der Welt ist, der ein solches Problem hat kann man sich via Google auf die Suche nach der Lösung machen, oder baut das Ding via CAD-Zeichenprogramm nach und druckt sich ihn aus, oder scannt es mit einem 3D-Scanner ein.
Soviel zur schönen neuen Welt.
Ist das nur eine Blase oder mehr als Zukunftsmusik?
Dirk Müller (Mr. Dax) Finanzexperte und Gesellschaftskritiker sprach von einer Demokratisierung der Industriekapazitäten und auch das Deutsche Anleger Fernsehen spricht darüber. Und ich für meinen Teil habe vor kurzen ein solches Gerät bestellt, aufgrund der langen Wartezeit wird es aber nicht vor Jänner 2015 geliefert werden. Vor allem kleine Ein-Personenunternehmen können mit solchen Gerätschaften selbstständig produzieren, sei es nun Spielfiguren für Kinder, oder Geschirr in einer ganz eigenwilligen Form, theoretisch kann ich so jederzeit mein Warensortiment an die Bedürfnisse der Kunden anpassen.
Derzeit gibt es zwei gängige Methoden an 3D-Drucke zu kommen, es gibt Anbieter wie etwa Shapeways die Produkte welche von ihren Mitgliedern entworfen wurden, anbieten oder Auftragsarbeiten durchführen, im Prinzip also ein Copy-Shop. Wer lieber Vorort eine Möglichkeit sucht zu drucken, wird auf der TU Graz in der Digital-Werkstatt, oder im Wiener Metalab fündig, die haben sogar ein eigenes 3D-CAD Programm zum selber zeichnen entwickelt.
Und die zweite Möglichkeit ist, sich selbst einen Drucker zu kaufen, oder mit anderen Leuten als Gemeinschaft einen zu finanzieren, denn insbesondere der Gemeinschaftsgedanke kommt in diesem Bereich sehr zu Geltung.
Ein Thema ist nämlich trotz diverser Freeware CAD Programme wie etwa Blender, oder FreeCad, immer noch die recht teure Anschaffung von 3D-Software, mit der ich dann meine Werke erstellen kann, Sketchup (auch als Freeware erhältlich) ein Multitool mit CAD-Fähigkeiten, liegt da mit 450 Euro noch in der billigeren Liga, bietet aber auch nur ein Jahr Wartung und Support, solche Kosten können schnell in die Höhe gehen, sind bei Antivirenprogrammen ein Dauerbrenner im heimischen Portemonet. CATIA, Creo Elements/Pro (Pro Engineer), oder AUTO-CAD, sind für den privaten Kunden, beinahe unerschwinglich und kosten oft mehr als der Drucker selbst.
Wenn ich also selbst eine Drucker habe, aber eher untalentiert bin Dinge zu konstruieren, oder mich zu wenig damit auskenne, dann empfiehlt es sich mit anderen Leuten gemeinsam das Gerät zu betreiben und Aufgaben, oder Ausgaben (CAD) zu teilen, und dass ist wiederum Teil des Gemeinschaftsgedankens.
Und wo krieg ich so ein Teil nun her?
Da komme ich jetzt wieder zum Crowdfunding zurück.
Für die “Yapadeia, yippie, yippie, yeh’s” dieser Welt gibt es aktuell auf der Finanzierungsseite Kickstarter, zwei sehr interessante Projekte die für Endverbraucher mit “normalen” Butget” erschwinglich sind.
Den britischen 3D-Kugelschreiber LIX-Pen und den Micro 3D-Printer aus den Vereinigten Staaten.
Die LIX-Pen ist ein Stift der Mittels USB Anschluss und integrierter, auswechselbarer Patrone in der Luft schreiben kann und dadurch 3D-Kunstwerke oder Zeichnungen ermöglichen sollen, nicht nur ein Spielzeug für Technik-affine Typen, sondern auch für Leute die Büroalltag vor allem mit Blaupausen zu tun haben, wie es im Maschinenbau-, Bautechnik-, Architektur-, oder Elektrotechnik-, Produktionsbereich der Fall ist.
Ob ich nun ein Haus, ein neues Zahnrad, oder eine Produktionslinie schemenhaft darstellen will, oder einen Dinosaurier ins Büchregal meines Sohnes zeichnen möchte, alles kein Problem mehr, nur meine eigene Fantasie und mein Talent sind die Grenzen meines Schaffens. Aber Vorsicht, der Kunststoff erhärtet in einem Bruchteil einer Sekunde und weg löschen kann man einen Fehler auch nicht.
Kritiker glauben dass dieses Gerät nicht wirklich funktioniert und dass die geringe Stromzuführ über den USB Port ihre Tücken hat.
Es bleibt abzuwarten was die Kunden sagen, denn der Hersteller der LIX-Pen hat schon Vorbestellungen im Wert von £560.107,- erhalten und wird hoffentlich keinen Schrott abliefern.
Mit dem Micro 3D Printer, geht es in eine andere Richtung, hier will man den 3D-Drucker in den Haushalt bringen, der Würfel kostet ca. € 212,- (abhängig vom Dollar Kurs) und stellt dahingehend einen Durchbruch in diesem Bereich dar, letztes Jahr waren am Grazer Barcamp zwei Geräte zu sehen die zwischen 700 und 900 Euro kosteten, aber als Bausätze geliefert wurden, hier bekommt man ein voll funktionsfähiges Modell direkt Nachhause geliefert.
Ursprünglich hatten die Entwickler ein Goal von 50.000 Dollar anvisiert, was abhängig von dem Finanzvolumina dass der Kunde spendet 250-300 Vorbestellungen entspricht. Mit dem heutigen Datum liegt man bei $3.285.054,- und für die verbleibenden 386 Vorbestellungen um $299,- bleiben noch etwas mehr als ein Tag zeit eines dieser Wunderdinger zu ergattern.
So, das war heute ein Ausblick in die sehr nahe Zukunft der Heimfabrik und Herstellungsverfahren die uns von Firmen und dem Wegwerftrend unabhängiger machen können.
Demnächst gehts wieder politisch weiter, nächster Gast bei INSIDE POLITICS wird Stefan Winderberger von den NEOS sein.