Auch wenn Ostern in der gesellschaftlichen Wahrnehmung hinter Weihnachten zurückfällt, ist und bleibt es das wichtigste Fest für die christlichen Kirchen, denn hier wird nicht der Geburt des Heilands sondern dessen Wiedergeburt gedacht und daraus begründet sich der Mythos von Jesus als Märtyrer.
OSTERN IST WIEDERGEBURT
Zu Ostern erwacht meist die Natur. Die Gärten, Wiesen und Wälder blühen wieder auf und zeigen förmlich auf, wie sehr sich Ostern von der meist eisigen Weihnacht unterscheidet.
Gleichzeitig ist die heutige Zeit eine in der Wiedergeburt und die Neuerfindung von Ideen im Vordergrund stehen. Sei es die persönliche Weiterentwicklung, der eine will noch mehr abnehmen als schon in der Fastenzeit, der andere wechselt den Beruf und die dritte Person will nur mehr Ruhe und Balance im Leben erreichen. Gleichzeitig erleben wir in diesen Tagen, den brutalen und menschenverachtenden Versuch mancher Politiker längst verlorene Großmachtphantasien wiederaufleben zu lassen um somit wieder zur alten Stärke und neuem Glanz aufzusteigen.
Natürlich spielen der Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie, der Klimawandel und die Inflation auch zu Ostern eine Rolle, die Themen werden auf den Feiern der Familien und auf den Stammtischen diskutiert. Sie sorgen als Ganzes für Verunsicherung und eine schlechte Grundstimmung. Das wird auch nicht in Frage gestellt, trotzdem sollen Feste wie Ostern auch Hoffnung und Zuversicht schenken. Inwiefern diese Feiertage dazu beitragen aus dem Alltagstross auszubrechen und danach ein besserer Mensch zu werden, sei freundlich in Frage gestellt. Trotzdem ist es wichtig, dass es solche Zeiten im Jahr gibt um die eigenen Kräfte zu sammeln und in sich zu gehen, unabhängig von der eigenen Religion.
Wir haben uns dennoch dazu entschlossen die Osterbotschaft von Papst Franziskus als Transkript im Ganzen von Vaticannews.va zu übernehmen und wollen damit einen kleinen Beitrag zu Frieden und Verständnis leisten.
Die Redaktion von Inside Politics wünscht daher allen Leserinnen und Lesern ein glückliches und erholsames Osterfest.
OSTERBOTSCHAFT VON PAPST FRANZISKUS
Nein, es ist keine Illusion! Heute erklingt mehr denn je die Osterbotschaft, die dem christlichen Osten so teuer ist: „Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ Heute sind wir mehr denn je auf ihn angewiesen, am Schluss einer Fastenzeit, die nicht zu enden wollen scheint. Wir haben zwei Jahre Pandemie hinter uns, die schwere Spuren hinterlassen haben. Es war an der Zeit, gemeinsam aus dem Tunnel herauszukommen, Hand in Hand, mit vereinten Kräften und Mitteln … Aber stattdessen zeigen wir, dass wir noch nicht den geist Jesu in uns tragen, sondern den Geist Kains, der Abel nicht als Bruder, sondern als Rivalen ansieht und darüber nachsinnt, wie er ihn beseitigen kann. Wir brauchen den auferstandenen Gekreuzigten, um an den Sieg der Liebe zu glauben, um auf Versöhnung zu hoffen. Heute brauchen wir ihn mehr denn je, der zu uns kommt und uns erneut sagt: „Friede sei mit euch!“.
Nur er kann dies tun. Nur er hat heute das Recht, uns den Frieden zu verkünden. Nur Jesus, denn er trägt die Wunden, unsere Wunden. Diese seine Wunden sind auf zweifache Weise die unseren: Sie sind die unseren, weil sie ihm von uns zugefügt wurden, von unseren Sünden, von unserer Herzenshärte, von brudermörderischem Hass; und sie sind die unseren, weil er sie für uns trägt, er hat sie nicht von seinem glorreichen Leib getilgt, er wollte sie behalten, sie für immer an sich tragen. Sie sind ein unauslöschliches Siegel seiner Liebe zu uns, als immerwährende Fürsprache, damit unser himmlischer Vater sie sieht und sich über uns und die ganze Welt erbarmt. Die Wunden am Leib des auferstandenen Jesus sind das Zeichen des Kampfes, den er für uns mit den Waffen der Liebe geführt und gewonnen hat, auf dass wir Frieden haben, in Frieden sein und in Frieden leben können.
Wenn wir auf diese glorreichen Wunden schauen, öffnen sich unsere ungläubigen Augen, unsere verhärteten Herzen lösen sich und lassen die Osterbotschaft eintreten: „Friede sei mit euch!“.
Brüder und Schwestern, lassen wir den Frieden Christi in unser Leben, in unsere Häuser, in unsere Länder eintreten!
Werde der leidgeprüften Ukraine, die durch die Gewalt und die Zerstörung des grausamen und sinnlosen Krieges, in den sie hineingezogen wurde, so sehr gelitten hat, Frieden zuteil. Gehe bald eine neue Morgendämmerung der Hoffnung über dieser schrecklichen Nacht des Leidens und des Todes auf! Möge man sich für den Frieden entscheiden. Man höre auf, die Muskeln spielen zu lassen, während die Menschen leiden. Bitte, bitte, gewöhnen wir uns nicht an den Krieg, setzen wir uns alle dafür ein, von unseren Balkonen und auf den Straßen mit lauter Stimme den Frieden zu verlangen! Frieden! Diejenigen, die für die Nationen Verantwortung tragen, mögen auf den Schrei der Menschen nach Frieden hören. Sie mögen die beunruhigende Frage hören, die Wissenschaftler vor fast siebzig Jahren stellten: »Werden wir dem Menschengeschlecht ein Ende setzen, oder wird die Menschheit im Stande sein, auf den Krieg verzichten?« (Russell-Einstein-Manifest, 9. Juli 1955). Werden wir dem Menschengeschlecht ein Ende setzen, oder wird die Menschheit im Stande sein, auf den Krieg verzichten?
In meinem Herzen trage ich all die vielen ukrainischen Opfer, die Millionen von Flüchtlingen und Binnenvertriebenen, die auseinandergerissenen Familien, die allein gelassenen alten Menschen, die zerstörten Leben und die dem Erdboden gleichgemachten Städte. Ich habe den Blick der Waisenkinder, die vor dem Krieg fliehen, vor meinen Augen. Wenn wir sie betrachten, können wir nicht umhin, ihren Schmerzensschrei zu hören, ebenso wie den der vielen anderen Kinder, die überall auf der Welt leiden: derjenigen, die an Hunger oder mangelnder Versorgung sterben, derjenigen, die Opfer von Missbrauch und Gewalt sind, und derjenigen, denen das Recht verweigert wurde, geboren zu werden.
Inmitten des Schmerzes des Krieges fehlt es auch nicht an ermutigenden Zeichen, wie die offenen Türen so vieler Familien und Gemeinschaften, die in ganz Europa Migranten und Flüchtlinge aufnehmen. Seien diese vielen Taten der Nächstenliebe ein Segen für unsere Gesellschaft, die durch so viel Egoismus und Individualismus zuweilen verkommen ist. Mögen diese Taten dazu beitragen, die Gesellschaft für alle aufnahmebereit zu machen.
Der Konflikt in Europa mache uns auch auf andere Situationen der Spannung, des Leids und des Schmerzes aufmerksam, die allzu viele Regionen der Welt betreffen und die wir nicht vergessen können und wollen.
Dem Nahen Osten, der seit Jahren von Spaltung und Konflikten zerrissen ist, werde Frieden beschieden. An diesem glorreichen Tag bitten wir um Frieden für Jerusalem und um Frieden für alle, die es lieben (vgl. Ps 122,6ff), Christen, Juden und Muslime. Mögen Israelis, Palästinenser und alle Bewohner der Heiligen Stadt zusammen mit den Pilgern die Schönheit des Friedens erfahren, in Geschwisterlichkeit leben und möge ihnen der freie Zutritt zu den Heiligen Stätten unter gegenseitiger Achtung der Rechte jedes Einzelnen gewährt werden.
Frieden und Versöhnung werde den Völkern des Libanon, Syriens und Iraks und insbesondere allen im Nahen Osten lebenden christlichen Gemeinschaften zuteil.
Auch in Libyen herrsche Frieden, damit das Land nach Jahren der Spannungen zu Stabilität findet, ebenso im Jemen, der unter einem von allen vergessenen Konflikt leidet, der beständig Opfer fordert: Möge der in den letzten Tagen unterzeichnete Waffenstillstand der Bevölkerung wieder Hoffnung geben.
Wir bitten den auferstandenen Herrn um die Gabe der Versöhnung für Myanmar, wo ein dramatisches Szenario von Hass und Gewalt andauert, und für Afghanistan, wo die gefährlichen sozialen Spannungen nicht nachlassen und eine tragische humanitäre Krise die Bevölkerung quält.
Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent verbreite sich der Frieden, damit die vielerorts herrschende Ausbeutung und das Ausbluten durch terroristische Anschläge – insbesondere in der Sahelzone – aufhöre und Afrika eine konkrete Stütze in der Geschwisterlichkeit der Völker finde. Äthiopien, das von einer schweren humanitären Krise heimgesucht wird, kehre auf den Weg des Dialogs und der Versöhnung zurück. Möge auch die Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo ein Ende finden. Es mangle nicht an Gebet und Solidarität für die von verheerenden Überschwemmungen betroffenen Bevölkerungen im Osten Südafrikas.
Der auferstandene Christus begleite und stehe den Völkern Lateinamerikas bei, deren soziale Lage sich in einigen Fällen in diesen schwierigen Zeiten der Pandemie verschlimmert hat, die zudem durch Kriminalität, Gewalt, Korruption und Drogenhandel verschärft wird.
Wir bitten den auferstandenen Herrn, den Weg der Versöhnung zu begleiten, den die katholische Kirche in Kanada mit den autochthonen Völkern eingeschlagen hat. Der Geist des auferstandenen Christus heile die Wunden der Vergangenheit und mache die Herzen bereit, die Wahrheit und die Geschwisterlichkeit zu suchen.
Liebe Brüder und Schwestern, jeder Krieg hat Auswirkungen, welche die ganze Menschheit betreffen: von den Todesfällen über das Flüchtlingsdrama bis hin zur Wirtschafts- und Ernährungskrise, deren Vorboten bereits erkennbar sind. Angesichts der anhaltenden Zeichen des Krieges wie auch der vielen schmerzhaften Niederlagen des Lebens ermutigt uns Christus, der Sieger über Sünde, Angst und Tod, nicht dem Bösen und der Gewalt nachzugeben. Brüder und Schwestern, lassen wir uns vom Frieden Christi überwältigen! Der Frieden ist möglich, der Frieden ist eine Pflicht, der Frieden ist die vorrangige Verantwortung aller!
BIS BALD,
EUER SIVIC!