Das Home-Office gilt in der Corona-Krise als das Mittel der Stunde um die Pandemie einzudämmen. Für Bürovermieter wiederum bringt die Krise nicht nur Einbußen bei den Einnahmen sondern auch Herausforderungen im Hygiene-Bereich mit sich. Hannes Schreiner sprach mit Inside Politics über organisatorische Schwierigkeiten, die aktuelle Corona-Situation und die Chancen die er für die Zukunft sieht.
TECHNOPARK RAABA – AUSBAU TROTZ CORONA-KRISE
Die Corona-Krise hat das Thema „Home-Office“, also arbeiten von Zuhause aus zum Breitenphänomen gemacht. Gleichzeitig gerieten Großraumbüros zunehmend ins Hintertreffen. Diese Entwicklung wurde insbesondere für Vermietungsgesellschaften und Immobilienentwickler zur existentiellen Herausforderung.
Einer den diese Situation besonders betritt ist Hans Schreiner. Der 25-Jährige führt gemeinsam mit seinem Bruder Peter Schreiner – in zweiter Generation – den Technopark Raaba. Sein Vater Johann Schreiner hatte Ende der 1990er Jahre das Gelände der ehemaligen Agrosserta in Raaba bei Graz (Steiermark) übernommen und zu einem Gewerbepark umgebaut. Dabei sah er die Möglichkeit neben den Automobilwerken von Magna-Steyr und Eurostar (damals DaimlerChrysler) einen Bürokomplex zu errichten.
So entstand 1999 ein auf die Vermietung von Büro- sowie Lagerflächen spezialisiertes Unternehmen, welches sich mittlerweile nicht nur auf Gewerbekunden konzentriert sondern auch Wohnprojekte (z.B. Wohnpark Raaba) realisiert. Im Eigenverständnis sehen sich die Schreiners dabei als Entwickler von Lebensräumen. So war man unter anderem bei der Erstellung eines Konzepts für den geplanten Bildungscampus im Süden von Graz (Hart bei Graz, Raaba etc.) involviert. Doch auch beim aktuell im Bau befindlichen Büroturm TPR VI und dem geplanten Komplex TPR VII, soll nicht nur die Effizienz und Nachhaltigkeit sondern ebenfalls die Lebensqualität im Vordergrund stehen.
HANS STEINER IM INTERVIEW
Im Interview mit Inside Politics sprach Hans Schreiner, über die aktuelle Corona-Krise und ihre Auswirkungen auf den Standort. Dabei wurde auch darüber diskutiert, ob Großraumbüros in Zeiten von Home-Office noch Sinn machen und welche Entwicklungsprojekte die Technopark Raaba-Holding in den nächsten Jahren verfolgt.
Video: Interview mit Hans Schreiner über den Technopark Raaba.
Denn der Technopark Raaba hält laut Eigenangaben bei einem Vermietungsgrad von 98% 100.000m² an Raumflächen. Neben Großkunden aus der Automobilbranche wie etwa Magna-Steyr, oder Daimler Benz, dem Mautsystem-Anbieter EFKON (Tochter der Strabag) und der Steirischen Bauernsozialversicherung (nun SVS), finden sich aber insbesondere aus dem IT-Bereich zahlreiche Klein- und Mittel-Unternehmen (KMU) am Standort.
Darüber hinaus betreibt die Holding auch Standorte in der steirischen Landeshauptstadt Graz, in Karlsdorf, Leoben und in der Bundeshauptstadt Wien.
HOME-OFFICE VERSUS GROßRAUMBÜRO
Die Frage ob das Home-Office mittel- bis langfristig das Großraumbüro verdrängen könnte ist daher insbesondere für Vermietungsgesellschaften von hoher Relevanz.
Hans Schreiner sieht hier jedoch weiterhin Entwicklungspotential und unterstreicht dies mit seiner Beobachtung, dass insbesondere Großkunden weiter auf das Großraumbüro als Arbeitsplatz setzen. Wiewohl sich in nächster Zeit eher ein Mix aus Büro- und Heimarbeit etablieren wird. So sieht Schreiner insbesondere die beengten Wohnraumverhältnisse von Jungfamilien als Argument gegen ein permanentes Arbeiten von Zuhause aus und rechnet damit, dass abhängig von arbeitsrechtlichen Vergütungsfragen die meisten Firmen wieder ihre Mitarbeiter verstärkt ins Büro holen werden.
Zudem hat man mit den Covid-Fighters eine eigene Teststrecke im Gewerbepark eingerichtet und setzt mit der Kombination aus modernen Lüftungssystemen in Verbindung mit der Möglichkeit die Fenster in den Büros zum Lüften zu öffnen, auf entsprechende Präventionskonzepte um die Verbreitung von Viren zu minimieren. Ein Vorteil gegenüber dem Home-Office, wenn etwa Schulkinder Krankheitserreger übertragen und die Eltern unbemerkt infizieren.
Gleichzeitig verfolgt das Familienunternehmen die Vision aus dem Technopark Raaba das steirische Silicon-Valley zu machen. Hierbei setzt man insbesondere auf Kunden aus dem IT-Bereich. So entwickelte sich auch in den letzten Jahren eine Art Campus in Raaba, der mit eigenem Restaurant, Supermarkt, Fitnessstudio, Reisebüro usw. aufwartet und defakto die Infrastruktur einer kleinen Stadt anbietet. Dies könnte ein unschätzbarer Bonus für den Standort sein, auf den Unternehmen auch in Zukunft nicht verzichten wollen.
BAUBOOM SETZT SICH FORT
Weitere Projekte wie die schon seit den 1980er Jahren geplante – und aktuell wieder diskutierte – Anbindung der Gemeinden Raaba-Grambach und Hausmannstätten an das Grazer Straßenbahnnetz könnten den Technopark Raaba und den Technologiepark Grambach verkehrstechnisch aufwerten. Hinzu kommen Planungen für ein Hotel sowie ein neues Sport- und Veranstaltungszentrum inklusive Freibad in Raaba-Grambach als auch ein Logistikzentrum von Amazon am Autobahnzubringer Graz-Liebenau.
Auch der erst 2019/2020 durchgeführte Dachausbau des Bürozentrums DCCS in der Nähe des Einkaufszentrums Murpark, zeigt, dass sich der Bauboom im Grazer Süden weiterhin fortsetzt. Die Frage wie viel von den geplanten Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden, kann aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden. Letztendlich sind auch diese Umsetzungen von den weiteren Auswirkungen der Corona-Krise und den wirtschaftlichen Bedingungen abhängig.
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