Die für den Winter drohende Energiekrise ist seit Monaten ein bestimmendes Thema. Die Stadt Graz präsentierte heute ihre Konzepte und Ideen um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Gleichzeitig rief Bürgermeisterin Elke Kahr die Frühwarnstufe zum Energiesparen aus.
ENERGIEKRISE – BÜRGERMEISTERIN ELKE KAHR RUFT FRÜHWARNSTUFE AUS
Am heutigen Montag wurden Seitens der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), Vizebürgermeisterin Mag. Judith Schwentner (Grüne) und Magistratsdirektor Mag. Martin Haidvogl die Frühwarnstufen-Maßnahmen der Stadt-Graz vorgestellt.
Video: In der Pressekonferenz wurde die Problematik der Energieversorgung erläutert und neue Maßnahmen vorgestellt. Quelle: Inside-Graz/Steirerwerk
Dabei aktivierte Bürgermeisterin Elke Kahr mit sofortiger Wirkung die Frühwarnstufe (Stufe 1). Mit den Stufen 2 und 3 (Alarm- und Notfallstufe) stehen Mittel zur Verfügung, die im Falle eine weiteren Eskalation (Verschlechterung) der Energieversorgungslage aktiviert werden können.
In Summe plant die öffentliche Verwaltung und ihre Betriebe soviel Energie einzusparen, wie etwa von etwa 1500 „durchschnittlichen Haushalten“ zusammen verbrauchen.
Dies mag auf den ersten Blick viel sein, ist aber andererseits auch wenig, denn die Energieverbräuche der Grazer Stadtverwaltung und auch jene der zugehörigen Grazer-Holding und deren Betriebe sind nur ein relativ kleiner Anteil des Gesamtenergieverbrauchs im Grazer Stadtgebiet.
Bürgermeisterin Kahr legte daher Wert darauf, dass einerseits sinnvoll gespart wird, aber auch keine „düstere“ Stimmung deswegen aufkommen soll und dass es sich um grundsätzlich vernünftige und auch über die Krisenzeit hinaus anzudenkende Effizienzgewinne handeln soll.
ENERGIESPARPLÄNE IM ÜBERBLICK
Konkret sehen die Pläne der Grazer Stadtregierung acht Punkte vor um Energie zu sparen, diese betreffen aber nicht nur die Stadtverwaltung und öffentliche Unternehmen, sondern u.a. auch die Gastgärten von Restaurants.
- Einschränkung der Anstrahlung öffentlicher Gebäude
- Reduktion der Leuchtdauer der Weihnachtsbeleuchtung
- Energieeinsparungen in öffentlichen Gebäuden (Raumtemp., Stromsparmodi etc.)
- Absenken der Wasser- und Lufttemperatur in den öffentlichen Hallenbädern
- Reduktion von elektronischer Werbung im öffentlichen Raum
- Haus Graz WLAN und Free-WIFI Abschaltung während der Nachtstunden
- Vorbereitung eines Verbots von Outdoor-Heizungen in Wintergastgärten
- Politische Gespräche mit Stakeholdern nach dem Ressortprinzip
Dabei sind Mitglieder der Stadtregierung (KPÖ, Grüne, ÖVP und FPÖ) dazu ersucht worden, sich in ihren Ressorts mit den relevantesten Stakeholdern auszutauschen, welche Möglichkeiten der Energieeinsparung möglich wären. Die ersten Sondierungsgespräche haben bereits stattgefunden.
STADT KÖNNTE MEHR AUF RESTWÄRME-NUTZUNG SETZEN
Kritisch bleibt zu hinterfragen, warum etwa die Wärmeenergie eines erst kürzlich errichteten Rechenzentrums in der Nähe der Grazer-Zentralfriedhofs (Bezirk Puntigam) nicht ins Grazer Fernwärmenetz einbezogen wurde. Denn dieses könnte alleine bereits mehr als 4000 „durchschnittliche Haushalte“ mit Wärme versorgen.
Dies wurde durch den Abteilungsleiter des Umweltamtes DI. Dr. Prutsch bestätigt, dieser hatte von diesem Rechenzentrum jedoch erst dann Kenntnis erlangt, als die Planung/Realisierung bereits derart weit fortgeschritten war, dass nur mit (zur damaligen Zeit) unvertretbaren Aufwand eine Änderung möglich gewesen wären. Die Marienhütte oder die Papierfabrik SAPPI in Gratkorn sind dabei als positive Beispiele zu nennen, denn diese Betriebe sind als Lieferanten bereits wichtige Teile des städtischen Fernwärmenetzes.
Inside Politics-Reporter August Peter Zurk (selbst Ingenieur) verortet hier noch weiteres Potential. Denn im Grazer-Fernwärmenetz gibt es mit der konzeptionell gegebenen hohen Rücklauftemperatur von bis zu 60°C eine Möglichkeit, die andere moderne Städte als Vorlauftemperatur nutzen – d.h. neue Anschlußbereiche könnten damit versorgt werden, es müssten dafür aber wiederum größere Heizkörper, Fußbodenheizungen, etc. eingesetzt werden.
Die Redaktion merkt dabei an, dass man künftig bei Bauverhandlungen zwei Aspekte erheben könnte:
1. Ob beim gegenständlichen Bauprojekt Abwärme in einem Bereich von 10GWh oder mehr anfällt und wäre ein solche Sachverhalt umgehend zum Zwecke einer energetischen Integration dem Grazer Umweltamt zur Kenntnis zu bringen.
2. Ob Freiflächen, Dachflächen oder Überdachungen sich für eine solar-thermische bzw. Photovoltaische Nutzung eignen und ist dieser Umstand gleichfalls dem Umweltamt amtswegig zur Kenntnis zu bringen.
So könnten gegenseitige Überraschungen für Stadt Graz und private Betreiber vermieden und beide Seiten im Bereich der nachhaltigen Nutzung der Abwärme profitieren.
BERICHT:
August Peter Zurk und Claudio Schiesl/Sivic
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