Die Debatte über Um- und Ausbau des Stadion Liebenau (Merkur Arena) läuft schon seit Jahren. Hinzu kommt auch die Diskussion um ein zweites Stadion für den GAK. Nach dem „Nein“ der UEFA das Heimstadion des SK Puntigamer Sturm Graz für die Champions League zuzulassen, nutzt Sturm um den Wunsch zu erneuern die Anlage der Stadt abzukaufen.
SK STURM GRAZ UND GAK IM HÖHENFLUG
Der Fußball in Graz stand heuer unter einem besonders guten Stern. Wie wohl die Meistertitel nach Salzburg (Red Bull Salzburg, Bundesliga) und Linz (Blau-Weiß Linz, 2. Liga) gingen, haben sich SK Sturm Graz und GAK jeweils bis zum Vizemeister hinaufgekämpft.
Sturm konnte sich darüber hinaus zum Cupsieger krönen und beendete die Saison zum zweiten Mal in Folge als Zweiter. Für den GAK war der zweite Platz wiederum ein bittersüßer Saisonabschluss weil Blau-Weiß Linz mit nur einem Punkt Vorsprung die „Roten“ in der letzten Runde überholte.
SCHEINDEBATTE ÜBER ZWEITES STADION
Diese sportlichen Erfolge haben aber ein zweites Thema wieder mehr in die politische Diskussion einfließen lassen, nämlich die Diskussion über ein neues Stadion. Beide Vereine sind schon lange mit der Buchungslage der Merkur Arena unzufrieden und verwiesen in der Vergangenheit auf die Notwendigkeit der Spielplankoordination mit dem Eishockey-Club Graz 99ers wie auch auf Platzprobleme wegen des gemeinsam genutzten Parkhauses. So wird seitdem Wiedereinzug des GAK 2019 in den Profisport von sportlicher und politischer Seite durchgehend über die Idee eines zweiten Stadions debattiert.
Video: Schon 2019 forderten Sturm und GAK ein zweites Stadion für Graz.
In Linz wiederum investierte man ca. 95 Millionen Euro in zwei neue Sportstätten, für den LASK wurde die Raiffeisen Arena (65 Mio. Euro, 19.080 Sitzplätze) und für Blau-Weiß Linz das Hofmann Personal-Stadion (29,85 Mio. Euro, 5.000 Sitzplätze), jeweils neu, errichtet. Beide Klubs spielen in der Bundesliga. In Graz wird mit derzeit 10,6 Mio. Euro für geplante Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen für die Merkur Arena in Liebenau, um deutlich geringere Summen gefeilscht.
Das zweite Stadion hingegen rangiert unter den Grazer Wunsch-Projekten die alle Jahre wieder auftauchen und Gondel-Ideen entlang der Mur oder über den Plabutsch genauso umfassen wie den Plan für eine U-Bahn, den aktuell geforderten S-Bahn-Tunnel unter der Innenstadt oder die Diskussion über ein drittes Hallenbad. 2019 kolportierte man Kosten von 20-30 Mio. Euro für ein Stadion mit 10000 Plätzen, das mag günstiger sein als die vorher genannten Projekte, doch hat das Hofmann Personal-Stadion in Linz seine auf ursprünglich 9 Mio. geplanten Baukosten um mehr als das Dreifache überschritten. Solange also der GAK nicht in die Bundesliga aufsteigt bleibt das zweite Stadion vorläufig eine Utopie.
UEFA FORDERT UMBAU-MAßNAHMEN FÜR CHAMPIONS LEAGUE-TEILNAHME
Bei Sturm dreht sich gegenwärtig aber alles um die Teilnahme bei internationalen Bewerben, weswegen das Stadion-Liebenau von der UEFA eine Einstufung als Kategorie 4-Spielstätte (Champions League) benötigt. Die Kategorie 3 für die Europa League ist hingegen gesichert. Für die K4 braucht es bestimmte technische Anforderungen die Seitens der UEFA in einem Schreiben an Sturm Graz mitgeteilt wurden. Werden diese nicht erfüllt, muss der Verein in Klagenfurt spielen.
Auf Anfrage von Inside Politics, welche Vorgaben und Adaptierungen die UEFA für das Stadion Liebenau aufgetragen hatte und wie die Absage begründet wurde, antwortete Sturm Graz-Pressesprecher Stefan Haller wie folgt:
„Die UEFA legt für jeden ihrer drei Klub-Wettbewerbe und die jeweiligen Phasen dieser (Qualifikation, Gruppenphase, KO-Phase) exakte infrastrukturelle Anforderungen fest, welche die jeweiligen Stadien zu erfüllen haben. Im konkreten Fall der Merkur Arena liegen die nicht erfüllten Auflagen vor allem im Medienbereich (zu kleine Arbeitsflächen im Innenraum, zu wenig Platz auf der Medientribüne, zu kleiner TV-Compound), aber auch gewisse Sicherheitsanforderungen speziell im Auswärtssektor und andere Dinge müssten für die Champions League Gruppenphase bzw. das Play-Off geändert werden. Die Absage wurden mit ebendiesen Mängeln begründet.“
STURM WILL MERKUR ARENA KAUFEN UND FORDERT ZWEITES STADION
Inside Politics wollte auch mit Präsident Christian Jauk oder Geschäftsführer-Wirtschaft Mag.(FH) Thomas Tebbich sprechen, ein Interview wurde aber mit Verweis auf den eng getakteten Terminplan der beiden Funktionäre abgelehnt. Auch wollte Sturm Graz die beiden Schreiben der UEFA nicht vorlegen.
Sturm-Präsident Jauk sprach hingegen mit der Kleinen Zeitung und gab bekannt vor, dass sein Verein das Baurecht für das Stadion erwerben möchte. Die Stadt Graz als Grundbesitzer würde somit dem Bauherrn (SK Sturm Graz) für eine befristete Zeit (z.B. 20 bis 100 Jahre) das Recht einräumen auf ihrem Grundstück eine Anlage zu errichten oder eben eine bestehende um- oder auszubauen. Sturm würde somit auch in das Grundbuch eingetragen werden.
Die Bedingung von Sturm wäre aber, dass das Geld für das Stadion einer zweiten bundesligatauglichen Sportstätte zufließen müsste. Ob Jauk damit nur den Verkaufserlös oder auch den Bauzins meint, welchen Sturm für den Zeitraum des eingeräumten Baurechts entrichten müsste, ging aus dem Interview nicht hervor.
STADT GRAZ PLANT AUSBAUMAßNAHMEN IN HÖHE VON 10,6 MIO. EURO
Eine Reaktion seitens der Stadt bleibt für den Moment noch aus, während Sturm aber eher mit Ankündigungen von sich reden macht und auch die UEFA-Schreiben unter Verschluss hält, ging Finanzstadtrat Manfred Eber (KPÖ) in einer Presseaussendung der KPÖ-Graz vom 6. Juli 2023 etwas mehr ins Detail und fasste die Anforderungen der UEFA in zwei Bereiche zusammen:
Auflagen Sicherheit:
- Neues Absichern der beiden Auswärtssektoren mit vor allem druckbeständigen und nicht übersteigbaren Zäunen.
- Neue, mannshohe, sogenannte Portaldrehkreuze (6 Stück), die künftig einen sicheren Einzelzugang zu den Auswärtssektoren gewährleisten.
Auflagen UEFA:
- Ausbau des bestehenden TV-Compounds für Übertragungswagen der TV-Stationen auf eine Gesamtfläche von erforderlichen 1.000 m².
- Erweitern und Modernisieren der Arbeitsbereiche für Medien im Innenbereich der Merkur Arena.
- Umbau der Medien-Tribüne inkl. Bau neuer, moderner TV- und Kommentatorenpulte auf eine Kapazität von bis zu 100 Plätze.
- Neues, auf höchstem Niveau ausgestattetes UEFA-Büro.
- Zusätzlich erhält der SK Sturm auf der Eventfläche beim Merkur Eisstadion die Möglichkeit, eine stockhohe VIP-Lounge zu errichten.
Um diese Maßnahmen umsetzen zu können stellt die Stadt Graz, als Betreiber der Merkur Arena, 650.000,- Euro zur Verfügung. Zwar war bereits 2018 ein Umbau in der Höhe von 6,2 Mio. Euro durch den Gemeinderat genehmigt worden, jedoch verdoppelten sich die Baukosten aufgrund von Pandemie und Inflation auf 13,5 Mio. Euro (Siehe Inside Graz).
Daher will die Stadtregierung mit den ursprünglich vom Gemeinderat freigegebenen 6,2 Mio. Euro den vorhandenen VIP-Klub renovieren und gemeinsam mit baulichen Erweiterungen im Norden und Süden des Stadions, ein neues Sporttageszentrum errichten. Dazu kommen 4,4 Mio. Euro für zehn sogenannte Skyboxen (VIP Area mit Luxussitzes), dieses Projekt geht nun in die Detailplanung und ist vom Gemeinderat noch nicht abgesegnet.
FAZIT:
Die Debatte über ein neues Stadion und den Ausbau der Merkur Arena zieht sich schon Jahre hin. Die Anlage ist mit 26 Jahren auch nicht mehr die jüngste Spielstätte, jedoch weit davon entfernt baufällig zu sein. Das Hin und Her zwischen Fußballvereinen und Stadtpolitik wird nicht zuletzt durch die emotionale Komponente beflügelt die einerseits als Belohnung für sportliche Leistungen und andererseits als bewusstes und möglicherweise „unerfüllbares“ Wahlzuckerl der Politik gegenüber den großen Fan-Gemeinden von Sturm Graz und dem GAK verstanden werden will. Bleibt die Frage offen, ob auch die Steuerzahler die Träume der Fußballvereine unterstützen wollen oder diese nur Wünsche bleiben werden.
BIS BALD,
EUER SIVIC
INSIDE POLITICS – MEHR ALS TAGESPOLITIK…