So, die Schlacht ist geschlagen, Alexander Van der Bellen ist Bundespräsident. Österreich skandierte bereits im Mai “Alexander Van der Bellen, Präsident der Hoffnung”, ob er das wird, sei freundlich in Frage gestellt.
Ehrlich gesagt, bekomme ich langsam Angst von mir selbst, eine Woche vor dem Wahlsonntag am 4. Dez. habe ich von diesem Wahlergebnis geträumt und wieder habe ich nicht gewettet, heuer lag ich schon 4 mal richtig, das “NEIN” zum Verfassungsreferendum in Italien inklusive.
30 Minuten vor der Verkündung der ORF Hochrechnung musste ich natürlich dies auf Facebook und Twitter zur Freude der VDB-Fraktion veröffentlichen, hätte ich das nicht getan, wäre die Behauptung ich wäre ein Drittbrettfahrer im Raum gestanden.
Wer mir übrigens Leid tat, war Tarek Leitner vom ORF, er musste 15 Min. lang alleine im Studio herumirren und die Leute bei Laune halten, da es erst ab 17:00h Material vom Innenministerium gab und durfte zu Freude der österreichischen Gemeindekaiser, die ersten Minuten lang nur Ergebnisse von so wichtigen Gemeinden wie Reith bei Kitzbühl und Pinkafeld vorlesen.
Apropos, auch wenn am 15. Dezember die endgültige Bestätigung kam dass der Bundesheinzi nun vom Bundesbeller ersetzt wird, erhielt ich von einem österreichischen Leser im Big Apple (aka New York) den Hinweis, dass dieser erst am 15. sein Wahlkuvert zugestellt bekam.
Dies dürfte nun eine der letzten bekannten Pannen bei dieser Wahl gewesen sein, wofür die österreichischen Behörden nur teilweise zur Verantwortung gezogen werden können.
Das zuständige Amt ist der Redaktion übrigens bekannt, wir werden dem Wahlleiter wohl nächste Woche einmal einen Besuch abstatten.
Es bleibt dabei:
Dieses typisch österreichische Satzerl hat sich nun einmal mehr bewahrheitet. Der ehemalige Bundeskanzler Josef Klaus (ÖVP), prägte diese Devise schon vor 40 Jahren, damals unterhielt man sich über den Beitritt zur EWG (heute EU), heute wird über den Austritt diskutiert.
An Gültigkeit hat der Satz nicht verloren, ob Alexander Van der Bellen jedoch ein Bundespräsident der Mitte und der Garant für Stabilität ist, bleibt offen. Vielmehr steht er für ein System von Bewahrern, Linken, Liberalen und den Kuschel-Wuscheln der ÖVP, auch schwarze Bobo’s genannt.
Die Wahl hat glaube ich weniger die Bevölkerung gespalten als die politische Klasse, diese hat aber wiederum für einen Politisierungsgrad innerhalb der von Politfrust geplagten Österreicher gesorgt, die Menschen haben also ihr Wahlrecht wieder mehr genutzt.
“Unterm Kaiser…”, eh schon wissen…
Auch wenn Chefredakteure wie Fellner (ÖSTERREICH), Rainer (PROFIL) und Co. sich offen für den “unabhängigen” Grünen aussprachen, so bleibt Van der Bellen, genauso wie auch Hofer eines, ein Parteipolitiker.
Und genau hier sehe ich das Problem, ein Parteipolitiker wird auch immer ein solcher bleiben, während ein monarchisches Staatsoberhaupt, trotz eventueller politischer Präferenzen (das sei ihm auch unbenommen), in vielen Fällen der modernen Geschichte, eine überparteiliche integrierende Rolle einnahm, ja auch gar nicht anders konnte.
Gut, das klingt staatstheoretisch, aber besonders in Großbritannien, den Niederlanden und Belgien zeigt sich, dass die Königinnen und Könige für das Volk noch immer eine Integrationsfigur darstellen.
Frei nach dem Motto, “Politiker kommen und gehen, die Krone bleibt ewig bestehen!“.
Die genannten Länder sind ja nicht gerade dafür bekannt, dass dort Politiker kuscheln und guschen, aber genau diese integrative Kraft sorgt auch dafür, das Politiker gewisse Regeln einhalten.
Parteien sind in der Regel politische Interessensvertretungen und teilen die Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen auf, das ist normal, sie repräsentieren ja auch nur einen bestimmten Teil dieser.
Immerhin kommt das Wort Partei vom lat. partis und bedeutet “Teil“, der Monarch kann hier als repräsentative Kraft, zumindestens Haltung einfordern, realpolitische Macht, haben die meisten ja nicht mehr.
In Österreich galt Jahrzehnte lang der franko-josephinische Leitspruch “VIRIBUS UNITIS“, was im Latein für “Mit vereinten Kräften” steht. Dieses Credo ist übrigens auch mein Motto und dass der Kaiser, neben Deutsch auch Ungarisch, Tschechisch und Italienisch sprach, ist wohl auch etwas, was die österreichischen Bundespräsidentschaftskandidaten von den beständigen und lang bewährten kaiserlichen Erziehungssystem unterscheidet, von den guten Manieren einmal abgesehen.
Nicht einmal der Pomp ist uns erhalten geblieben, was bleibt ist eine auf Parteien und dumpfe Parolen reduzierte Politik, die nichts mit den Traditionen und Werten für die Österreich seit Jahrhunderten steht.
Eine öffentliche Schlammschlacht wie die so eben erlebte, hätte es in der Monarchie nie gegeben und keine Sorge, damals wurde auch ordentlich gestritten, denn unsere Meinungsfreiheit basiert auf Art. 13 des Staatsgrundgesetzes von 1867, dieser ist übrigens Bestandteil der österreichischen Bundesverfassung.
Wie also die Politik aus diesem Schlamassel wieder rauskommt ist mir nicht ganz klar, das Amt ist beschädigt, der Imageschaden für die Politiker immens, vielleicht setzt man auf die altbewährte Taktik des kollektiven “Vergessens“. Dumm nur, dass der Spitzenkandidat der Grünen brav mitgespielt und selbst mit Schlammbällen geworfen hat.
FAZIT:
Was bleibt ist ein fahler Nachgeschmack, ich für meinen Teil fühle mich nicht mehr repräsentiert, aber gut ich bin auch kein Republikaner, die Republik wechselt “vorläufig” in ein neues Zeitalter, weil wer kann schon garantieren, dass die Altparteien weiterhin so stark auf “Bundesebene” verlieren wie bisher, wer damit rechnet, weiß auch nicht, dass man Totgesagte nicht einfach so abschreiben sollte.
Die blaue Gefahr, ist übrigens nicht gebannt, wie Medienmanager und Kreisky-Vertrauter Hans Mahr bei Ö24 vor voreiligen Siegestaumel warnte, es zeigte sich nur dass die “Übermacht” von vier Parlamentsparteien und etlichen anderen Interessensvertretungen sich nun deutlicher durchsetzen konnte und länger Zeit zur Agitation und Mobilisierung des Wahlvolkes hatte.
Den Freiheitlichen wiederum gelang es quasi im Alleingang 47% der Wähler für sich zu gewinnen und das ist bitte auch nicht zu unterschätzen.
Für Alexander Van der Bellen könnte dieser “Höhepunkt” seiner Karriere, noch zum Abgesang werden, ob er das wollte werden wir erst sehen. Warten wir ab wie es weitergeht.
FORTSETZUNG FOLGT 2017:
EUER SIVIC
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