Der ehemalige Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzende verlässt nun auch offiziell die Partei. Die Kandidatur für die kommende EU-Wahl ist passé, mit 24. November legt Christian Kern alle politischen Funktionen zurück.
KERN-RÜCKZUG – AUSKERNUNGSPROZESS IN DER LÖWELSTRAßE!
Passend zum Erntedankfest werden bei den Sozialdemokraten nun die Früchte ihrer Arbeit aus dem letzten Sommer von störenden und harten Kern befreit. “Auskernt is”, könnte man sagen, wenn man die aktuelle Diskussion rund um Kurzzeit-Obmann und -Kanzler Christian Kern politisch bewerten will.
Kern gab heute Mittag bekannt seine Kandidatur für die EU-Wahl zurückzuziehen, und mit 24. November alle seine politischen Ämter niederzulegen.
Seit Tagen zeichnete sich ab, dass der Altkanzler und mittlerweile abgelöste Klub- und Parteichef sich möglicherweise nicht mehr lange in der SPÖ halten könne. Hintergrund waren parteiinterne Querelen die sich vor allem um die Frage drehten ob Kern nicht eine “Lame-Duck” (lahme Ente) wäre und die neue Führung sich nicht frei von ihm entfalten könne.
Hinzu kamen auch Differenzen um die Wahlkampfplanungen, so wollte Kern eine “Allianz gegen die Nationalisten” aufbauen und auch Parteien und Bewegungen einbinden, die nicht per se sozialdemokratisch sind. Dabei war vorgesehen in Kooperation mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron und Italiens Ex-Premier Matteo Renzi bei der EU-Wahl anzutreten. Anscheinend dürfte diese Idee aber innerhalb der SPÖ zu wenig Zuspruch gefunden haben. Kern replizierte in seiner Erklärung auf ein “Klein Klein” innerhalb der Partei und dass für ihn als ehemaligen Bundeskanzler in diesem Land unmöglich sei, sich auf einen gesamteuropäischen Wahlkampf einzurichten, ohne dass er sich dabei von innpolitischen Debatten um seine Person entfernen zu können.
RENDI WAGNER: “WEIL ICH NICHT CHRISTIAN KERN BIN!”
Gleichzeitig distanzierte sich zu Wochenanfang die neue Parteichefin Pamela Rendi-Wagner im ZIB 2 Gespräch mit Armin Wolf von ihrem Vorgänger.
Der ZIB Moderator fragte am Ende eines Interviews, die neue Parteichefin ob Sie bis zur nächsten Nationalratswahl Parteichefin bleiben werde.
Rendi – Wagner bestätigte dies und meinte: “Wenn ich meinen Beitrag so lange leisten kann und der positiv ist für die Sozialdemokratie und für dieses Land, dann werde ich alles tun und werde das auch tun. Bis 2022.”
Daraufhin hackte Wolf nach und sagte: “Das hat Christian Kern auch gesagt. Warum soll man Ihnen glauben?”
Pamela Rendi-Wagner: “Weil ich nicht Christian Kern bin.”
Dieser Konter war – gewollt oder auch nicht – eine dezidierte Abrechnung und Distanzierung der Neo-Parteichefin von ihrem Vorgänger. Damit konnte Sie sich Luft verschaffen und eine etwaige Führungsdebatte bei der EU-Wahl in eine finale Phase bringen. Denn die Parteichefin hatte dadurch selbst die Glaubwürdigkeit von Kern als Spitzenkandidaten unterminiert. Das komplette Interview kann auf NEUWAL.com als Transkript nachgelesen werden.
FAZIT:
Mit Christian Kern geht ein literarischer SPÖ-Vorsitzender, der selbst in seiner “Abschiedsrede” auf Göthes Faust verwies. Unterm Strich war aber wohl für die SPÖ in der durch ihn selbst ausgelösten Fühungsdebatte kein Raum mehr den selbsternannten Spitzenkandidaten. Ob er nun gekränkt war oder sich selbst einfach nicht mehr durchsetzen konnte, bleibt vorerst offen.
Das Ende scheint viel mehr kalkuliert und weniger emotional zu sein, auch wenn sich das innerparteiliche Gegner als auch so manche nach Schlagzeilen haschende Journalisten gewünscht hätten.
Für Kern selbst geht ein Teil seiner Karriere zu Ende, nicht mehr und auch bei weitem auch nicht weniger.
BIS BALD,
EUER SIVIC:
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