ORF Anchorman Dr. Armin Wolf und FPÖ-Chef/Vizekanzler Heinz Christian Strache sind wahrlich kein Liebespaar. HC-Strache veröffentlichte am Faschingsdienstag ein Sujet mit dem Satz „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden. Das ist der ORF.“ und markierte dieses als „Satire“. Armin Wolf kündigte daraufhin noch am gleichen Tag gegenüber dem Standard eine Klage an.
Dazu ein Kommentar von Claudio Schiesl aka Sivic:
Hinweis zur journalistischen Neutralität: Zwischen 2004-2008 gehörte ich der ÖSTV Ottonia, dem späteren akademischen Corps Ottonen, welches in diesem Beitrag behandelt wird, an. Alle Bilder stammen aus meinem Privatarchiv.
Das fast schon „ewige“ Gezänk zwischen HC-Strache und Armin Wolf geht in die nächste Runde, beide verlassen nun die mediale Spielwiese des ZIB-Studios und werden sich, bzw. deren Rechtsvertreter, wohl demnächst im Gerichtssaal die Argumente um die Ohren werfen.
Der Hintergrund ist ein als Satire gekennzeichneter Bild-Kommentar von HC-Strache auf dessen Facebook-Seite. Auf der Fotocollage wurden mit den Worten „Es gibt einen Ort, an dem Lügen zu Nachrichten werden. Das ist der ORF.“, sowohl der ORF, als auch Armin Wolf durchaus rüde kritisiert, weiters wurde letzterem ein Pinocchio in die Hand retuschiert.
HC-Strache meinte am Mittwoch dazu, dass dies sein Beitrag zum Faschingsdienstag gewesen wäre, Armin Wolf kündigte ungerührt davon seine Klage an, weil er sich nicht als Lügner bezeichnen lassen will und schrieb die Argumente dafür auf seinem Blog nieder.
Bundeskanzler Sebastian Kurz distanzierte sich mittlerweile, grundsätzlich – ohne ins Detail zu gehen – von diesem Streit und rief alle Beteiligten auf, die Emotionen wieder zu drosseln. Allfällige weitere Aussagen zu dieser Causa deutete er zur kommenden Medienenquete im Frühjahr dieses Jahres an.
Für Wolf geht es bei diesem Gerichtsprozess aber um viel mehr, wenn nicht gar ums Ganze. Sollte HC-Strache dem Moderator bzw. der ZIB-Redaktion tatsächlich in substantiellem Umfang fehlerhafte sowie manipulative Berichterstattung so genannte „Lügenpropaganda“ nachweisen können, dann ist Armin Wolf für die „Zeit im Bild“-Redaktion nicht mehr tragbar, ein Moderator der öffentlich Lügner genannt werden kann, verliert nämlich das wichtigste was ihm ausmacht, seine Glaubwürdigkeit.
Doch ist der „Kommentar“ des Vizekanzlers und FPÖ Chefs gerechtfertigt, arbeiten Journalisten wirklich so fehlerbehaftet?
CORPS OTTONEN – WENN EINE BURSCHENSCHAFT KEINE BURSCHENSCHAFT IST!
Ein Beispiel ist der am 12. Februar ausgestrahlte Bericht „Die unterschiedlichen Welten der Burschenschaften“ über das akademische Corps Ottonen.
Der Beitrag den Dr. Armin Wolf ankündigte und Frau Dr. Sonja Sagmeister besprach, zeigt viele Fehler auf, die in der Zusammenfassung und Kürzung von Informationen, in einem 3-Minüter bei Nachrichtensendungen hineinfließen können, aber so nicht passieren sollten.
Das Corps Ottonen ist nämlich keine Burschenschaft, sondern ein legitimistisches/monarchistisches Corps nach dem Toleranzprinzip.
Seine Mitglieder werden auf das Haus Habsburg vereidigt und geloben mit den Worten „Für Kaiser und Reich“ ihre Treue zu Erzhaus und Corps. Die Verbindungsfarben Schwarz-Gold-Grün, sind ein weiteres Bekenntnis zu Österreich-Ungarn.
Namensgeber war Erzherzog Dr. Otto von Habsburg, der die Verbindung nicht mit ehemaligen K.u.K. Offizieren gemeinsam gegründet hat, wie im Beitrag kolportiert, sondern dem zu Ehren, die Verbindung anlässlich seines 10. Geburtstags am 18.10.1922 in Wien gründet wurde.
Bis heute ist der sogenannte Gedenktag des Landesvaters bei den Ottonen, der 20. November, der Geburtstag des Erzherzogs.
1938 ging das Corps geschlossen unter Oberst Karl Burian in den Widerstand und baute ein Informanten- und Sabotage-Netzwerk auf, welches in Kontakt zu Otto von Habsburg in Paris stand und in Wien, Prag sowie Brünn tätig war. Im Zuge der Abwehrtätigkeiten von SS und GESTAPO, wurde Karl Burian bereits im Oktober 1938 verhaftet, der Rest der „Gruppe Burian“ flog 1943 auf.
Ausführliche Erzählungen zur Widerstandsgeschichte der Ottonen finden sich in den Schilderungen des Zeitzeugen und Ottonen Julius Kretschmer auf der Webseite des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), in einem Beitrag des Historikers Dr. Albert Pethö auf Couleurstudent.at, und auf dem Internetauftritt des akademischen Corps Ottonen.
WOLF GESTAND FEHLER EIN.
Armin Wolf bestätigte am Dienstag Morgen einige Ungenauigkeiten der ZIB 2 Redaktion in dieser Reportage.
In einem Twitter-Kommentar sprach er an, dass er auf die Differenzierung zwischen Burschenschaften und Corps verzichtet hätte, weil sonst die Moderation noch länger geworden wäre, als sie es ohnehin schon war.
Dieses Eingeständnis kann man also stellvertretend für journalistische Verfehlungen sehen, was aber eben nicht heißt, dass dies eine Legitimation für solche darstellen darf.
Denn im Sinne eines professionellen Umgangs mit der Materie, hätte die korrekte Wiedergabe nicht viel Zeit mehr gebraucht, neue „Fehlerkultur“ des ORF hin oder her.
Für den Seher ändert sich indes nichts, denn Richtigstellungen sind in solchen Fällen eher selten, weswegen die Ottonen für viele Österreicher nun eine Burschenschaft bleiben.
So verwundert es am Ende auch nicht, dass der freiheitliche Parlamentsklub-Obmann Dr. Walter Rosenkranz ebenfalls am Dienstag in der ZIB 2, diese fehlende Differenzierung zwischen Burschenschaften, Corps, Landsmannschaften, Turnerschaften usw., im direkten Gespräch mit Armin Wolf thematisierte.
Was lernen wir daraus?
Auch FPÖ-Parteiangestellte sehen ZIB 2, lesen möglicherweise auf Twitter mit und bereiten ihre Politiker auf Interviews vor, bevor sie diese in die Wolfshöhle schicken…
BIS DANN:
EUER SIVIC!
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