Gestern Nacht präsentierte Innenminister Werner Sobotka das endgültige Wahlergebnis. Auch wenn der Gesamtsieg der ÖVP zuzurechnen ist, fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass die Steiermark alles andere als durchgehend türkis gefärbt ist.
Steiermark: Türkiser Anstrich, blau-roter Untergrund.
Auch wenn die Landkarte „Türkis“ erscheint, in der Steiermark ist das Bild viel bunter und die drei Großen haben sich unterschiedlich stark durchgesetzt, Graz ist etwa wieder „Rot“, südwestlich der Mur haben sich die Freiheitlichen mehrheitlich durchgesetzt und
Die Detailansicht zeigt es deutlich die Grüne Mark nicht eindeutig türkis wie es auf der Österreichkarte erscheint.
Von 12 Bezirken und einer Statutarstadt (Graz) sind 6 von der ÖVP dominiert, 4 rote und 3 blaue erste Plätze zeigen dass die Konkurrenz der Volkspartei recht dicht auf den Fersen ist.
Farbwechsel auf steirisch.
In keinem anderen Bundesland gibt es eine ähnliche Diversität. Zwar haben in Niederösterreich, Oberösterreich und Kärnten auch die ÖVP, SPÖ und FPÖ einzelne Bezirke für sich gewonnen, jedoch gab es dort deutlich klarere Mehrheiten für eine Partei (ÖVP in Ober- und Niederösterreich, FPÖ in Kärnten).
Die Steiermark ist also einmal mehr ein Sonderfall im österreichischen Regelwerk, das hat teils mit historisch gewachsenen Traditionen, wie dem schwarzen Osten und dem roten Gürtel in der industrialisierten Obersteiermark zu tun und andererseits greifen neuere Trends, anders könnte man die Dominanz der Freiheitlichen in den west- und südwestlichen Bezirken nicht erklären.
Denn 2013, waren Deutschlandsberg und Voitsberg noch rot. Hier kam es zu einer interessanten westwärts Bewegung der FPÖ, auch wenn dieser Eindruck leicht täuscht, denn im Bezirk Graz-Umgebung hatte die Volkspartei gerade einmal mit einem Vorsprung von 287 Stimmen (0,3%), die Freiheitlichen auf Platz Zwei verwiesen. In Weiz erhielt Sebastian Kurz‘ Team 2.697 Wahlzettel mehr und setzte sich mit 4,5% Abstand durch.
Graz wechselt von Grün auf Rot!
Dem allgemeinen Trend beim Wählerwechsel folgend, färbte sich Graz von Grün auf Rot um, SPÖ und ÖVP konnten sich aus dem wegbrechenden Wählerpool der Umweltpartei bedienen. Immerhin machte diese im Gegensatz zum letzten Mal, im „beton-grünen Herzen“ der Steiermark ein Minus von 15,5%.
Graz ist im Gegensatz zu Wien ein thematischer Schmelztiegel, hier gibt es seit den 1970er Jahren immer wieder wechselnde Mehrheiten, auch wenn sich durchaus manche Bürgermeister durchaus weit mehr als 10 Jahre gehalten haben, irgendwann waren diese Phasen vorbei und neue Verhältnisse bestimmten die
Entwicklung der Stadt.
Zuletzt war das 2003, als Siegfried Nagl (ÖVP) von Alfred Stingl (SPÖ) das übernahm. Unterschiede im Wahlverhalten zwischen Gemeinderat-, Landtags- und bundesweiten Wahlen gibt es hier oft und hängt eben mit den angesprochenen regionalen Besonderheiten der steirischen Landeshauptstadt zusammen.
Die Sozialdemokraten die im Grazer Gemeinderat selbst nur 10% der Mandate halten, konnten sich diesen Sonntag bei den Wählern von Grünen und KPÖ bedienen, während der Traum eines dunkelroten Grundmandates in der Steiermark einmal mehr, nur ein frommer Wunsch der Kommunisten blieb.
Damit endet unsere Reise durch die „türkise“ Steiermark, die einmal mehr in vielen Farben schillert.
BIS DANN,
EUER SIVIC
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