Wenn in Deutschland ein Minister seines Doktortitels entledigt wird, tritt er im Regelfall zurück. Wenn aber in der Steiermark der Landesrat Christian Buchmann seinen Doktorgrad verliert darf er bleiben. Oder geht es bei der ganzen Affäre eher um etwas völlig anderes?
Man wegt sich in einer Parallelwelt, wenn jemand in Österreich vor einer Schule 37km/h statt 30 km/h fährt, zahlt er 35 Euro. Wenn sich bei einem Akademiker ein Plagiatsvorwurf bestätigt, darf er als Landesrat für Wirtschaft und Tourismus bleiben.
Stellt sich die Frage “Cui bono?”, wem nutzt das Ganze?
US-Schüler decken erkaufte Doktortitel bei Lehrerin auf.
Kurios ist in dem Zusammenhang dass in den USA erst kürzlich eine Lehrerin und zukünftige Highschool- Direktorin zurücktreten musste weil Sie anscheinend bei einer Universität die eigentlich eine Firma ist, ihre Titel gekauft haben dürfte.
Schüler der Pittsburg Highschool in Kansas hatten in einem kritischen Artikel der Schülerzeitung Booster Redux die Qualifikation der Lehrkraft in Frage gestellt.
Das Ergebnis, die überführte Mrs. Robertson trat zurück.
Kein Rücktritt trotz Aberkennung.
In der schönen Steiermark ist das anscheinend noch kein Grund für Mag. Christian Buchmann zurückzutreten, dabei ist bei einer Doktorarbeit eine Ehrenwörtliche Erklärung abzugeben, in jener der Kandidat garantiert, dass der Inhalt aus der eigenen Feder stammt und Quellen korrekt zitiert wurden.
Auf Nachfrage beim Pressereferat der Karl Franzens Universität Graz hat Pressesprecher Mag. Andreas Schweiger darauf hingewiesen, dass diese Praxis auch im Jahr 2000 gültig war und seit Jahrzehnten zum Standard gehört (zum gehts Interview hier).
Jedoch besteht in der rechtlichen Tragweite ein Unterschied zwischen Ehrenwörtlichen- und Eidesstaatlichen Erklärungen, wie sie etwa die Technische Universität Graz verlangt.
Ob also Christian Buchmann mit weiteren rechtlichen Konsequenzen rechnen muss bleibt aktuell offen.
Von Seiten der Universität ist der Fall mit der Aberkennung des Titels abgeschlossen. Arbeitsrechtlich kann Buchmann vom Land nicht belangt werden, er verdient gleich viel wie die Landesräte mit oder ohne Magister-Titel, also 220.670,- Euro.
Einzig die Wirtschaftskammer, für die er bis 2003 tätig war, könnte Regresszahlungen einfordern, sofern er durch den Doktortitel mehr Geld verdiente als zuvor, diese könnten jedoch in die Verjährung fallen.
Theoretisch wären auch noch Anzeigen wegen Urheberrechtsverstößen möglich.
Gezielte Denunzierung Buchmanns?
Unabhängig von der Aberkennung des Titels könnte das Ziel der Affäre, der Rücktritt Buchmanns, andere Gründe haben.
Der Vorwurf politische Gegner hätten den Plagiatsjäger Stefan Weber beauftragt gilt bei ÖVP-Insidern als umstritten.
“Politische Gegner ja, aber nicht von außerhalb.”, hört man hinter vorgehaltener Hand aus gut informierten Kreisen.
Ein Indiz dafür wäre der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Plagiatsprüfung im Sommer 2016. Dieses Manöver könnte mit dem Verfassungsgerichtsurteil und den damit verbundenen gesetzlichen Entscheidungen rund um die Shopping-City Seiersberg und den aufgehobenen Baubescheid in Verbindung stehen. Immerhin ist Buchmann einer der Kritiker der Shoppingcenter Sonderverordnung.
Interessantes Detail am Rande, die ÖVP Landtags-Klubchefin Barbara Eibinger-Miedl gehört genau jener Familie Eibinger an, deren Unternehmen (Eibinger Group) in Seiersberg die Shopping-City und umliegenden Ansiedlungen realisierte.
Alle Vermutungen in diese Richtung sind jedoch reine Spekulation, offiziell ist von Streitigkeiten zwischen Buchmann und Eibinger-Miedl bislang nichts nach außen gedrungen.
Pikant dabei ist, dass die Klubchefin als mögliche Nachfolgerin des Landesrates genannt wurde (Cui bono?).
Noch ein Detail am Rande der Titel der Dissertation Buchmanns war laut Profil „Die Wirtschaft im Spannungsfeld von Zentrum und Peripherie: Ansätze zur Rückholung der Kundenkaufkraft in die City am Beispiel der Landeshauptstadt Graz“, Beweisführung abgeschlossen.
Fazit:
Wer also Buchmann loswerden will, bleibt offen, die Plagiatsprüfung seiner Doktorarbeit erwies sich als Treffer ins Mark.
Sie war aber nicht billig und dürfte einen fünfstelligen Betrag gekostet haben, ein teures Manöver also.
Die Entscheidung Schützenhöfers Buchmann als Landesrat zu behalten, könnte unter den angeführten Aspekten auch eine sein, die das innere Gefüge der Volkspartei im Gleichgewicht halten soll.
Moralisch gesehen tut der Landeshauptmann dem Image von Politikern allgemein nichts gutes damit.
Wir werden sehen, wie es weitergeht:
Euer Sivic!
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