Hello to blog-entry number 298!
So, meine Prognose ist war geworden, Donald Trump hat die US-Präsidentenwahl gewonnen. Die USA bekommen nun einen Milliardär als Präsidenten. Wie schaut die Lage aktuell aus und warum wählen die Amerikaner nicht so, wie es die Meinungsforscher vorausgesagt haben?
Ich gehe der Sache nach, aber eines Vorweg, nach Wählerstimmen, ist Hillary Clinton die Siegerin gewesen, Sie hatte 947.579 Stimmen “mehr” hinter sich vereinigt, Trump hingegen, hat in vielen kleinen Bundesstaaten gewonnen und somit einen Bonus kassiert, denn das amerikanische Wahlmännersystem bevorzugt Staaten mit geringeren Bevölkerungszahlen gegenüber stark bevölkerten urbanen Gebieten.
Das ist dem Verteilungsschlüssel bei EU-Parlamentswahlen ähnlich, Österreich hat 18 Sitze, Deutschland 96, gemessen an der Bevölkerungszahl dürfte Österreich höchstens 10 Parlamentarier nach Straßburg und Brüssel entsenden.
9:00h 8. November 2016
Aktueller Stand 276 Wahlmänner für Trump, 218 Clinton. Vize-Präsidentschaftskandidat Mike Pence verkündet den Wahlsieg von Donald Trump. Journalisten weltweit halten den Atem an, die pompöse Bühnenausstattung der Demokraten verwaist, Hillary Clinton lässt sich auf ihrer eigenen Wahlparty in New-York nicht sehen.
Video: Die Siegesrede von Donald Trump auf Bloomberg, mit Einblendung der fallenden Aktienkurse.
Trump hingegen folgte dem Ruf seines Vize-Präsidenten Pence auf die Bühne, untermalt von der Titelmusik von AIR FORCE ONE (von Star Trek Legende Jerry Goldsmith) betrat er die mit Flaggen beschmückte Podium und gab in knapp 15 Minuten seine Siegesrede zum besten, diese zielte vor allem darauf ab die Wunden aus dem Wahlkampf wieder zu versiegeln.
“She congratulate us!”
Wie konnte es soweit kommen, fragen sich nun viele?
Die Antwort darauf liegt bis zu einem Gewissen grad, in der persönlichen Ansprache der Wähler. Donald Trump hat in seiner Siegesrede das “Wir” angesprochen, “Hillary Clinton gratulierte uns!”, sagte der nun designierte Präsident.
Er sprach dabei besonders die Notwendigkeit des Infrastrukturausbaus in den USA und die Zusammenarbeit aller Amerikaner an.
“Demokraten und Republikaner sollen nun wieder kooperieren und für Amerika arbeiten”, “Ich werde ein Präsident für alle sein!”: Dies sind typische Passsagen nach einem Wahlkampf, um sowohl Dynamik als auch Argwohn der durch die Medienauftritte erzeugt wurde zu bremsen, ob das gelingt bleibt freilich offen.
Video: Stephen Colbert kommentiert mit Ernst und Humor den Wahlabend.
Auch sehr interessant, der amerikanische Late-Night-Showmaster Stephen Colbert hat bereits am Wahlabend die Einigung des Volkes angesprochen. “Das Gift dass dieser Wahlkampf versprühte, solle die Gesellschaft nicht weiter lähmen, man müsse nun den Deal hinnehmen und das beste daraus machen”: Meinte kurz zusammengefasst der bekannte Komiker und Satiriker Colbert, der im Gespräch mit Politanalysten sichtlich betrübt und erschüttert, nach dem Whiskey-Glas seiner Gäste griff.
Konservative und vertraute Punkte liegen im Trend
Kurioserweise ist der Sieg von Trump, eine Folge des Sieges von Merkel 2012. Dies ist einerseits auf ihre Politik und andererseits auf das Wahlmuster der Amerikaner zurückzuführen. Es ist ein ähnliches wie dass der Deutschen. Sie haben Stabilität und Kontinuität gewählt. Das bezieht sich auf die Personen die Trump/Merkel durch ihr jeweiliges Wirken darstellen.
Wobei eben zu sagen ist, dass Trump sehr wohl die Massen hinter sich sammeln konnte, jedoch nicht die Mehrheit der Bevölkerung , der Sieg ist mehr dem Wahlmänner-System gedankt, denn sowohl er als auch Clinton haben jeweils immer vom “Wir” gesprochen um ihre Anhänger- und Wählerschaft hinter sich zu vereinigen, auch dies ist wiederum eine Allegorie zum merkelschen Credo “Wir schaffen das!” oder Barak Obamas “Yes, we can”.
Kandidaten versuchen mit dieser Taktik ein “Wir-Gefühl” mit ihrer Wählerschicht zu erzeugen und Sie direkt einzubinden (siehe Trumps-Siegesrede), der Direktkontakt von Anhängern und Wahlkampfteams zu Wählern spielt hier eine besonders starke Rolle und sei es nur, dass Donald Trump dem eigenen Twitter Account folgt.
Donald Trump ist als Unternehmer sehr erfolgreich gewesen, keine Frage, er hat auch finanzielle Niederlagen erlebt (insbesondere bei seinen Casinos), aber das entspricht der amerikanischen Realität, deswegen hat man ihn gewählt, weil er auch für das unternehmerische und selbstbestimmte Handeln steht.
Nun muss er seinen unternehmerischen Erfolgskurs in die Politik übersetzen und fortsetzen.
Ob ihm das jedoch gelingt, ist – so wahr ihm Gott helfe – die offene Frage.
Die Wahlmännerverteilung hat entschieden
Wie eingangs erwähnt, war der Sieg Trumps ein taktischer, kein strategischer Triumph.
Wer die 50% Marke in einem Bundesstaat überspringt, bekommt dort dann auch alle Wahlmänner/Wahlfrauen die es zu vergeben gibt. Bevölkerungsarme Staaten haben dadurch den Vorteil per se nicht unter die Räder zu kommen und können im Zweifel entscheidend sein.
Video: Politologe Peter Filzmaier erklärt wie das Wahlsystem in den USA funktioniert.
Obama konnte bei seinen Wahlgängen noch mit 10 bzw. 5 Millionen Wählern Vorsprung gewinnen, nun war Clinton nach Wählerstimmen vorne, hatte jedoch nicht genug Kraft im Süden und mittleren Westen auf sich vereinigen können.
In der Detailansicht wird das deutlich, in Kalifornien siegte Hillary Clinton mit 66%, das entspricht ca. 5,6 Millionen Wählern, wenn man berücksichtigt, dass in “Sunny California” 39 Millionen Menschen leben, aber nur knapp 9 Millionen zu den Urnen schreiten, spricht das auch für eine relativ niedrige Wahlbeteiligung, hier wird übrigens zwischen nichtregistrierten Wahlberechtigten und registrierten “Nichtwählern” unterschieden.
Es hätte freilich nichts am Sieg von Trump geändert wenn 15 Millionen Kalifornier Hillary Clinton gewählt hätten, es hätte nur noch deutlicher aufgezeigt, wie “ungleich” das amerikanische Wahlmänner-System im Vergleich zu unseren Urnengängen und der Bevölkerungsverteilung wirkt.
Die Verkündung von Wahlergebnissen, während die Wahllokale in anderen Bundesstaaten noch offen sind, lasse ich hier einmal außen vor.
Fazit:
Donald Trump steht nun einer verdutzten Welt gegenüber, Vladimir Putin und Marie Le Penne gehörten bereits zu den ersten Gratulanten, für die “neo-liberalen Linken” ist Trumps Sieg eine Fortsetzung des Alptraums der heuer mit dem Brexit-Votum begonnen hat, es wird sich für diese Gruppe auch die “Demokratie-Frage” stellen.
“Darf man die Meinung des Volkes auch ignorieren?”: Das ist die entscheidende Frage, denn Brexit und auf Österreich umgemünzt, die Wehrpflichtbefragung, waren streng genommen nur staatlich ausgeführte “Meinungsumfragen”, die US-Wahl ist da etwas völlig anderes.
Video: Selbst Vladimir Putin gratulierte bereits Donald Trump.
Die Negativkampagne gegen Trump war jedenfalls wenig erfolgreich. Er konnte beinahe die selbe Anzahl von Wählern erreichen wie es Clinton tat, streng genommen ist Donald Trump ein “Hung-Präsident”, also trotz Mehrheitswahlrecht von weniger Leuten legitimiert, der Wahlerfolg bei den gleichzeitig stattfindenden Kongress- und Senatswahlen, hat hingegen die republikanische Mehrheit bestätigt und bringt Donald Trump politisch stabile Verhältnisse in beiden Häusern.
Es bleibt zu hoffen, dass Clinton weder die Wahl anficht, noch die Meinungsforscher und Medienmacher verklagt.
Hillary Clintons Frust ist jedenfalls verständlich, Sie hatte ja auch ein wunderbares Wahlkampfteam hinter sich versammelt, doch die kombinierte Kraft von NBC, CNN, CBS, ABC, New York-Times und Washington Post reichte schließlich nicht aus, um die Meinung der Bürger in den Staaten zu beeinflussen, die die Entscheidung erwirkten.
God (b)less America!
EUER SIVIC!
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Titelbild: CC RT-America
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Hallo Claudio,
ich habe mit etwas Glück Deinen Beitrag 298 über Donald Trump gefunden. Hervorragende Darstellung, sehr gut geschrieben, interessant! Leider habe ich kein Konto bei PayPal. Meine Zuwendung folgt bei unserem nächsten Treffen.
Grüße Hari