292, Des Kaisers Badewannen – Teil 1: Die Alte Donau!

Hallo zum 292. Blogeintrag!

Der Sommer geht in sein Finale, bevor uns also ein politisch heißer Herbst ins Haus steht, genießen wie noch einmal die schönen Tage. Ich zeuge euch daher meine Badeplätze…

Ob Kaiser Franz Joseph hier je baden war, ist mir nicht bekannt, doch ist dieser Ort um den es heute geht, ein Vermächtnis aus jener legendären Epoche der so manch einer nachweint.

Vom Arbeiterstrandbad bis zum 1000er Bam!

Ein Freund von mir, nennen wir ihn an dieser Stelle Mr. EL. (kein Meidlinger), wohnt an der Alten Donau in Wien und versorgt mich und seinen Freundeskreis auf Facebook regelmäßig mit Aufnahmen von seinen Bootsausfahrten, Bildexperimenten oder einfach nur Fotos von der Skyline, die vom Donauturm, übern Wasserpark, bis zur Donaucity keine Grenzen kennt.

Meines Wissens gibt es in anderen Städten kaum etwas vergleichbares, vor allem nicht so nah an einer Skyline, von denen es ja in Wien mehrere gibt.

Wer in Wien lebt, oder Serien wie Kaisermühlen-Blues und Soko-Donau kennt, dem sind Begriffe wie Arbeiterstrandbad, Gänsehäufel, Große Lagerwiese, Kaiserwasser, 1000er Bam (Baum) Bootsvermietung Eppel und Strand-Cafe, nur zu gut vertrau, sie stehen stellvertretend für einen der schönsten Orte der „ehemaligen“ Kaiserstadt, die Alte Donau.

Hier stehen Einfamilienhäuser gleich neben Wolkenkratzern und modernen Wohntürmen, die sechsspurige Wagramerstrasse /-Brücke durchschneidet die und die Alte Donau und teilt sie in die Obere- und Untere-Alte Donau, daneben geben sich Enten und Schwäne seelenruhig ein Stelldichein und tausende von Besuchern tanken hier Kraft und erholen sich.

Das hört sich nicht nur nach einem krassem Gegensatz an, es ist ein solcher.

Die Hochhäuser wirken auf die Entfernung gesehen wie ein Fremdkörper, passen sich aber dann doch wieder ein.

Die Alte Donau profitiert von dieser harsch klingenden Symbiose, denn für viele Wiener ist sie somit auch ein Naherholungsgebiet das um’s Eck liegt, quasi eine Institution, aber das ist in Wien ja gang und gebe.

Willkommen in Transdanubien!

Hier beginnt Transdanubien, also der Teil von Wien der hinter der Donau liegt. Eine Tatsache die viele nicht bedenken (auch die Wiener nicht), Wien besteht aus mehreren Inseln/Halbinseln, Leopoldsstadt/Brigittenau/Prater, die Donauinsel, Kaisermühlen und eben das Gänsehäufel sind die herausragendsten Teile davon.

Mit Floridsdorf und Donaustadt sind recht unabhängige Bezirke entstanden. Diese sind zwar untereinander verwachsen, haben aber mit dem Rest der Stadt außer drei U-Bahnen-Linien (U1, U2, U6) und den Brückenverbindungen, recht wenig zu tun.

Die Alte Donau wie wir sie heute kennen, entstand durch die Neugestaltung und Regulierung der Donau, die bis in die 1870er Jahre aus hunderten Inseln an dieser Stelle bestand und für den Schiffsverkehr „begradigt“ wurde.

Während der Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph wurde sie dann auch zum Naherholungsgebiet der Wiener Bevölkerung.

Transdanubien erscheint auch wie eine andere Welt, wenn man Abends zum bunt beleuchteten Restaurant Zur Alten Kaisermühle, den kleinen Villen, Einfamilienhäusern und den kurz danach folgenden Hochhäusern und Wolkenkratzern rüber sieht, dann kommt das einem schon wie die Skyline einer großen Hafenstadt vor, doch ist man eigentlich im Hinterland.

Die Untere Alte Donau ist auf der „Kagraner Seite“ vielmehr ein schmaler Grünstreifen, eine Allee von Bäumen, verbreitet um ein paar Wiesen, Bootshäuser und Kleingärten, die die Hektik einer Großstadt bewusst von der Natur trennt, auch wenn vieles eigentlich eine kultivierte Landschaft darstellt.

Sie existiert aber und sieht aus, als ob es Sie schon ewig geben würde, also die Landschaft, nicht die Häuser.

Doch auch dieser Teil Wiens obliegt dem Diktat ständiger Veränderungen, das Strandcafe ist aktuell eine umstrittene Baustelle mit Gerichtsverfahren, die alte Tribüne ist einer Stiegenterrasse gewichen, neben der nun ein Wohnhaus gebaut wird. Auch bei den Badeanstalten ist die Zeit nicht stehen geblieben, das ehemalige Arbeiterstrandbad ist heute eine „Liegewiese“ und kostenfrei zugänglich.

Die meisten alten und traditionsreichen Ruder- und Segelclubs, wie auch die Badeanstalten, gibt es noch heute. So trifft man beim Schwimmen und flanieren an der Alten Donau, eine Unzahl von Sport begeisterten Menschen, die sich hier eine Auszeit gönnen.
Kein Wunder, denn am linken Ufer der Oberen Alten Donau liegt eine Badeanstalt neben der anderen und mit den alteingesessenen Segelschulen Hofbauer (obere AD) und Irzl (untere AD), gibt es zwei erstklassige Adressen, um die Kunst des Segelns oder Surfens zu erlernen.

Der vor einigen Jahren verstorbene U-Boot-Fahrer, Historiker und ehemalige Rektor der Universität Graz Prof. Friedrich Hausmann, erzählte einmal bei einer Abendveranstaltung in Wien, dass er nur weil er auf der Alten Donau Segeln gelernt hatte, zur seefahrenden Bevölkerung des Dritten Reiches gezählt wurde und so zur U-Boot-Waffe kam.

Über Hausmanns Abenteuer könnte ich natürlich noch mehr sagen, aber es ist schon interessant, wo Dich eine Ausbildung oder Erfahrung auf der Alten Donau hinführen kann.

Ein Ort Namens „Platzerl“:

Viele Jahre war das „Platzerl“ welches kurz nach der Segel- und Surfschule Irzl und vor der „Großen Lagerwiese“ an der Unteren Alten Donau liegt, mein Rückzugsort Nr. 1 im Sommer.

Da ist das Wasser warm und die Umgebung sehr, sehr ruhig. Wenn es Windstill ist, hört man die Wagramerstrasse überhaupt nicht, die Schreber- und Schanigärten tun ihr übriges.

Wer nun eine genauere Angabe von mir möchte, den muss ich enttäuschen, das „Platzerl“ müsst ihr schon selbst finden.

Nur soviel, wenn ihr auf der Kagraner Seite der unteren Alten Donau steht und den nördlichen Teil des Gänsehäufels etwas unterm Spitz gerade vor euch seht, dann steht ihr richtig.

Ich mag es dort, Du zahlst nichts fürs baden gehen, kannst deine Sachen ohne die Furcht dass Dir jemand etwas wegluchst dort liegen lassen, geruhsam deine 100m Längen schwimmen und einfach abschalten.Einzig auf die querenden Ruderer, Segler, Surfer und Bootsfahrer (Elektro-, Tretboot etc.) musst Du aufpassen.
Es wäre dumm wennst mit einer Beule ham gehst.
Die Alte Donau ist der verschlafene und sehr Naturell gebliebene Konterpart zur pulsierenden Donaucity, die meiner Meinung vor allem eins ist, eine Betonwüste mit Stahl und Glas, eingepasst in ein grünes Idyl und trotzdem passt Sie sich ein. Vielleicht ist es gerade dieses Arrangement aus modernem Stadtviertel und fast schon antik wirkenden Rückzugsort mit seinen Jugendstilhäusern, Gemeindebauten und Beiserln der die Untere Alte Donau so reizvoll macht und Sie zu so einem Energie gebenden Lebensort macht.

Auch wenn ich in Graz mit dem Samitzteich ein ähnliches Idyl habe, so ist mir persönlich der untere Teil des „Entlastungskanals“ mit Gänsehäufel, Kaiserwasser und Dampfschiffhaufen  lieber.

Aber bitte, ich darf auch einmal sentimental werden.

Wünsche einen schönen Wochenstart:


Euer SIVIC!

VonSivic

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