Ein herzliches „Grüß Buda und Pest“ zum 275. Beitrag.
Die Partie Österreich-Ungarn ist ja ein Klassiker, manchmal sportlich, dann wieder politisch polarisierend. Aber ist Österreich wirklich moralisch besser als Ungarn?
Während ich diesen Artikel schreibe spielen die Mannschaften ja schon. In der Berichterstattung und in den sozialen Medien, wurde das Spiel Österreich – Ungarn (Gegen wen nochmal?), durchaus mit Witz und sehr sachlich behandelt. Ich brauche da nicht weit schauen, auf Englisch, Italienisch und Deutsch ist mir der Witz „Gegen wen spielt den Österreich-Ungarn?“ tonnenweise, in den letzten Tagen begegnet.
Ich für meinen Teil sehe das pragmatisch, Österreich kämpft mit Ungarn gemeinsam um den Titel des Europameisters, die anderen drei ehemaligen Kronländer (Tschechien, Kroatien und die Slowakei) die auch mitmischen, inklusive.
Sollte also eine dieser Mannschaften den Titel holen, dann werde ich mit ihr genauso feiern, da mache ich keine nationalen Unterschiede, wenn es um das historische „Österreich-Ungarn“ geht, sowieso nicht.
darf der ehrwürdige Ferenz Josko nicht fehlen.
(Quelle: Salzburger Nachrichten)
Also genießen wir doch bitte diese 90 Minuten der „Wiedervereinigung“ friedlich und im Sinne des Erbes unserer Vorfahren.
Auch wenn es gerade 0:2 für Ungarn steht, mir egal, wir spielen ja gegen uns selbst, denn das Vereinigende sollte immer über dem Trennenden stehen.
„GUT GEGEN BÖSE, ÖSTERREICH GEGEN UNGARN“
Fußball wird leider auch immer wieder zur politischen Polarisierung missbraucht, die Partie Russland-England ist ja ein trauriges Beispiel dafür.
Die UEFA und die FIFA gehen dagegen ja auch rigoros vor, aber ganz will man auf die Politik im Fußball nicht verzichten, denn die Steuererlässe bei den Großveranstaltungen gewährt eben das „Gastgeberland“ und nicht der Fußballverband.
Letzten Freitag, trudelte wieder einmal das Gratismagazin „Weekend“ bei mir ein, der Titel warb mit dem reißerischen Spruch „Gut gegen Böse- Österreich gegen Ungarn: Mehr als nur ein Spiel“ untermalt wurde dieser Text mit den Konterfeis von Bundeskanzler Kern und Premier Orban, denen man auf die Wange die jeweiligen Landesfarben malte.
Naja, dazu kann man sich ja jetzt seinen Teil denken, inhaltlich ging der Artikel im „Vorwort“ auf die Flüchtlingskrise und die Differenzen ein, die zwischen der österreichischen und ungarischen Politik in der Flüchtlingskrise aufgekommen waren.
Doch dann machte Weekend einen scharfen Schuss unter die Latte, einen den ich bei aller berechtigten Kritik an Viktor Orban und seiner Politik nicht einfach so stehen lassen möchte. Konkret geht es um die Förderung des Fußballs in Ungarn, in der Ära Orban, denn der ungarische Premierminister hat den runden Ball mit weißen und schwarzen Sechsecken quasi zum Nationalsymbol erklärt.
(Quelle: Weekend)
Ausbauprogramme von Stadien die für 20.000 oder mehr Fans ausgelegt sind (bei durchschnittlich 3.000 Besuchern in 1. Liga), gehören da genauso dazu, wie Akademien die soviel Geld bekommen, wie die gesamte ungarische Eishockeyliga in einem Jahr.
Dazu kommt noch, das Weekend Orban dafür kritisiert, das ca. 500 Millionen Euro (großteils Steuergelder) in den letzten Jahren in den Fußball geflossen sind und dieser durch und durch mit politischen Gefolgsleuten seiner konservativen Fidesz-Partei besetzt ist.
Wo Ungarn ist, da ist auch Österreich, nur weiter!
Der Spruch galt schon in der Monarchie, 98 Jahre später hat sich dank glücklicherer politischer Umstände nichts daran geändert, Ungarn hat zwar in den letzten 27 Jahren massiv aufgeholt, aber mussten Sie das wirklich, denn im Kommunismus war ja die politische Kollektivierung der Gesellschaft maßgebliches Ziel der Partei.
Da war halt eine Einheitspartei am Werk, das war nicht so „bunt“ gemischt wie es im Westen der Fall war, respektive ist. Wobei das mit der Einheitspartei bei uns auch nicht soweit hergeholt ist, SPÖVP verhalten sich ja vom System her gleich.
Gut, man kann der ungarischen Politik vieles vorwerfen, das kann man auch alles ruhig so schreiben, insofern man es auch beweisen kann.
Auch die NZZ (Schweizer Ausgabe) spricht von fragwürdigen Fördermethoden in einem Abschlusswort zu einer historischen Aufarbeitung zu diesem Duell.
Wenn man aber überdimensionierte Fußballstadien in Ungarn kritisiert, dann sollte man auch nicht vergessen, dass es in Österreich ein Stadion in Klagenfurt gibt, also dieses Prestigeprojekt von Fußballarena, in das mehr als 30.000 Personen passen, das aber nicht ausreichend genutzt wird und mehrfach schon Gegenstand von verschiedenen Gerichts- und Zulassungsverfahren war.
Dann darf man auch nicht außer Acht lassen, das insbesondere im heimischen Fußball, pro Jahr soviel Geld politisch verschoben wird, wie in Ungarn in den letzten 5-6 Jahren zusammen. Der Widerstand gegen Stronach, Mateschitz und Co. war ja auch politisch motiviert, weil die Pfründe könnten ja gefährdet werden.
(Quelle: Weekend)
Ich erinnere mich da sehr gerne an die Rapid-Millionen von Eurofighter, auch so ein Thema, dass dem ein oder anderen Kollegen „fragwürdig“ erschien.
Aber gut, Sportvereine wie der GAK oder Sturm-Graz waren und sind auch politisch besetzt, respektive gefärbt.
Wobei ich in den Reihen des „roten“ GAK, auch so manchen Konservativen und FPÖ-Funktionär kenne.
Bei der Gelegenheit darf ich noch auf den Umstand hinweisen, wer bei Rapid-Wien im Kuratorium sitzt, Norbert Darabos, Rudolf Edlinger und Renate Brauner, um nur einige zu nennen, alles verdiente und teils noch aktive SPÖ-Funktionäre / Politiker.
Schaut einfach einmal selbst um’s Eck, ihr werdet sehen, das vielleicht der ein oder andere Bezirksfunktionär einer Partei, auch bei euch dem Vorstand des lokalen Fußballklubs angehört.
In Raaba-Grambach sitzen im Vereinsgremium des hiesigen Fußballclubs Schwarz-Weiß Raaba-Grambach, der auf politischen Zuruf letztes Jahr seinem Vereinsnamen das Raaba (Gemeindefusion) eingefügt hatte, nun drei aktive SPÖ Gemeinderäte (Peter Gspaltl, Siegfried Gangl, Otto Verlitsch).
Also ja, es ist einfach jemanden anzupatzen der als Konsequenz maximal eine diplomatische Note durch seinen Botschafter beim österreichischen Außenministerium hinterlegt. Wenn es aber um die Verzweigungen zwischen Politik und Fußball geht, dann kann man in Österreich, ruhig im eigenen Land anfangen.
Fazit:
Vielleicht brauchen wir diese Witze über „Österreich-Ungarn“ und die mediale Auseinandersetzung mit Ungarn, um auch den Wunsch nach Wiedervereinigung zu artikulieren.
Vielleicht ist das alles auch ein Zugeständnis, dass wir doch mehr mit unseren Nachbarn gemeinsam haben, als wir zugeben wollen.
Achja, mein Tipp wäre ein „Unentschieden“ gewesen, dann hätte jeder was davon gehabt.
In diesem Sinne „VIRIBUS UNITIS“ ÖSTERREICH-UNGARN, habe Dich schon vermisst.
Euer Sivic!