252, Welcome to the Show!
Lady’s and Gentlemen, Boys and Girls, es ist Super Tuesday, also der hochstilisierte vorläufige “Quasi-Superbowl” eines US-Wahlkampfs.
Peter Filzmaier war dazu im steirischen Presseclub und erklärte bis ins letzte Detail, wie so ein Rennen um das höchste Amt in den USA aussieht.
Trendsetter, Medienmaschinen, ca. 6 Milliarden Dollar Wahlkampfbudget, viel
Witz, einiges an Satire, etliches an Skandal, aufgeblassenen Unwahrheiten und jede Menge Shows, plus maximal 15 Minuten vertretbare Fernsehwerbung pro Stunde, fertig ist ein US-Wahlkampf.
Auf Einladung des steirischen Presseclubs kam ORF-Chef-Politologe Peter Filzmaier in dessen Räumlichkeiten in der Bürgergasse und sprach launig über Politik, Medien und Gehabe in US-Wahlkämpfen. Im Beisein der Präsidentin Sigrid Hroch (ORF) und Dr. Heinz M. Fischer (FH Joanneum), referierte Filzmaier über sein “Heimmatch und Leibthema“, denn seine Anfänge in der Politanalyse verbrachte der ORF Chefanalyst in den Vereinigten Staaten, darüber schrieb er sogar einige Bücher.
Wahlkampf made in USA:
seine Meinung zum Besten.
Wenn es um die USA geht, lassen Show und Selbstinszenierung natürlich nicht lange auf sich warten, habe ich übrigens selbst schon bemerkt, denn kaum folgte ich Donald Trump auf Twitter, folgte der Milliardär auch schon mir.
Ist das nicht gelebte Volksnähe ;)?
Ich stelle also fest, ein Mensch, in der USA kann es auch ein Automat sein, wird dafür bezahlt, damit er den “Folgen-Knopf” auf Twitter drückt, wenn ich mich dafür entscheide Donald Trump zu folgen, bei Hillary Clinton warte ich übrigens noch, auf eine Bestätigung ;)!
Zurück zu Peter Filzmaier und seinen Ausführungen. In knapp 20 Minuten sprach der Politologe über sehr unterschiedliche Themen, da er zwar seinen Fokus auf den US-Wahlkampf setzte, die österreichische Bundespräsidentenwahl jedoch nicht aussparte, zu einem größeren Rückblick, wie zu Anfang besprochen, bezüglich der steirischen Landtags- und Gemeinderatswahlen, kam es jedoch nicht.
Da war es genauso Thema, warum “ausländische” Journalisten keine Pressetermine bekommen, weil US-Präsidentschaftskandidaten folgendes Schema anwenden:
First comes the Homestate – then the USA – and after that, the rest of the world.
Ergo, das Ausland beginnt für die meisten Amerikaner an der Grenze des eigenen Bundesstaates und das gilt nicht nur für Texaner…
Ein US-Wahlkampf ist eine lange Operation!
Filzmaier, der ja für seine humorvolle Selbstinszenierungen durchaus bekannt ist, sprach in seinen Ausführungen, genau eben jene an.
Denn sowohl die Medien, als auch die Kandidaten und deren Wahlkampfteams haben Interesse und Gefallen daran gefunden, die lange Zeit des Wahlkampfes (fast ein Jahr) zu beleuchten, zu inszenieren und zu kommentieren.
Es bleibt ja auch ein großes Geschäft, ich sprach ja bereits die 6 Milliarden Dollar an, mit denen heuer gerechnet wird. Daran wollen große Networks wie ABC genauso verdienen, wie der Hunting Channel (Spartenkanal), wobei letzterer wohl insbesondere für die Waffenlobby (NRA) und deren Mitglieder interessant ist.
er zeigt wie man mit dem MG, Speck bratet.
Auch für Wahlkampfstrategen aus Europa und anderen Ländern, ist es attraktiv in Wahlkampfzeiten die USA zu besuchen, um neue Trends, wie auch die Taktik mit denen die Wahlkämpfe bestritten werden, kennenzulernen.
Das sogenannte “Shopping“, also die 1:1 Kopie eines US-Wahlkampfes, würde laut dem Politologen jedoch nicht funktionieren, eher werden einzelne Elemente daraus übernommen und adaptiert. So ist das berühmte “Taferl” keine Erfindung des Jörg Haiders gewesen, sondern kam schon zuvor in den USA zum Einsatz.
Ob aber H.C. Strache, Ted Cruz’s “Machine-Gun Bacon Kochkurs” auf Österreich adaptiert, wenn es bei uns wieder um die Straffung des Waffengesetzes geht, bleibt zu bezweifeln.
Super-Tuesday, the first Highlight!
Eine weitere Parallele zu Österreich ist die Altersgrenze von 35 Jahren, um überhaupt für das Amt des Präsidenten kandieren zu dürfen, wobei das Kandidatenfeld in den USA deutlich mehr durchmischt ist, als bei uns.
Letzteres gilt sowohl beim Alter, als auch bei den Ethnien, denn die republikanischen Kandidaten Ted Cruz und Marco Rubio, gehören den “Latinos“, respektive “Hispanics” an, also den spanisch-sprechenden Immigranten, somit ist es gegenwärtig nicht unwahrscheinlich, dass einer dieser Kandidaten Vorwahlen, oder die Präsidentenwahlen gewinnen könnte, denn für die “Weißen” wäre diese genauso wählbar.
Video 23: Peter Filzmaier in der Diskussion mit Journalisten.
Filzmaier stellte hier auch fest, dass jeder Kandidat dazu in der Lage ist, sich in seiner öffentlichen Wahrnehmung im Schnitt, um 7 Jahre jünger oder älter zu machen, denn schließlich zählt die soziale und gesellschaftliche Reife und nicht die Zahl des tatsächlichen “biologischen” Alters.
Hillary Clintons Favoritenrolle, unterstrich der Politologe mehrmals, wobei er ihrem Ehemann Bill Clinton, mehr Chancen einräumte, würde er kandidieren (was er nicht mehr darf, nach 2 Mal ist Schluss), denn der ehemalige Präsident genieße eine enorme Popularität.
Den Kommunisten Burnie Sanders sieht er als recht schwachen Gegenkandidaten, der jedoch Clinton massiv beschädigen könnte, wenn Sie am “Super-Tuesday” nicht reüssieren kann.
Für Trump, der aktuell mit 81 Delegierten das Feld anführt, wird es wohl noch sehr spannend, denn die Republikaner vergeben an diesen Tag mehr als 650 Delegierte (50% ihrer “Wahlmänner”), damit ist das Spiel noch völlig offen. Auf dem Bloomberg Delegate Tracker könnt Ihr diese Entwicklungen übrigens mitverfolgen.
In der Frage und Antwort Session, beantwortete Prof. Filzmaier, auch etliche Fragen zu österreichischen und amerikanischen Wahlgängen, dabei ging er insbesondere auf die Wahlbeteiligung, Mobilisierung und mediale Werbemaschinen ein, denn in den USA müssen Wähler nicht nur zur Urne gebracht werden, sondern mangels Meldepflich sich auch erst einmal für die Wahlen registrieren.
Ich konzentrierte mich in dieser “Fragestunde” auf diese genannten Themen und die Vorbildwirkung amerikanischer Wahlkampfmethoden auf heimische Urnengänge.
Zu guter Letzt, darf ich nochmals auf Folge 40 von On the Grid verweisen, in dem ich mit Peter Filzmaier im gewohnten “Zweiergespräch” nur über die US-Wahlen unterhielt und das auf Facebook bereits mehr als 3.100 Aufrufe erreicht hat.
Kleine Anmerkung meiner Redaktion:
Vor meinem Gespräch mit Peter Filzmaier, verwies dieser einen Kollegen von Antenne Steiermark und danach auch mich, auf seinen Exklusivvertrag mit dem ORF, wonach er mit uns nur über die US-Wahlen und nicht über die österreichischen Bundespräsidentenwahlen reden dürfe.
Für mich an sich kein Problem, Kollege Günter Encic vom ORF, verwertete hingegen seine Gesprächsaufnahmen auch auf seiner “privaten Soundcloud” Seite.
Aber bitte, wir haben auf Facebook mehr als 3.100 Aufrufe, Kollege Encic 11(!), scheinbar ist der US-Wahlkampf doch interessanter als das Rennen um die Hofburg.
In diesem Sinne, God (b)less America and Austria
yours Sivic