Hallo zur 250. Ausgabe von Sivicsblog!
Letzten Samstag fand der “Tag der offenen Moschee” in Österreich statt, wir waren dort und sahen uns den Rohbau der “Stillen Moschee” in Graz an.
Die islamische Kultusgemeinde lud letzten Samstag (13.2.16) österreichweit zum sogenannten “Tag der offenen Moschee” ein, diesem Ruf sind 80 Vereine gefolgt, in Graz beteiligten sich fünf Organisationen, mit eigenen Veranstaltungen an diesem Aktionstag.
Wir waren daher in Graz Puntigam beim Islamischen Kulturzentrum Graz, der Name ist etwas irreführend, denn dies ist “nur” einer von 18 muslimischen Vereinen in der steirischen Hauptstadt der laut eigenen Angaben ca. 4.000 Mitglieder zählt, davon sind rund 85% Bosnier.
Diese und weitere Details erfahrt ihr nun im folgenden Beitrag und in unserer aktuellen Episode von On The Grid.
Video: Gespräch mit Aldin Bektas, dem Pressesprecher des Islamischen Kulturzentrums.
“Wir” heißt in diesem Zusammenhang übrigens, Claudio Schiesl (Sivic) und August Peter Zurk (APZ), jeder von uns gibt hier nun seine Eindrücke wieder.
Der Verein Islamisches Kulturzentrum Graz baut mit Spenden, Eigenleistungen der Mitglieder und durch die Unterstützung der Stadt Graz (Zuwendung von Geld und Grundstück), nun ein Kulturzentrum samt Moschee in der Leebgasse, gleich neben dem BFI Graz.
Die “stille Moschee“, ist für 600 Gläubige gedacht, diese Zahl kann auf bis zu 1.500 Personen, die im Foyer und der ebenfalls geplanten Mehrzweckhalle platz finden, erweitert werden.
Ihren Namen hat sie dem Umstand zu verdanken, dass die Stadt Graz als Auflage ein “stilles” Minarett vorgab, d.h. es darf nicht zum Gebet gerufen werden.
Das Architekturbüro von DI. Gerhard Springer ist für Entwurf und Ausführung des Projektes verantwortlich.
Das gesamte Vorhaben soll in seinem Endausbau ca. 10 Millionen Euro kosten und neben der Moschee, auch eine Mehrzweckhalle, eine Volksschule, Büros, Wohnräume, Gästequartiere und ein Restaurant beinhalten.
Einige der Büros, werden vermietet, um so auch Einnahmen zu lukrieren.
Die Stufe 1, also die Moschee, das Minarett und Foyer, kosten 3,5 Millionen Euro, davon wurden 1,5 Millionen Euro durch die bosnisch-muslimische Gemeinde vor Ort zusammengesammelt und 700.000 Euro aus dem Ausland gespendet (200k aus Kuwait, 500k aus den Vereinigten arabischen Emiraten (VAE)), letztere sind Zuwendungen, die an keine Bedingungen geknüpft sind.
Eine weitere Sachspende kommt in Form der Kaligraphien, der Kaligraph stellt seine Arbeit kostenlos zur Verfügung, diese ist ca. 100.000 Euro wert.
Der Bau ist sehr schlicht gehalten, die Inschriften werden in der Innendekoration des Gebetsraumes, innerhalb der Moschee zu sehen sein und außerhalb werden lediglich die Schriftzeichen auf dem bereits fertiggestellten Minarett gezeigt.
Die kubische Form der Moschee erinnert wiederum an die Kaaba in Mekka, die Fassade ist eine Spezialanfertigung, grüne Glasplatten, verziert mit Kreisen und einer Strahlenstruktur bilden das Außenbild des Gebäudes, welches von einem Wassergraben umgeben wird, dieser soll auch den meditativen Charakter dieses Ortes unterstreichen.
Ein weiteres sehr wichtiges Element der Anlage ist natürlich das Minarett.
Auch hier gab die Stadt Graz ja vor dass es wie oben erwähnt, still sein müsste und nicht höher als 22 Meter sein dürfe.
Dies liegt an den umliegenden Gebäuden, denn die Anlage müsse sich in das “Gesamtbild” der Umgebung einpassen, da sie in einem Wohn- / Industriegebiet, des Stadtteiles Puntigam liegt.
Ein Blick unter den Kaftan
Ein Kommentar von August Peter Zurk zum Moscheen-Besuch in Graz und der bosnisch-muslimischen Gemeinde.
1.) Die Beteiligten waren sichtlich sehr bemüht sich positiv zu präsentieren, der General-Manager (Eigendefinition – sic!) und der bosnische Imam/Vorbeter (mit einer wie explizit erwähnt: ziemlich selbständigen und praktizierenden Ärztin als Frau) informierten gerne.
2.) Nicht zu ignorieren ist es, im Gegensatz zur Grazer-Stadtpolitik (die aber ebendas manifest zu ignorieren scheint), dass damit “nur “eine bis max. drei” von insg. 18 in Graz vorzufindenden moslemischen Glaubensgemeinschaften präsentiert wurde, wobei sich diese “bosnische” aber via deren Domain “islamgraz.org” als priorisiert “deutet“.
3.) Sichtlich wird recht innovativ versucht diese Vertretungspriorität durch hochgedeutete Mitgliederzahlen zu unterfüttern, d.h. eigentlich jede bosnische Familie in Graz gilt (wie erklärt) per-se als inkludiert und mit geschätzt je 5 Familienmitgliedern kommt man auf die propagierte Zahl von 4000 Gemeinde-Mitgliedern
4.) Wie auch der ORF (Landesstudio Wien) erwähnte, war der Zuspruch in Wien und Graz, an Besuchern deutlich unter den Erwartungen und ist das vorläufige Ergebnis einer etwas simplifizierenden Integrationskonzeption der Grazer Stadtpolitik – nämlich via der entstehenden Moschee & Gemeindezentrums das Thema “abhaken” zu können – zumindest als “lüftig” anzusehen.
D.h. das Herangehen auf ausnahmslos alle 18 islamischen Gemeinden in Graz, kann nicht erspart bleiben und auch die Berücksichtigung der untereinander nicht immer vollends kooperativen Intentionen zwischen den Gemeinden.
Succuss: Ein guter Beginn, denn der Dialog ist immer das erste Mittel, um das Idente wie auch das Unterschiedliche herauszuarbeiten, was das Verstehen fördert!
Ein Schönes Wochenende wünschen:
Sivic und APZ
Der Islam ist die wahrscheinlich missverstandenste Religion der Welt, obwohl sie die zweitgrößte ist. Ich persönlich stehe hier in einer Tradition der großen jüdischen Gelehrten des Mittelalters Jehuda Halevi und Moses Mainomides, die sowohl im Christentum, als auch im Islam Teile des Gesamtheils sahen, dessen Wurzel freilich das Judentum ist und deren Früchte letztendlich auch wieder das Judentum sein wird.
Von http://freiheitmachterfolg.com