220, #Traiskirchen, ein Faktencheck!

VonSivic

20. August 2015

Willkommen zur 220. Ausgabe!

Um das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen (Betreuungstelle Ost) ranken sich derzeit etliche Gerüchte und Aussagen – die aktuell in den Medien, Foren und Diskussionen im Umlauf sind. Da ich am Montag selbst vor Ort war um mir ein eigenes Bild von den Fakten und der Situation zu machen, möchte ich nun auf einige dieser Aussagen eingehen.

Parallel beziehungsweise ergänzend werde ich einige Personen aus der Bundespolitik und -verwaltung mit Fragen beaufschlagen und werde Sie geschätzte Leser über die einlangenden wie auch ausbleibenden Antworten in Kenntnis setzen.

Nun zum Faktencheck:

1. Die Flüchtlinge schmeißen Sachspenden weg und lassen diese auf der Straße liegen.

Teilweise richtig, Güter für welche die Asylbewerber keine Verwendung finden, findet man vereinzelt oder auf kleinen Haufen auf der Straße. Sie werden durch die Caritas und deren Mitarbeiter (zum Teil auch Flüchtlinge) wieder eingesammelt.

 Bild 1: Manche Sachspenden bleiben auf der Straße liegen.

2. Jeder Asylant hat ein Smartphone.

Nicht richtig. Ich habe nur zwei Personen mit Smartphones gesehen, erst in der Nachschau der Bilder konnte ich weitere Flüchtlinge mit modernen Mobiltelefonen finden.

 Bild 2: Flüchtlinge mit Smartphones gibt es zwar, sind aber eher ein seltener Anblick.

3. Die gesamte Anlage ist eine Müllhalde, das sind Schweine dort.

Moment, das sind zuerst einmal alles Menschen dort. 


Die Reinlichkeit ist aber sehr abhängig von ihren Bewohnern. Es gibt saubere Flächen und wiederum einige Bereiche die ich als verschmutzt/vermüllt bezeichnen würde.

 
Bild 3: Verschmutze Flächen sind keine Seltenheit, 
 es gibt aber auch viele Leute die es gerne sauber haben.

Es zeigt sich hier, dass weder das Verantwortung tragende Innenministerium noch die Betreiberfirma ORS (die bräuchte einen Auftrag dafür) ausreichend für Ordnung sorgen und Tagespläne oder Beschäftigungsprogramme (Z.B. Putzaktionen, Sprachkurse etc.) für die Flüchtlinge ausarbeiten und ausgeben, um diese in einen geordneten Tagesablauf zu integrieren.
Ob dies den nach Aufträgen/Aufgaben suchenden Wohlfahrtorganisationen  gefällt oder nicht, war kein Thema meiner Vorort-Erkundung.

4. Es gibt organisierte Banden und Tauschhandel in Traiskirchen.

Meine Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass man schon von Gruppenbildungen reden kann. In wie fern dies mit Gemeinsamkeiten/Ethnien/Clans/Sozioökonomie/etc. zu tun hat, lässt sich schwer beurteilen.
Tauschhandel will ich nicht ausschließen, kann dies aber weder bestätigen noch dementieren – wobei man korrekterweise zwischen Tausch, und Tauschhandel im großem Stile unterscheiden muss.

5. Die Mehrzahl der Leute sind unbegleitete Jugendliche und junge Männer aus Syrien und dem Irak – die sich vor dem Militärdienst drücken?

Es fiel mir auf, dass sich anteilig an der Gesamtzahl der untergebrachten Personen, eine sehr hohe Anzahl von jungen Männern im Alter zwischen 16-30 Jahren in der Anlage befinden, die Mehrzahl der Personen die ich sah waren aber aus dem kaukasischen Raum und Afghanistan; dass die Mehrzahl der von mir persönlich gesehenen Personen durchwegs im so genannten „wehrpflichtigen/wehrfähigen Alter“ ist, war festzustellen.

6. Die Linken (Grüne, Sozis, Kummerln usw.) sind die einzigen welche Spenden dorthin bringen, der „Rest“ der Bevölkerung habe kein Interesse diesen Leuten zu helfen!

Nicht richtig, es gibt zwar Hilfsorganisationen direkt vor Ort, welche die zahlreich eingehenden Spenden sammeln und koordiniert den mehr oder minder Hilfsbedürftigen zufließen lassen.
Ob es sich bei diesen Personen die nach Traiskirchen fahren und Sachspenden zum Erstaufnahmezentrum oder zur Caritas bringen, mehrheitlich um Anhänger der linken Reichshälfte handelt, bezweifle ich.

Bild 4: Asylwerber helfen beim Ausladen von Sachspenden.

Es war jedenfalls von mir zu beobachten, dass Privatpersonen auch aus rein humanistischen Beweggründen mit ihren PKW’s, Getränke, Hygieneartikel oder eben Kleiderspenden direkt zum Haupteingang brachten.
Ob diese Leute irgendeiner politischen Couleur zuzuordnen sind, kann ich nicht beurteilen.

7. Flüchtlinge werden von Links gezielt gebrieft um ein dramatischeres Bild der Situation darzustellen.

Ob es gezielte Briefings gab/gibt, bleibt offen. Einige Flüchtlinge waren von den Zuständen in Traiskirchen sichtlich schockiert und von der Tatsache quasi zur Untätigkeit verdammt zu sein, gelangweilt. Die Art der Antworten war sehr ähnlich, was aber in Anbetracht der Umstände in denen sich die Menschen befinden verständlich ist.

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Im nächsten Beitrag folgen weitere persönliche Eindrücke und ein Gespräch mit einem Afghanen der nach vier monatiger Reise in Österreich angekommen ist.

euer Sivic

VonSivic

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