Edit: In der Ursprungsversion war ein Name eines Organisators der mich bat diesen rauszunehmen, was ich nun tat, dies hatte mit einem meinerseits missverstandenen Zitat zu tun, welches ich auch entfernt habe.
Willkommen zur 181. Ausgabe, einer Ausgabe die versucht einige Ereignisse des vergangenen Samstags zu erfassen…
——————————————————————————————————————————————–
Eigentlich hätte es ein friedlicher Tag sein sollen, ist es doch der 17.01. und somit Enterprise Day. Denn wenn man das Datum um ein paar Kommas erleichtert liest man die Nummer 1701 raus.
Doch nun zum eigentlichen Thema:
Im Vorfeld des Grazer Akademikerballs wurde heuer das Klima ja ordentlich aufgeheizt. In Graz ist die Stimmung so heikel dass mir etliche Kollegen rieten mich krank zu melden, da ich aber ohnehin über dieses Wochenende viel zu habe und Morgen um 8:45h einen Termin habe, ließ ich die Demo und den Ball (war zu beiden eingeladen) links wie auch rechts liegen.
Die Kleine Zeitung spricht ja von einem vergifteten Klima, dass die Organisatoren der Offensive gegen Rechts Steiermark hier Vollgas gaben, ist mittlerweile ja kein Geheimnis mehr, einer der Organisatoren sagte mir im Vorfeld dass sie aktiv Firmen (Sponsoren) informiert und motiviert hätten ihr Sponsoring einzustellen. Nun stellte sich heraus dass die Offensive Firmen sogar gedroht hätte Reputation von diesen zu fordern und sie als Unterstützer der rechtsextremen Szene zu brandmarken.
Die Brauerei Murauer welche das Ziel eines Shitstorms war, gab gegenüber dem Kurier bekannt, dass man gerichtlich dagegen vorgehen und seine eigenen Schlüsse daraus ziehen würde. Der GKR (Grazer Kooperationsring) und die anderen Firmen nehmen dies derzeit genauso auf und bereiten anbei einige Klagen vor.
Hat Graz gebrannt?
Also nein, die Stadt hat nicht gebrannt, aber die armen “faschistischen” Mistkübel schon.
Die Kundgebung verlief friedlich, dass man bengalische Feuer im Protestzug zuließ, war ein Fressen für die Zeitungen, die in ihrer Berichterstattung trotz hochtrabender Titel recht wenig weitergaben. Schon klar, nicht jeder kann so detailliert auf einzelne Ereignisse eingehen, dafür sind eben die alternativen Medien da.
Knapp 800 – 900 Menschen trafen sich um 17:00 Uhr am Süd-Tiroler-Platz zur friedlichen Demonstration Fasching statt Faschismus. Die im Vorfeld erwähnte aufgeheizte Stimmung, war lediglich durch die bengalischen Feuer gegeben. Laut Augenzeugen war das Feld der Beteiligten durchmischt, zwischen den friedlichen Protestlern waren ca. 150 schwarz gekleidete Gestalten (Schwarzer Block (?), Schwarze Pullis, teils mit und ohne Kapuzen) gesehen worden, die sich gegen 18:30 Uhr Richtung Jakominiplatz bewegten und darauf wartete dass sich die Demo auflöste und die Faschingskostümträger ihnen die Mauer macht.
Laut ungesicherten Berichten hatte die kommunistische Jugend die Order, nicht oder nur in geringer Zahl am Hauptplatz anzukommen.
Jedoch stellt das Fehlen namhafter und bekannter kommunistischer Größen aus Graz ein entsprechendes Indiz dar, welches sich schwer verleugnen lässt.
Mir wurde in einem Fall persönlich mitgeteilt, dass man eher die Distanz sucht, da das Verhalten der OGR Organisatoren durchaus als hysterisch wahrgenommen würde und man damit erst richtig Dingen einen Platz gegeben hätte, die bislang eher unter “unbedeutend” firmierten.
Dass bei dieser Veranstaltung, Karrieregedanken und politisches Kalkül eine Rolle gespielt hätten, würde ich den Veranstaltern nicht unterstellen.
Denn diesen ging es um das Prinzip, das solcher Art Feste keinen Platz in einem modernen Österreich hätten.
Welcome Back Clash of Culture, I missed you so much!
Ob sich dass die Andersdenker gefallen lassen, sei dahingestellt, aber der Kampf um die Meinungs- und Deutungshochheit war doch etwas amüsant zuzuhören. Darf man doch eines nicht Vergessen, am Grazer Akademikerball sind die Burschenschafter die Minderheit, neben den Burschenschaften, sind noch die Corps, Sängerschaften, Landsmannschaften und die Akademische Turnerschaft (ATV) vertreten, prominentestes Mitglied ist dort der ehemalige Wirtschaftsminister Martin Bartenstein.
Aber mit dem Protest ist nun ein Tabubruch entstanden, jetzt könnte man natürlich auch gegen den Tuntenball, Multikultiball und andere Veranstaltungen demonstrieren, wenn man wollte, bin gespannt wenn gegen einzelne Versammlungen demonstriert wird…
Wie man sich sicher kleiden konnte erklärte ich übrigens am Freitag, bei meinem politischen Wetterbericht, wer die Tipps für den Wiener Akademikerball nutzen will, sollte eine zusätzliche Polsterung einplanen.
Es traf auch mal die Falschen:
Neben Angriffen auf schlagende Couleurstudenten, kam es auch zu einem Angriff auf katholische Studenten, begleitende Damen und in einem Fall soll sogar am Jakominiplatz ein 70 Jahre “Alter Herr” attackiert und Krankenhausreif geschlagen worden sein.
In der Zeit zwischen 18:30 – 20:30 Uhr, gab es mehrere von mir, Kollegen und Freunden beobachtete Übergriffe im Bereich Kaiserfeldgasse/Raubergasse, Neutorgasse/Kalchberggasse, Marburgerkai Richtung Tegetthoffbrücke, Andreashoferplatz/ Tegetthoffbrücke Neutorgasse/Murgasse und Jakominiplatz/Eisernes Tor.
Daher bezieht sich der folgende Teil dieses Berichtes auf die Ereignisse in diesen Zeitabschnitten.
Ich machte mich kurz nach 19:05 Uhr vom Ostbahnhof kommend auf den Weg, nachdem mich ein Kollege anrief und meinte, ich könnte ohne Probleme kommen, eigentlich sollte ich Ecke Albrechtgasse/Hauptplatz kommen, wo sich die Hauptveranstaltung dem Ende zuneigte.
Da ich in der Schmiedgasse wegen einer Polizeisperre nicht mehr weiter kam, fragte ich einen freundlichen vermummten Demonstranten, ob ich über die Herrengasse ausweichen könnte, was er bejahte, eine Minute später ruf mich mein Kollege an und dirigierte mich zum Andreas Hofer Platz um. In der Schmiedgasse selbst, waren mehrheitlich Leute in Faschingskostümen anwesend, die teils stehend, teils sitzend die Polizeikette konterten.
Ich fuhr mit dem Rad über die Raubergasse in die Kalchberggasse ein und sah ca- 20 – 30 schwarze vermummte Teilnehmer_Innen die sich entlang der Museumsmeile Joanneum bis zur Neutorgasse/Kalchberggasse verstreut hatten, ich vernahm spanisch/portugiesische Sprachfetzen.
Als ich die Neutorgasse überquerte musste ich kurz stehen bleiben, eine vermummte Person schoss ein römisches Licht auf die Kette von Polizisten die über dem Joanneum die Straße abriegelten. Ein weiterer Aktivist warnte mich, ich blieb stehen die schwarz vermummte Person brach kurz das Feuer ab und ich fuhr weiter in die Kalchberggasse ein.
Kurz zuvor brannte dort ein Mistkübel die Feuerwehrmänner waren gerade zurück zu ihren Wagen der hinter dem Landesgerichtsgebäude in der Kalchberggasse aufgestellt war, gegangen. Vereinzelte Streifenpolizisten in gelben Warnwesten gingen in Richtung Neutorgasse zurück. Am Marburgerkai Richtung Andreashoferplatz angekommen konnte ich in die Horizontale versetzte Mistkübel auf den Rad-Fußwegen und umgeworfene Müllcontainer auf der Fahrbahn sehen, die anscheinend als Hindernisse für Einsatzfahrzeuge dort bugsiert wurden.
Nicht weit von dem brennenden Mistkübel in der Neutorgasse entfernt entlässt ein Taxifahrer seine Gäste in der Kaiserfeldgasse, Ecke Raubergasse kommt es dann zu dramatischen Szenen.
Fünf katholische Couleurstudenten und eine junge Frau die ihren Freund zum Ball begleitete werden von schwarz gekleideten gewaltbereiten Aktivist_Innen mit Grazer Dialekt angegriffen, eine blutige Nase, Verletzungen an einem am Arm, eine leichte Gehirnerschütterung und leichte Verbrennungen am Bein der Dame der unter ihrem Ballkleid ein Böller gezündet wurde, sind das Ergebnis der Attacke, bei der zwei Deckel (Kappen), der Verbindungsmitglieder gestohlen wurden.
Kann dies wirklich das Ziel solcher Proteste sein?
“Dazu ein ganzes klares Nein, aber wir können nicht jeden kontrollieren der am Protestzug teilnimmt”, sagt Johanna Mayr, Pressesprecherin der Offensive gegen Rechts die den Vorfall bedauert. Sie erzählt dass die knapp 1.000 Teilnehmer größtenteils friedlich waren und nach Auflösung der Proteste es zu 5 Verhaftungen / Identitätsfeststellungen kam, sowie zwei Demonstranten durch die Polizei verletzt wurden. Spanische oder portugiesische Stimmen hat Sie nicht gehört, jedoch bestätigte sie dass die kurdische Gemeinde zum Protest aufgerufen hatte.
Zurück zu den katholischen Couleurstudenten:
Die Mitglieder der nicht näher genannten katholischen Verbindung gingen in der Vergangenheit schon öfters zum Akademikerball, der Hauptgrund dafür lag in der Ausbildung junger Fuxen und Burschen. Diese sollen einmal sehen wie Burschenschaften und schlagende Verbindungen ihren Comment (Anstandsregeln) ausleben und Feste feiern, seltene Besuche auf den Buden von schlagenden Verbindungen sind übrigens durchaus üblich.
Und vor etlichen Jahren, war auch ich dort.
Dass es Berührungspunkte gibt, ist unbestritten, dass viele eher Zeit in die Abgrenzung investieren auch, da die Gewalttäter_Innen jedoch keinen Unterschied zwischen konfessionellen und schlagenden Couleur machen, ist das Risiko nicht gerade gering.
Kaum Vorstellbar was passiert wäre, wenn der Heimatsaal gestürmt worden wäre, wo katholische Studentenverbindungen das 10. Stiftungsfest (Gründungsfest), der katholischen Mittelschul-Mädchen-Verbindung Hesperia feierten.
CHAOS, FEHLANZEIGE, PROTEST JEDOCH VORHANDEN!
Mehr oder weniger bei jeder Polizeisperre gab es Sitzblockaden, oder Gegendemonstranten, zum Teil zur Ablenkung zum Teil hat es sich bei der Auflösung der Hauptdemonstration so ergeben. Auch wurden Transportfahrräder mit Warmgetränken in der Nähe mancher Cluster aufgestellt um die Demonstranten adäquat zu versorgen.
Die größere Ausschreitung in der Schmiedgasse habe ich jedoch nicht mitbekommen, da ich ab 19:30 Uhr am Andreas-Hofer-Platz verblieb und Aufnahmen machte.
Dort war es vergleichsweise ruhig, weder koordiniertes Vorgehen noch konzentrierte Aktionen waren zu vermelden, es hatte den Anschein, als hätte man die “Richtigen” aus dem Verkehr gezogen. Einmal musste ein Feuerwehrwagen durch und fuhr zu einem Löscheinsatz die Neutorgasse entlang in Richtung Murgasse, wo er dann auch stehen blieb.
Einige Minuten später schloss die Polizei die Zufahrt von der Tegetthoffbrücke und verstärkte dort ihre Präsenz. Im Gegenzug zu anderen Absperrungen durften hier Taxis und Autos durchfahren, Ballgäste wurden unter dem zornigen Ruf “Grazer Polizisten tötet die Faschisten” durchgelassen. Wie ein Scheunentor öffnete und schloss sich die Kette der Polizei, ohne das Unbefugte durchschlüpfen konnten.
Besagter Spruch stand nicht auf der Liste der Parolen die die Offensive gegen Rechts ausgab, bestätigte Johanna Mayr.
Da die beiden Zugänge vom Marburgerkai zum Andreas Hofer Platz jedoch offen waren, konnten Passanten wie auch Demonstranten ungehindert in den Platz einfließen, einzelne Attacken auf Ballgäste und Polizisten die über das übliche Handgemenge hinausgingen und mit Feuerwerkskörpern unterstützt wurden, waren die Folge. Unter der eingepeitschten Parole “Lieber ein Abszess am After als ein deutscher Burschenschafter” wurden zwei Junge Ballgäste attackiert, die Polizist_Innen vor Ort griffen ein und liefen nach, kurz danach knallte es während man “Nazi’s raus” hörte.
Eine Gruppe von ca. 20 vermummten Personen versucht zur selben Zeit über den oberen Marburgerkai einzufließen und stieß Mistkübel um, dabei wurde ein Täter verhaftet. Jedoch muss gesagt werden, dass am Andreas-Hofer-Platz die Zahl der Demonstranten niedriger war, als die der Passanten, Schaulustigen und Journalisten.
Wir verließen den Bereich gegen 20:30 und waren noch auf ein Bier gegangen, die Straßenbahnen fuhren danach auch normal den Hauptplatz an, von den Demonstrationen war beim eisernen Tor nichts mehr zu hören.
Die Bilanz des Abends (lt. meinen Quellen):
– Anscheinend bis 2 – 4 verletzte Demonstrant_Innen.
– Angeblich 15-25 verletzte Ballgäste.
– Eine zerbrochene Fensterscheibe.
– Vier Löscheinsätze der Feuerwehr (Zwei Einsätze selbst gesehen).
– Etliche angezündete und umgeworfene Mistkübel
– Mehrere Anzeigen, wegen tätlichen Angriffs, Diebstahls und
Körperverletzung.
Resümee von mir und meinem Kollegen:
- Die Demo bestand hauptsächlich aus Personen des Jung/Grünen-Nukleus zzgl. Dunstkreis SJ zzgl. Mitläufer – die KP versuchte als bald Abstand zu finden …
- Die Aufschaukelung der Geschichte und Szenerie waren eher Schüsse in den eigenen Ofen.
- Schwarzer-Block war eine Mischung aus kurios & grotesk, Singsang teils in spanisch pro Anti & Revolution, gegen Nazis & Antifeminismus & Sexismus & Kapitalismus & Faschismus & natürlich Burschenschafter …
- Protest mit Plakaten: pro höhere Löhne und für neue Arbeitsplätze; sowie riesigem Transparent: 1938 Gründe gegen Strache …
- Vom Südtirolerplatz marschierten geschätzt 800 los, mittendrin(!) der Schwarze-Block, und auf der Strecke Schmiedgasse … Kaiserfeldgasse/EisernesTor setzen sich diese (bis dahin sichtlich mitgeschlepptem) etwa 150 Randalierer ab;
- Während die gut 600 Demonstranten am Grazer Hauptplatz ein bisschen Musik hörten und darauf warteten wo sie sich in Teilen sodann “helfend” hinbegeben sollten, begannen die Randalierer in der Raubergasse und in der Neutorgasse und am Andreas-Hofer-Platz zu “wirbeln”
=> Radio-Helsinki mystifizierte live die Taten, glücklicherweise waren die “Schwarzen Blocker” derart dejustierte Typen, dass uns gröberes erspart blieb…
=> Die Polizei agierte trotz starken Aufgebots (200+ Mann) und Hubschraubereinsatzes, ruhig und deeskalierend…
FAZIT: Der Grazer Akademikerball wird wohl jetzt erst richtig bekannt werden, ob dass das Ziel der Demonstrationsorganisation war, glaube ich weniger.