Ich glaube ich fange diesen Artikel am besten mit folgender Behauptung an: „Die Völker Europas wollen kein Europa der Nationalstaaten, sie suchen nach einem vereinten Europa der Identitätsstaaten.“
Und damit heiße ich euch bei meinem 124. Artikel willkommen.
Setzen wir uns also in einen Wagen der die Mittelschicht der 1960er Jahre mobilisierte und das Wort Volksporsche schon vorweg nahm, ehe es noch im Gebrauch war und fahren wir mit dem FIAT 124 mit Vollgas durch die Identitätsfrage.
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Gestern und Vorgestern hatten wir Österreicher wieder Feiertage die nicht gefeiert werden und wenn ich mir meinen eigenen Artikel (18 August (k)ein Feiertag!) welchen ich am 18. August vor zwei Jahren veröffentlicht habe durchlese, kann und muss ich jedes Wort davon einmal mehr unterschreiben.
Die beiden Feiertage die ich meine sind der Geburtstag von Kaiser Karl 1. (17. Aug.) von Österreich-Ungarn und den von Franz-Joseph (18. Aug.).
„Der gelernte Österreicher hat sich mit dem Untergang der Monarchie im Grunde seines Herzens eigentlich bis heute nicht abgefunden, ja die Renaissance Altösterreichs (William M. Johnston) ist ein Phänomen, das heute auch jenseits der Grenzen wahrzunehmen ist – vor allem in Italien, wo in der aktuellen politischen Diskussion sehr häufig auf Altösterreich als Vorbild hingewiesen wird.“
Dieses Zitat aus dem Buch Auf der Suche nach Identität (Österreich – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Eine Synthese der Widersprüche), brachte Bruno Kreiskys Kronprinz Hannes Androsch bereits 1988 zu Papier.
Was uns fehlt ist die Vision und die Identität die uns ein solcher Gedenktag bringen sollte. Unsere Nachbarn und Geschwistervölker, also Tschechen, Süd-Tiroler, Trentiner, Friauliner, Polen, Triestiner, Slowenen, Kroaten, Ungarn, Ukrainer (Ruthenen), Bosnier, Slowaken und viele Andere hatten zwischenzeitlich nicht den Luxus, wie wir eigenständig zu bleiben und verloren im Zuge der letzten Jahrzehnte durch Kommunismus oder Nationalismus große Stücke ihrer eigenen Identität, die ihnen von anderen Kulturen gestohlen, respektive verboten wurde.
Uns wurde allerdings durch Parteikader erklärt dass nur mit den österreichischen Parteien die Kultur und Freiheit unseres Landes gesichert sei.
Ich frage euch: „Stimmt das wirklich?“
Es ist der Glaube an unsere Heimat das Ausbrechen aus dem Alltag, ein Durchschnaufen das meiner Meinung nach fehlt und in mir den 18. August zu einem Feiertag macht.
Sinn und Zweck eines Nationalen Feiertages sollte es sein die innere Identität eines Volkes und sein kulturellen Erbe abzubilden (nicht nur als Tourismusattraktion). Dies sollte nicht künstlich sondern auf eine natürliche Weise erfolgen, also aus Eigeninitiative des Volkes heraus, der Deutsche „Tag der Einheit“ würde z.B. dieses Kriterium vollkommen erfüllen.
Bei uns werden hingegen alle 10 Jahre Soldaten über den Ring im Gleichschritt geschickt und in den sonstigen Jahren wird am Heldenplatz eine steingraue Operettenarmee präsentiert, geschmückt von einer Angelobung an der junge Rekruten gegenüber greisen Parteisekretären den Treueeid auf die Republik schwören. Ob dies gelebter Patriotismus ist, bezweifle ich einmal.
Der wirkliche Grund für den 26. Oktober als Nationalfeiertag ist schon längst durch das Handeln unserer Politik unterhöhlt worden, die Neutralität gerade noch ein Feigenblatt.
Der Geburtstag von Kaiser Franz Joseph hingegen, ist mehr als nur ein romantisch verklärter Faschingsumzug im Sommer, er nimmt immer mehr und mehr den Rang eines Hoffnungstages ein, der stellvertretend für die Sehnsucht der Völker nach Einigkeit, Frieden und innerer Vervollständigung steht. Dies zu verstehen braucht etwas und ohne den Besuch der Kaisermesse fehlt ein entscheidendes Element.
Die danach stattfindende Parade ist dem alten Pomp geschuldet, visualisiert aber gut was es bedeutet hat, in dieser multiethnischen Armee gedient zu haben.
Dass ich aber mit diesem Denken wirklich nicht der Einzige bin, zeigte sich an einem kleinen Beispiel. Ich rechnete Gestern, respektive Heute mit der Antwort auf ein E-Mail. Wie sich aber herausstellte, war der Süd Tiroler Landtagsabgeordnete mit dem ich aktuell auch wegen einer Story (Doppelstaatsbürgerschaft und Selbstbestimmungsrecht) in Kontakt bin, anlässlich des Kaisers Geburtstags ( Beitrag: Kaisermesse und Parade) in Bad Ischl.
Denn vor allem für sogenannte „Altösterreicher“ ist dieses Fest – egal wo es stattfindet – ein seelisches Durchatmen und ein wichtiges Ereignis um die eigene Identität zu festigen.
Die Uniform, oder Tracht spielt für viele Menschen natürlich eine wichtige Rolle, ich trug zum Beispiel weder das eine noch das andere, dafür steckte ich mir immer den Doppeladler aufs Revers. Heute brauch ich das auch nicht mehr, der Doppeladler sticht schon längst aus meinen Augen heraus (Wäre einmal eine Idee für Kontaktlinsen).
Und wenn Franz Joseph in diesen Tagen nach Bad Ischl, Triest und Cormons von seiner Wolke runter schaut, wird er wohl ein zartes Lächeln auf seinen Lippen haben. Neben ihn, schaut dann wohl auch Franz Ferdinand hinunter und beide sagen zueinander: „Ganz so falsch könn ma doch net glegen hoabn.“
Identität ist mehr, als sich in die Tracht zu zwängen und folkloristische Lieder zu singen. Es ist ein Element, auf dem wir viel von unserem eigenem Leben aufbauen. Woher wir unsere Identität nehmen spielt dabei weniger eine Rolle als die Tatsache, dass wir jeder für uns selbst eine haben.
Gott erhalte…