Die gute Nachricht zuerst, nicht nur dass die Vorratsdatenspeicherung der vorläufig der Geschichte angehört, auch das österreichische TOR-Verbot war nur eine Zeitungsente, es geht lediglich um die Nutzung und Unterstützung von kriminellen Machenschaften mittels des TOR-Netzwerkes.
Im letzten Beitrag erwähnte ich ja das berühmte Servicebuch von Mercedes und dass sehr viele andere Firmen dies nachmachten, dass ist natürlich heute Teil der Garantievereinbarung und wehe man lässt ein Hauptservice aus.
Unternehmen können unter Umständen dann Garantieleistungen versagen und bei den Rückrufaktionen der letzten Jahre ist schon einmal nur wegen des öffentlichen und medialen Drucks nicht der Kunde zur Kasse gebeten worden, auch Kulanzlösungen werden immer seltener, aber man will nicht so sein (der Satz kommt mir ja bekannt vor.).
Firmen haben halt das Bedürfnis Geld zu machen, dass man sich mit Serviceleistungen zusätzlich ein Körberlgeld machen will, steht nicht nur in jedem BWL Lehrbuch. Insbesondere Spielereien wie das Akkuwechseln bei Appleprodukten sind ja bekannte Probleme.
Tiefer gehen mittlerweile Versicherungen, insbesondere in letzter Zeit werden immer wieder Zahlungen von Behandlungen mit dem Verweis auf Vorschäden verweigert. Natürlich haben diese Institutionen kein großes Interesse alles zu zahlen, dies ist nachvollziehbar, doch wie weit das Kontrollbedürfnis bereits greift hat selbst mich überrascht.
Hier geht es darum dass der Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ immer stärker zum Tragen kommt, sei es nun in Form einer Schadensprüfung (Gutachten, Polizei-,Feuerwehr-, Arztberichten), von Detektivarbeit oder anderen Methoden einer Überprüfung des Schadensherganges.
Wenn man also einen wirklich harten Kurs fährt dann sieht bei einer wirklichen Kontrolle aller Lebensabschnitte und Bewertung jedes einzelnen Fehlers Nord Korea wie ein liberaler Staat aus.
Hier geht es dann nicht um die Möglichkeit des Hausarztes den Puls via Internetverbindung beim laufen zu messen und seinen Patienten per Videokonferenz auf eventuelle Probleme hinzuweisen. Es geht da viel härter zu, das was ich mir vorstelle geht in die Richtung du kriegst eine Behandlung durch die Krankenkassa nicht bezahlt, wenn Du deine Knie über viele Jahre schädigst weil Du mit zu niedriger Trittzahl Fahrrad fährst.
Wenn ein Unternehmen also wirklich tief in deine Privatsphäre eingreift, schaut die Stasi dagegen wie ein Pfadfinderverein aus.
Frage 2: Wie schaffe ich ein Bewusstsein für eine Misstrauensgesellschaft?
Der Begriff fiel am Grazer Barcamp im April, dort habe ich auch während einer Session mitgefilmt, dieser Film wird demnächst einmal online gehen.
Eine Misstrauensgesellschaft fußt in einem Bedrohungsszenario dass sich auf mehreren Ebenen aufbaut, mit dem Argument der Bekämpfung des Terrorismus werden Maßnahmen zur Beschneidung der Privatsphäre begründet.
Da geht es im Detail um gesellschaftliche wie auch technische Richtlinien die auf Basis unterschiedlicher Bedrohungen eingeführt werden.
Vorratsdatenspeicherung, Verschärfung von Überwachungsmaßnahmen (Kofferbomben auf Flughäfen und Bahnhöfen), das Bewusstsein schaffen von Gefahren durch illegale Zuwanderer und verschärfte Regeln bei Arbeits- und Reisevisa inklusive. Manche Regierungen gehen soweit dass Sie bis zu einem gewissen Grad fast alles was gegen Gesetze verstößt zu terroristischen Akten und oder Machenschaften erklären. Und spätestens bei den Propaganda- und Gleichschaltungsmaßnahmen der Presse geht man soweit die gesamte Gesellschaft darauf einzuschwören.
Die Misstrauensgesellschaft zeigt ihr Gesicht in recht banalen Akten. Das Anlassfälle (Bombenanschläge die angeblich verhindert wurden) vor allem in deutschen / „amerikanischen“ Medien hoch geschaukelt werden und in Themendiskussionen wie „Kontrolle und Prüfung“ enden liegt halt an einem gewissen Wahn der aber schon im kollektiven Bewusstsein der dortigen Bevölkerung verankert ist und einmal mehr angefüttert und hoch gekocht wird.
Ein Detektiv am Eingang/Ausgang eines Kaufhauses, Alarmanlagen an den Türen, Kameras an öffentlichen Orten, die Kontrollen von Einkaufssackerln durch Sicherheitspersonal, die Präsenz der Ordnungswache auf den Strassen, Verbots-/Gebotsschilder und eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen sorgen für eine sichtbare Präsenz der Überwachung. Vieles davon haben wir schon unkommentiert, oder als Teil unseres Alltages hingenommen und akzeptiert.
Ein Beispiel wo wir das weniger akzeptieren sind die strengen Fluggastkontrollen die viele Menschen hinnehmen, aber nicht alle verstehen den Sinn und Zweck der hinter diesen Maßnahmen steckt, dass dahinter auch eine Industrie steckt die daran interessiert ist Aufträge zu bekommen, erläutere ich weiter unten.
Mit viel Kopfschütteln und Facepalms wurden hingegen das Punk, Alkohol- und Bettelverbot am Grazer Hauptplatz und letzteres auch in der Herrengasse bedacht.
Die Misstrauensgesellschaft verlangt auch ein hohes Maß an Züchtigung der Bevölkerung durch die Medien (Print und TV) und weißt in Wissensmagazinen, Reportagen, Dokumentationen und Konsumenteninformationssendungen darauf hin was alles erlaubt und verboten ist und wie dies geahndet wird.
Das fängt vom Einsatzzweck von modernen Segways an, zeigt Polizisten und Ordnungswachen bei der Arbeit und erklärt die wichtige Aufgaben von Versicherungsgutachtern, Stromabschaltern und weiteren Hilfssheriffs zur Durchsetzung von Recht und Ordnung, dass häufig hier auch die Interessen von privaten Firmen auch durchgesetzt werden ist ein anders Thema.
Ich will hier auch nicht sagen dass die Unternehmen nur als böse Sheriffs von Nottinghams die Robin Hoods dieser Zeit verfolgen, so ist es wirklich nicht.
Der Kunde wird aber zu einem medial dressierten Konsumenten erzogen der brav kaufen und Spuren soll, dass es heute noch so etwas wie einen Konsumentenschutz gibt grenzt meiner Meinung nach schon fast an ein Wunder. Denn wer die Wirtschaft nicht unterstützt und vielleicht sogar Nachbesserungen fordert kommt ja heute schon unter den Verdacht ein Staatsschädling zu sein.
Andererseits sind Unternehmen heute schon ziemlich unter Beobachtung und geben „Millionen“ für Imagekampagnen und karitative Projekte aus, denn besonders große Konzerne wollen ein positives freundliches Bild von Ihnen in die Öffentlichkeit projizieren.
Frage 3: Wie kann man dies ändern?