111, ja wir sind bei Bilbo Beutlings Geburtstag angelangt. Der kleine Recke aus dem Auenland ist ja der Hauptcharakter aus „Der kleine Hobbit“ der im kommenden Dezember (bitte das sind nur noch 5 Monate), erneut die IMAX-Leinwände unsicher macht und mit einem bombastischen Feuerwerk wohl den bösen Drachen Smaug in die Knie zwingen wird.
Der Schmäh wurde mir aufgelegt und bevor ich mit dem nächsten Artikel die Überwachungsgesellschaft anprangere und demnächst der 2. Teil von Inside Politics Episode 10 folgt, geht’s mal in Richtung Retro. Ich wollte nämlich schon die längste Zeit einen Beitrag über den Retro-Trend unter anderem auch in der Filmwelt schreiben und habe ein paar bemerkenswerte Sendungen ausgesucht.
Wer ein bisserl durch die heimischen und internationalen Youtube-Channels, oder anderen Vertriebskanäle stöbert, findet eine ganze Menge von Serien und Programmen die in ihrer Stilrichtung durchaus den 1960ern und 70er Jahren sehr nahe kommen, respektive in dieser Zeit spielen.
Nein, damit ist jetzt nicht Catch me If you can gemeint, aber der Film ist ein Beispiel dafür wie man einen Hauch des Stils jener Zeit versucht in die Gegenwart zu transportieren. Auch J.J. Abrams Kinofilm Super 8 nahm sich da gehörige Anleihen und fuhr in 112min ein 70er Jahre Nostalgie-Programm erster Klasse ab, aber er hatte da auch von Steven Spielberg gehörige Hilfeleistungen erfahren.
So anschnallen bitte, es geht in die swinging Sixties, in Zeiten wo die Mini-röcke nicht Mini genug sein konnten, ein Mini echt noch ein Kleinwagen war und großgebaute Männer wie ich am besten eine Göttin gefahren sind, weil ein Mercedes für Männer mit mehr als 1,80 Körpergröße eine gewisse Zumutung darstellte.
============ Möge der FILM-Abend beginnen =================
Stellt euch nun vor, ihr sitzt auf euren gemütlichen beige-grau karierten Stoffsofa und schaut in einen kleinen Farbfernseher mit 40 cm Bildschirm-Diagonale, wir zappen einmal durch diese Welt am Ende der 60er Jahre, als das Farbfernsehen noch jungfräulich und neu war.
20:15h, PAN AM:
Come fly with me dröhnte es damals aus den geschwungenen im Turbinen-, oder Raketendesign gehaltenen Radios. Frank Sinatra war ein Held und der Chansons nicht nur ein Wortstück des Grand Prix Eurovision de la Chanson, sondern auch eine der führenden Mainstream Musikrichtungen. Die Beattles und die Rolling Stones rockten zwar schon gehörig mit ihrer Beat-Musik die Konzerthallen, waren aber nur ein Teil einer damals sehr breiten Musikkultur.
Jedoch zurück zu den Engeln in Blau, denn die spielen in der witzigen und leider nur zu 14 Episoden gekommenen Serie PAN AM eine wichtige Rolle. Die 5 Stewardessen sind neben den beiden Piloten im ständigen Zeitstress, weisen die Passagiere ein und bringen sie zu ihren Plätzen. Interkontinentalflüge waren damals noch etwas besonderes eine gewisse Herausforderung für die Crew und Passagiere. Bei ihren Flügen durch die Welt kommen natürlich auch Erinnerungen hoch und die Crew und der Zuschauer erlebt auch häufig in Rückblenden historisch bedeutende Momente, (Schweinebucht Disaster, Kennedy Rede in Berlin etc.) und wird sogar von der CIA rekrutiert.
Das zeigt Tiefe und bringt dem Zuseher die Erlebnisse der Besatzung des Düsenjets näher, denn sie haben viel erlebt bevor sie sich entschieden in den Liniendienst einzusteigen. Eine menschliche Serie mit viel Pathos und klassischen Rückzugsgefechten und dem Hinweis dass hinter jedem abgewogenen Körper in Uniform (echt genial die Damen auf der Waage 😉 ) und einer mit von Makeup und Haarsprey verfeinerten Fassade auch eine menschliche Seele steckt, die simpel gesagt nur überleben will.
Übrigens noch eine kleine Anekdote zur Beatmusik, ich übergebe an Genossen Erich Honecker und seine Erklärung warum die Freie Deutsche Jugend in ihrem Programm DT64 den taktischen Sinn der Beatmusik nicht erkannte und der kapitalistisch-imperialistische Gegner diese Form der Musik dafür nutzte die sozialistische Jugend durch gezielte Übersteigerung der Beat-Rythmen in Ekstase zu versetzen.
21:10h, Mad Men
Einer der Gründe für die Produktion von PAN AM war wahrscheinlich auch der Dauerbrenner Mad Men eine Serie die seit 2007 sehr erfolgreich auf FOX läuft und die in einer fiktiven Werbeagentur in New York spielt, Klapse auf den Po der Sekretärinnen, Zigaretten und Zigarre rauchende Mitarbeiter, graue Gilets, schwarze Nickelbrillen oder Wayfarers und gestreifte 3-5 Zentimeter breite Schlipse (Krawatten) gehören da natürlich zum Stil einer solchen Serie. Technisch findet man natürlich auch Gadgets vom Feinsten, in dieser im Umbruch befindlichen Welt. Angefangen von den Festnetztelefonen mit Wählscheibe (damit lernte ich noch umzugehen) den Schreibmaschinen (elektromechanische Typenschreibmaschinen, oder mit Kugelkopf) bis hin zu den letzten Wagen mit Heckflossen und riesigen Speichenlenkrädern, natürlich noch ohne Gurte an den Sitzen.
In Mad Men geht es natürlich nicht nur um solche Stilfragen, sondern selbstverständlich auch um Menschen und deren Umgang mit Klischees, Vorurteilen auf Basis von rassischen Argumenten, Macht und dem Geschlechterkampf, denn Frauen spielten damals nur die zweite oder dritte Geige, so wie dies bereits in PAN AM gezeigt wird.
Wer sich wundert warum nur wenig oder kaum farbige Personen zu sehen sind, das liegt an vielen Gründen, Martin Luther King war einer der ersten die in dieser Welt die von Weißen beherrscht wurde die Tür aufstieß, doch es sollte noch eine ganze Weile dauern bis auch Organisationen wie die NASA und andere höhere Schulen Schwarzen voll zugänglich waren.
22:05h, Prof. Alfons Proebstl
Deutschland nannte man damals sehr häufig die BRD, oder die Bundesrepublik, seltener die DDR. Alfons Proebstl war schon mal in meinen Block, aber als Pausenfüller pünktlich um Zehn bevor die letzte Sendung dieses Fernsehabends beginnt, reicht er alle Mal.
Proebstl ist in diesem Fall das konservative schlechte Gewissen einer Generation, die den Wiederaufbau und das Wirtschaftswunder auf ihren Schultern trug und mahnt zur Vorsicht. Insbesondere warnt er davor wie wir mit unserer Gesellschaft und unseren eigenen Werten in einer sich veränderten Welt umgehen. Er fasst es punktgenau und unbarmherzig zusammen und jeder Politiker kriegt bei ihm sein Fett weg, ob dies Merkl, Öttinger, Gabriel oder sonst wer ist, Proebstl ist unbarmherzig und rechnet mit absolut jedem Politiker oder Gesellschaftskritiker ab.
Wer lernte von euch noch mit Schreibmaschinen umzugehen, oder Stenographieren?
Egal, für die nächste Serie braucht ihr diese Fähigkeiten sowieso nicht.
22:10h, STAR TREK
Eigentlich müssten wir uns auch mit Alister Maclaine und seinem Märchen von Übermorgen beschäftigen, aber die Raumpatrouille Orion behandeln wir später einmal genauer.
Star Trek stieß damals die Tore weit auf, Rassentrennung, Geschlechterkampf, Fortschrittsdenken, spannende Geschichten und die Überwindung von gegenseitigen Problemen standen ganz oben auf der Liste der Geschichten welche die geltende Doppelmoral infrage stellte. Gene Roddenberry und sein Team brachten mit ihrer Science Fiction Serie Themen auf den Bildschirm die nie ein Mensch zu vor gesehen hatte, die für heutige Verhältnisse billig anmutende Serie mit Computerbildschirmen die durch wellenschlagende Poster auf Glasscheiben dargestellt wurden, war damals die teuerste Fernsehserie am denkbar schlechtesten Sendeplatz , Freitags um 22:00h (Ab der 3. Staffel).
Vielleicht war man damals noch nicht soweit, heute ist die Serie mit ihren Spin Offs Kult. Dass die Serie nach wie vor Potential hat und dabei gar nicht alt aussieht, beweisen nicht nur die überarbeiteten Folgen der Remastered Reihe sondern auch die Fan Produktionen Star Trek Phase 2 und Star Trek Continues.