Polizeiruf 110 ist glaube ich die einzige Fernsehserie die aus dem DDR Fernsehen übernommen wurde. Sie war in den 1970er und 1980er Jahren hinter der Mauer ein wahrer Straßenfeger und selbstverständlich die sozialistische Antwort auf den imperialistischen Tatort der ARD.
Übrigens hatte die Stasi beim Korrekturlesen der Drehbücher ein gehöriges Wort mit zureden.
Ich habe passend zur DDR zwei tolle Beispiele für sozialistische Meinungsbildung diesem Beitrag hinzugefügt. Die Bilder aus „Good-Bye Lenin“ passen wie die Faust aufs Auge zur musikalischen Untermalung durch das Lied „Der Volkspolizist“, gesungen von einem Kinderchor der DDR.
Auffallend ist dabei der sich immer wieder wiederholende Refrain „Der Volkspolizist der es gut mit uns meint. Der Volkspolizist ist unser Freund!“ welcher schon im Kindesalter den Kindern eingeimpft wurde. Diese Meinungsbildung dass die Polizei dein Freund und Helfer ist und Du daher immer alles auffällige der Polizei zu melden hast, führte erst so richtig zur Totalität des Überwachungsapparates der DDR.
Wir Österreicher können ein Liedchen davon singen. Franz Olahs Aufdeckungen über den Überwachungsapparat des öst. Innenministeriums in den 60er Jahren, oder die enorme Furcht vor der STAPO (Staatspolizei, heute BVT) in der Bevölkerung sind da nur zwei Exemplare vieler Geschichten die bei uns passiert sind.
Zurück zur Gegenwart:
Auch wenn die flächendeckende Vorratsdatenspeicherung bei uns nun „aufgehoben“ wurde, so überkam mich doch eine gewisse Skepsis als Android Vizepräsident Sundar Pichai die Statistiken präsentierte welche aussagen, was die Android User so alles mit ihren Smartphones treiben.
Da ist dann schon ein Punkt erreicht wo ich mich frage, wie weit lassen wir uns eigentlich in die Privatsphäre schauen?
Aber gehen wir nochmal zurück zu Zeiten des existierenden Realsozialismus.
Da gab es auf der Westseite von Mercedes Benz die Unfallhilfe und die Wartungsbücher in denen alles festgehalten wurde, was jemals an einem Benz zu Bruch ging. Auf solchen Dingen basiert übrigens der gute Ruf den Mercedes Benz einst genoss und die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge unterstrich, weil die Verbesserungen auf Basis dieser Erfahrungsberichte in die Modellentwicklung einging. Mercedes war ein echtes Ingenieursauto, wo man sich Gedanken über den Alltag machte und praktische Erfahrungen in die Konstruktion einbezogen wurden. Diese Konzept wurde von sehr vielen Unternehmen übernommen und im Laufe der letzten 20 Jahre automatisiert.
Ja Kinder, es ist noch gar nicht so lange her das Werkstätten weder Internetanschluss noch Computerdatenbanken hatten und wenn, dann verschickten Sie die Disketten mit den Exceltabellen und Berichten darauf per Post an die Service-Zentralen, oder verschickten die Geschäftsdaten wie – Libro es noch vor 9 Jahren tat – via „Billa-Leitung“, also so ein prähistorisches 56k Zeugs an die Zentralcomputerdatenbank.
Die Deutsche Gründlichkeit die ihren Kern im Verbessern ihrer Produkte hatte, hat auch eine andere Seite die weit in die Privatsphäre eindringen kann.
Ein Beispiel aus der modernen Smartphone-Gesellschaft. Es gibt ja diese gesetzliche Verordnung die besagt dass die Lautstärkenausgabe bei MP3 Playern und oder Smartphones bei angesteckten Kopfhörern einen gewissen Dezibelpegel nicht überschreiten dürfen. So, jedes Mal wenn ich über den erlaubten Pegel drüberschalte dann bekomme ich eine Mitteilung dass ich dadurch mein Gehör schädigen könnte.
Was wetten wir dass dieser Hinweis ganz sicher auch an Google geht und die das irgendwo abspeichern?
Vielleicht fließt eine solche Information in naher Zukunft in die Gesundheitsdatenbank ELGA ein und Du darfst dann im Falle eines Gehörproblems die Rechnung selber zahlen. Ok, rein rechtlich gesehen wäre das wie man es ja jetzt tut Versicherungsbetrug, aber durch eine solche Überwachungsmaßnahme bevormunden die Versicherungen ihre Kunden, denen man es ja grundsätzlich nur gut meint.
Aber, „Gut gemeint, ist eben das Gegenteil von gut gemacht“, und so treffen Freiheits- und Sicherheitsbedürfnisse wiedereinmal diametral aufeinander.
Im Übrigen, ich habe mir vor ein paar Wochen wieder einmal einen Sansa Clip (Ein Micro-MP 3 Player) gekauft, vor zwei Jahren hatte ich schon einmal einen der mir dann eingegangen ist (keine Ahnung warum). Interessant finde ich zwei subjektive Eindrücke, mir kommt nämlich vor dass der Akku anscheinend schwächer ist als früher und die max. Lautstärke meines Erachtens nach wesentlich gedrosselt wurde, dafür wurde das Gerät um 15 Euro billiger.
Zum Unterschied vom Smartphone wird hier eben der Kunde direkt und offline mit einem schwächeren Gerät ausgestattet. Hier findet also die Bevormundung (wenn überhaupt) nur bei der Auslieferung eines Produktes statt.
Wie diese Form der „Postprivacy Era“ wie man dazu auf Neuösterreichisch sagt, weitergehen soll kann man nur erahnen, denn es hat wie ich oben bereits angesprochen habe ja auch Gründe warum dies gemacht wird.
Man darf aber auch nicht vergessen dass die Sache erst so richtig begonnen hat und Firmen immer mehr und mehr in diesen gesamtgesellschaftlichen Überwachungsapparat eingebaut werden. Eine neue Technologie hat immer auch Bestandteile eines Unterdrückungsmechanismus eingebaut um die bestehende Gesellschaft nicht übermäßig zu gefährden. Näheres dazu im nächsten Blog.
Fortsetzung folgt….